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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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hätte. Sie erwartete doch nicht, von einem Tag auf den anderen Erfolg zu haben, oder? Nicht, wo die Kunstwelt doch offensichtlich so launisch war.
    »Hör auf.« Sie legte mir eine Hand über den Mund. »Hör einfach auf, Lexi. Hier ging es nie um die Kunst. Es ging immer um mich .«
    »Was …«
    »Gott, ich weiß es nicht! Ich dachte, Kunst wäre der Weg, all das zu umgehen, etwas zu hinterlassen. Aber nach heute Abend … Es ist mir einfach egal, Lexi. Mir ist egal, was irgendwer über mich denkt, wenn ich verschwunden bin, mir ist egal, ob es eine Million Bilder von mir gibt, die in einer Million Galerien in einer Million Städte hängen, weil ich nicht da sein werde, um sie zu sehen.« Sie weinte wieder, wischte sich wild mit dem Handballen über die Augen und ihre Stimme brach zu einem Flüstern ab. »Ich werde nicht da sein.«
    »Shh, es ist in Ordnung.« Ich versuchte, ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu schieben, aber sie zuckte zurück.
    »Es ist nicht in Ordnung!«, schrie sie. »Tu das nicht, Lexi, bevormunde mich nicht. Ich bin kein Kind, du kannst mich nicht einfach in den Arm nehmen und alles wird besser.«
    »Es tut mir leid, so habe ich es nicht gemeint.«
    »Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid. Gott, du klingst genau wie mein Vater.«
    Aber die Wut war aus ihrer Stimme verschwunden und dieses Mal ließ sie zu, dass ich sie berührte, und sie ließ sich schwer und niedergeschlagen in meine Arme fallen, die Hände unter dem Kinn zu Fäusten geballt. »Ich will nicht sterben, Lexi.« Ein stockendes Flüstern, so leise, dass ich es kaum verstand. »Ich will einfach nicht sterben.«
    Was sagt man zu so etwas? Wortlos hielt ich sie einfach fest, während sie weinte, und ließ meine Hände in langsamen, beruhigenden Kreisen über ihren Rücken gleiten.
    Es war seltsam, wie ganze Tage vergehen konnten, an denen sie einfach Madigan war. Tage, an denen ich nicht an ihre Krankheit dachte oder die Zukunft oder daran, dass es nicht für immer sein würde, bis – wie jetzt, wie immer wieder – dieses Thema sich mit der plötzlichen Macht eines frischen Traumas wieder nach vorne drängte. Ich fragte mich, ob sie je solche Tage hatte, ob es jemals Zeiten gab, in denen sie fähig war, sich selbst zu vergessen – selbst wenn es nur für ein paar fröhliche, sorglose Stunden war –, Zeiten, in denen sie einfach von Herzen glücklich sein konnte.
    Das konnte ich nur hoffen, während wir neben den stetig brennenden Flammen des Feuers standen, dessen Rauch uns umgab wie trockener Morgennebel.
    ∞
    In den Bänken um mich herum stehen die Leute auf und das leise Kratzen von Schuhen auf Fliesen reißt mich wieder in die Gegenwart – aber nicht ganz. Ich kann beim Aufstehen immer noch Madigan leicht schwankend an mir fühlen und meine Augen jucken von dem Rauch, den ich scheinbar aus meiner Erinnerung mitgenommen habe. Allerdings stimmt der Geruch nicht, zu süß, zu scharf für Holzrauch und zu real. Es ist Weihrauch. Er steigt in dunklen Schwaden von dem Weihrauchfass auf, das der Priester über dem Sarg schwenkt. Sein Arm bewegt sich in einem seltsamen, rhythmischen Muster durch die Luft. Vielleicht ist es das Zeichen des Kreuzes. Aus diesem Blickwinkel kann ich das unmöglich erkennen.
    Ich reibe mir die Augen und bin überrascht, dass sie nass sind und ich den weichen Widerstand von Tränen auf meinen Wangen fühle. Wann habe ich angefangen zu weinen?
    Die Orgel spielt wieder, eine andere feierliche und unvertraute Melodie. Die Sargträger sammeln sich um den Sarg, vier auf jeder Seite, mit Baileys grimmigem Gesicht an der vorderen rechten Ecke. Ein kurzes Schweigen, dann heben sie den hölzernen Kasten, gewandt, mühelos, in einer schaurig eleganten Bewegung, als wöge das Ding nichts, als wäre es leer – wenn doch nur –, und balancieren es vorsichtig auf ihren Schultern aus, bevor sie die Arme fallen lassen und sich mit steifen, mechanischen Schritten in Richtung der Tür in Bewegung setzen.
    Es wirkt so riskant, so getragen ohne auch nur die Stütze einer einzigen Fingerspitze, dass ich nicht anders kann, als mir vorzustellen, wie das Ding herunterfällt, in der übelsten Form von Slapstick auf den Boden knallt, der Deckel abgeht, um …
    Nein.
    … die ungleichmäßigen Stoppeln ihrer weißen Kopfhaut zu enthüllen, als sie …
    Nein.
    Wütend stoße ich diese Vorstellung von mir. Wieder Lachen, hohl und ätzend, als erklänge es innerhalb meines Schädels, und ich muss mir eine Hand über

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