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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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den Mund schlagen, um es nicht entkommen zu lassen. Ist das Hysterie? Ein Vorbote eines nervösen, posttraumatischen Zusammenbruchs?
    Posttraumatisch, ha! Post-Madigan wäre die bessere Diagnose.
    Ich atme zweimal tief durch und versuche, mich zu beruhigen. Meine Hände zittern so sehr, dass ich sie tief in meine Taschen stopfe, als die Sargträger sich nähern, weil ich nicht will, dass jemand es bemerkt.
    Natürlich tut das niemand. Die Blicke, die nicht bereits auf den Boden gesenkt sind, richten sich auf die Beerdigungsprozession selbst, auf die lange, feierliche Reihe der Trauernden, welche die vorderen Reihen verlassen, um Mr. Sargood zu folgen, der drei oder vier Schritte hinter dem Sarg geht, in dem man seine Tochter in die Erde betten wird. Die verschleierte Frau in den mittleren Jahren an seinem rechten Arm ist mir vollkommen fremd, genauso wie die meisten anderen im Trauerzug. Verwandte und Freunde der Familie wahrscheinlich, aber ich weiß es nicht sicher.
    Das ist der letzte Tropfen in einer langen Reihe von Zweifeln und kleinen Geheimnissen, und der saure, angeschwollene Knoten aus Frustration und Schmerz und Verrat, den ich schon so lange Zeit in mir trage, ist plötzlich übervoll und platzt.
    Ich wusste so wenig von ihr.
    Es ist, als hätte sie mich in eine Schublade gesteckt, auf der Lexi oder Freund oder eine noch weniger schmeichelhafte Bezeichnung stand. Ordentlich verpackt zusammen mit jedem anderen in ihrem Leben bekam ich nur die Teile des Puzzles zu sehen, die sie für nötig hielt. Madigan – auf einer Das-musst-du-wissen-Basis. Und ich habe es toleriert, habe zugelassen, dass es weiter und weiter so lief. Zu verängstigt, um Druck auszuüben, ihren Bluff auffliegen zu lassen, denn was, wenn sie mich einfach wieder verlassen hätte? Rückgratlos-dumm, ihr Lexi, zufrieden, mit verbundenen Augen herumzulaufen, solange sie da war, um mich zu führen.
    Aber jetzt ist sie weg, und es gibt erbärmlich wenige Reste zu ordnen.
    Ich bleibe, wo ich bin, während alle anderen sich gemächlich aus der Kathedrale bewegen. Es ist noch genug Zeit, um zum Leichenschmaus zu fahren und Bailey und seinem Vater meinen Respekt zu zollen. Sie müssen Madigan schließlich erst beerdigen und sich dann die frische Erde von ihren Händen waschen. Der Gedanke verursacht mir Kopfweh.
    Mit geschlossenen Augen lehne ich mich vor, meine Unterarme auf die Bankreihe vor mir, meine Finger fest verschränkt. Allmählich, während die Orgelmusik verstummt und die letzten Schritte verklingen, bemerke ich, dass jemand immer noch in der Nähe sitzt, sein Atem ist flach und ein wenig asthmatisch. Joaquin oder vielleicht eine der anderen Marionetten. Ich halte die Augen geschlossen und gebe vor zu beten, in der Hoffnung, dass die Person den Hinweis versteht und geht. Stattdessen höre ich ein Seufzen und ein hölzernes Knirschen hinter mir, als hätte jemand dort sein nicht unbeträchtliches Gewicht verlagert. Und dann erfüllt ein klarer, wenn auch leichter Duft nach Sandelholz die Luft.
    Sofort kriecht mir Gänsehaut über den Körper. Nein, keine Marionette – aber wie sehr ich mir wünschte, es wäre so.

Kapitel 5

    »Die Architektur hat unermesslich gelitten, seitdem wir aufgehört haben, zu Gottes Huldigung zu bauen.«
    Serge: sein Name ein langgezogenes Zischen in meinem Kopf, während seine hohe Stimme mir durch und durch geht. Ich bewege meine Schulter in seine Richtung und erwidere seine Worte mit einem winzigen Nicken.
    »Es ist erfreulich, dich hier zu sehen, Alex. Erweist du ihr die letzte Ehre?«
    »Was glaubst du?«
    »All dieser Pomp und Pathos. Für meinen Geschmack ein wenig zu barock, das muss ich sagen.«
    »Musst du?«, blaffe ich und drehe mich zu ihm um. »Warum bist du dann überhaupt hier?«
    Er besitzt tatsächlich die Frechheit, verletzt zu wirken und sein dickes Gesicht zu einer überraschten, beleidigt-empörten Miene zu verziehen. Alles an diesem Mann stößt mich ab: das abgetragene, braune Samtcape, das um ihn hängt wie ein Leichentuch, sein Markenzeichen, obwohl die Formlosigkeit des Kleidungsstückes seine Korpulenz eher betont als versteckt; der Geruch von Sandelholz, der so sehr in seinen Körper eingezogen ist, dass er zusammen mit dem Schweiß auszutreten scheint; seine rotgeränderten, leicht gelblichen Augen – die Augen eines Alkoholikers, eines Menschen mit Schlafstörungen –, die mich unter schweren, hängenden Lidern heraus ansehen.
    »Ich hasse es, etwas unvollendet zu lassen,

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