Yoga-Tools Fuer Super-Manager
Raja-Yoga der Geisteskontrolle von Patanjali ist für Svatmarama letztlich die vollkommene Yoga-Form, doch Hatha-Yoga ist ein großer Schritt dorthin. Die Yoga-Tools aus diesem Buch finden sich vielfach schon bei Svatmarama. Daneben sind die Gheranda Samhita und die Shiva Samhita aus dem 17. und 18. Jahrhundert unsere wichtigsten Quellen des Hatha-Yoga.
Der fliegende Guru
Yoga verleiht Flügel und Superenergie – davon gehen zumindest die alten Yoga-Gelehrten aus. Patanjali widmete ein ganzes Kapitel seiner Yoga-Sutra den sogenannten Siddhis, das sind übernatürliche Kräfte, die der Yogi quasi als Nebeneffekt bei seinen Übungen erlangen kann. Indem er die Konzentration auf bestimmte Dinge oder Lebewesen richtet, dringt er in diese ein und kann so auch von deren Kräften profitieren. Er wird stark wie ein Elefant, kann in die Vergangenheit und in die Zukunft sehen, kann trockenen Fußes und unbeschadet über Wasser und Dornen gehen, erlangt ein Supergehör, einen Superblick und eine Supernase, er versteht alle Sprachen, wird leicht wie Watte und kann im Raum umherschweben, oder er wird kleinwie ein Atom oder ganz unsichtbar. Patanjali warnte allerdings davor, diese Superkräfte als ausschließliches Ziel von Yoga anzustreben. Denn das führe unweigerlich zur Egomanie. Auch die Trantiker und Hatha-Yogis weisen auf diese Superkräfte hin. Ob diese eher im übertragenen Sinne oder sogar wörtlich gemeint sind, muss der Yoga-Übende selbst herausfinden. Die Tools für Supermanager liegen bereit.
Modernes Yoga
Das Yoga, das heute in den Yoga-Studios weltweit in vielen Varianten gelehrt wird, ist im Grunde das aus dem Tantrismus abgeleitete Hatha-Yoga. Die meisten modernen Hatha-Yoga-Schulen gehen auf einen Lehrer zurück, Tirumalai Krishnamacharya (1888–1989) aus dem südindischen Mysore. Er hat die alte Yoga-Tradition aus der Ecke der Mönche und Asketen geholt, sie neu belebt und dann zunächst in Indien und später –über seine Schüler – auch weltweit bekannt gemacht.
Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Weiterentwicklung von Asanas für die Anforderungen des modernen Menschen sowie die Yoga-Therapie, also die Anwendung einzelner Asanas und Übungsreihen für bestimmte Symptomatiken. Er soll dabei auch westliche Therapien und Übungen berücksichtigt haben. Die Betonung des Kopfstandes und der stehenden Haltungen im heutigen Yoga sind auf ihn zurückzuführen, auch die Betonung des Ausgleichs von Körper, Geist und Gefühlen. Seine Schüler haben Yoga-Schulen mit weltweiter Anhängerschaft gegründet, darunter sein Sohn T.K.V. Desikachar (Vini-Yoga), sein Schwager B.K.S. Iyengar (Iygenar-Yoga) und K. Pattabhi Jois (Ashtanga-Vinyasa-Yoga), der 2009 starb.
Ein Altersgenosse von Krishnamacharya, Swami Sivananda (1887–1963) aus dem nordindischen Rishikesh sowie dessen Schüler Swami Vishnu Devandana (1927–1993) haben ebenfalls dazu beigetragen, Yoga im Westen zu etablieren. Die Traditionenvon Krishnamacharya und Sivananda kreuzen sich. So hat Krishnamacharya als Junge in Sringeri in demselben Tempel Yoga gelernt, auf den Sivandana seine Traditionslinie zurückführt. Auch die Schüler von Sivananda haben wichtige Yoga-Schulen gegründet, wie Swami Satyananda (Bihar School of Yoga) und Swami Satchidananda (Integrales Yoga), der durch seinen Woodstock-Auftritt bekannt wurde.
Im Westen ebenfalls bekannte Yogis des vergangenen Jahrhunderts wie Swami Vivekananda (1863–1909) und Sri Aurobindo (1872– 1950) beschäftigten sich stärker mit Raja-Yoga als mit Hatha-Yoga. Allerdings weckte Vivekananda durch seine berühmte Rede vor dem Weltparlament der Religionen 1893 in Chicago das westliche Interesse an Yoga.
Die Zukunft von Yoga
Das Yoga heute kann auf einen historisch gewachsenen Schatz an Erfahrungen über die Beziehung von Körper, Geist und Gefühlen zurückgreifen. Als Übungsweg und Therapieform ist Yoga aber keineswegs abgeschlossen. Vielmehr hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Verbindung westlicher – moderner wie traditioneller – Gesundheitstechniken und Therapieformen mit der Yoga-Tradition als sehr produktiv erwiesen. Allerdings bietet nicht alles, was mit einem neuen Etikett auf dem Yoga-Markt erscheint, auch einen neuen Inhalt. Einer der wichtigsten Forscher auf dem Gebiet der Asanas ist B.K.S. Iyengar. Im Laufe seines Lebens hat er einzelne Übungen und Übungsreihen immer wieder angepasst oder neu „erfunden“.
Was noch fehlt, ist eine Anpassung der Yoga-Philosophie an
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