Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
hatte Niklas recht und er war ein Arschloch geworden. Diese Autofahrt mit Lena an seiner Seite erinnerte ihn an seine alte Welt. Eine Welt, die ihm plötzlich viel reizvoller vorkam, als die, in der er in letzter Zeit lebte.
Sein Entschluss hatte sich noch mehr gefestigt: Er würde ihr von der Wette erzählen. Gleichzeitig hoffte er, es wäre auch das Thema, über das Lena mit ihm sprechen wollte.
Ebenfalls fragte er sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn er sie auf die Terrasse des Strandlokals führte. Denn von dort aus konnte Lena nicht nur die Bucht von Palma, sondern auch die Kathedrale sehen, nach der sie sich noch vor wenigen Minuten den Hals verrenkt hatte. Er ließ den Paseo Marítimo hinter sich, bog rechts ab und fuhr weiter an den Hafen von Portixol.
***
Vor einem kleinen Hafen bog Marcel rechts ab. Auf einem Parkplatz stellte er den Jeep ab und Lena bedauerte, dass die Fahrt schon vorüber war. Sie hätte noch stundenlang so über die Insel fahren können.
»Hast du Hunger?«, fragte er sie.
Nachdem sie nun angekommen waren und vor einem Restaurant am Strand standen, bemerkte sie, dass sie tatsächlich hungrig war. Nur ob sie etwas in ihren Magen brächte, konnte sie nicht so recht einschätzen. Das anstehende Gespräch würde alles andere als erfreulich verlaufen. »Nicht so richtig«, sagte sie und dachte, zur Not könnte sie, wenn es zu unangenehm liefe, aufstehen und sich von einem Taxi nach Hause bringen lassen.
»Der wird dann schon kommen«, meinte er, schloss den Wagen ab und ging voraus.
Lena folgte ihm. Das eingeschossige Lokal war komplett in Weiß eingerichtet, und auf der Terrasse standen gemütlich aussehende Loungemöbel. Sie spazierten über einen kleinen Holzsteg, der offenbar aufgebaut worden war, damit man nicht im Sand gehen musste, und sie entdeckte, dass am Strand Liegestühle und Sonnenschirme aufgestellt waren. Nur noch wenige Gäste fläzten sich auf einigen Liegen. In einer solchen Location war Lena bislang nicht gewesen, und sie ahnte, dass der Besuch eines solchen Lokals für ihren Kontostand auch niemals eine Option wäre. Vielleicht um einen Kaffee zu trinken, aber das Essen würde ähnlich teuer sein, wie im Isolde . Als sie die Stirnseite des Gebäudes erreicht hatten, stand sie auf einer großen Terrasse, die im Sand errichtet worden war. Der Ausblick verschlug ihr die Sprache. Ein breiter Strandabschnitt lag vor ihr und in einem Halbbogen reihten sich die Häuser wie an einer Perlenkette auf, bis direkt vor ihr die Kathedrale zu entdecken war. Sie lag zwar weit entfernt und wirkte fast wie ein Spielzeughaus, trotzdem war sie noch deutlich zu erkennen.
»Nachts ist der Blick noch schöner«, meinte Marcel, der sich zu ihr herumgedreht hatte und sie ansah. »Wo möchtest du sitzen?«
Die Terrasse war nur von einigen Gästen besucht, und so standen mehrere Tische zur Auswahl. Lena zuckte mit den Schultern.
Marcel entschied für sie. Er setzte sich an einen Ecktisch mit Blick aufs offene Meer, sodass Lena freie Sicht auf die Bucht hatte, wenn sie zu seiner Linken Platz nahm.
»Gefällt es dir?«, fragte er.
»Mir fehlen die Worte. Ich meine, der Hafen in Portals ist schon was Besonderes, zwar alles sehr versnobt, aber trotzdem schön, doch das hier ...« Lena machte eine ausladende Handbewegung. »... ist die herrlichste Terrasse, auf der ich jemals gesessen habe.«
Ein Kellner in schwarzer Hose und weißem Hemd trat an ihren Tisch. Marcel bat um die Karte. »Was möchtest du trinken?«
»Ein stilles Wasser«, antwortete Lena.
Dasselbe bestellte er für sich, bevor er sich in den Stuhl lehnte und sie ansah. Sie sah ihm an, dass er darauf wartete, sie würde etwas sagen. Um dem Gespräch noch für einige Zeit ausweichen zu können, sah sie an ihm vorbei und setzte die Sonnenbrille auf, um unbemerkt zwischen ihm und der Strandpromenade hin- und hersehen zu können.
Eine junge Kellnerin im gleichen Outfit wie der Kellner brachte die Karte. Lena bedankte sich und verschanzte sich dahinter.
»Du wolltest mit mir etwas besprechen?« Marcel sah sie über die Speisekarte hinweg an.
»Lass uns erst bestellen, okay?« Lena entschied sich für Pasta mit Krebsfleisch und einen gemischten Salat.
Der Kellner brachte das Wasser. »Haben Sie schon gewählt?«
Marcel sah sie fragend an und sie nickte. Mit einer lockeren Handbewegung forderte er sie auf, ihre Bestellung aufzugeben. Er selbst orderte ein Filet Mignon mit Ofenkartoffeln und Gemüse.
Nachdem der
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