You are Mine
enttäuschend die Ausstellung sich entwickelt hatte, wie sehr sie sich wünschte, jetzt gehen zu können – nach Hause gehen zu können, um sich dort die Überheblichkeit und Speichelleckerei unter einer heißen Dusche von der Haut zu schrubben. Aber nein, wir würden warten müssen, bis Dante sich genug in geliehenem Ruhm gesonnt hatte und entschied, dass es Zeit war, die Galerie zu schließen. Denn, egal was kam, sie würde ihre Bilder mit nach Hause nehmen.
»Aber dauert die Ausstellung nicht einen ganzen Monat?«
»Vielleicht, aber nicht mit meinen Bildern darin.«
»Ist das okay? Ich meine, was wird Dante …«
»Zum Teufel mit Dante«, blaffte sie zum zweiten Mal an diesem Abend. »Es ist ja nicht so, als würde ihn meine Arbeit interessieren. Dann hat er eben eine weiße Wand, und? Ich nehme sie mit.«
Eine trotzige Kopfbewegung, die Lippen zu einer blutleeren, entschlossenen Linie zusammengepresst: Lass ihn nur versuchen, mich aufzuhalten . O ja, sie würde ihre Bilder mitnehmen. Nichts außer einer Kugel konnte sie davon abhalten.
Aber ich musste fragen. »Das war nicht Morgans Idee, oder?«
»Nein, natürlich nicht.« Madigan starrte mich böse an. »Morgan hat mir nur die Augen geöffnet.«
∞
Brandgeruch weckte mich und meine Augen tränten von dem Rauch, der dicht und schmierig durch das Schlafzimmer wogte. Meine erste Reaktion war nahezu panisch: herumrollen, um nach Madigan zu greifen, ohne einen klaren Gedanken, außer uns beide aus dem Haus zu schaffen – aber sie war bereits weg, das Bett neben mir leer und kalt.
»Madigan?«
Ich rief nach ihr und öffnete die Tür, dabei erinnerte ich mich zu spät daran, dass man das Holz erst auf Hitze prüfen sollte. Aber glücklicherweise spielte es keine Rolle. Der Flur dahinter war ruhig und still, die Luft kühl und erfrischend sauber. Das Feuer war außerhalb des Hauses, der Rauch drang durch das Schlafzimmerfenster ein und meine Angst löste sich schnell in gereizte Verwirrung auf. Was zur Hölle brannte da draußen?
Ich schlich zitternd in meinem T -Shirt und den nackten Füßen die Treppe hinunter und ging ums Haus herum. Madigan stand mit den Armen eng um sich geschlungen, während vor ihren Füßen ein Feuer brannte. Ich erstarrte, atemlos ob der Schönheit des Anblicks: Madigan, mit vor Hitze gerötetem Gesicht, während das Flackern der Flammen über ihre Haut und die Haare und das weiße Kleid huschte, das sie nach der Ausstellung immer noch trug. Als leuchtete sie von innen. Die Szene hatte etwas von einem Ritual. Sie war eine antike Priesterin beim Sprechen von Zauberformeln, eine Feuergöttin, die Hof hielt, eine dämonische Konkubine, die ihren unirdischen Liebhaber beschwor. Ich kam näher, weil meine Faszination die nervöse, nagende Sorge überkam, dass dies nichts war, was ich bezeugen sollte.
»Madigan?« Ich sprach leise, weil ich sie nicht erschrecken wollte, und hob beide Hände, als sie sich zu mir umdrehte, die Handflächen in der Hoffnung ausgebreitet, ihre unvermeidliche Wut abzuwehren – aber nein. Sie weinte und tat es schon seit einer Weile. Ihre Wangen waren feucht und glitzerten im Licht des Feuers, ihr Mund zuckte, um das Schluchzen zu unterdrücken.
»Hey.« Ich überbrückte mit zwei schnellen Schritten den Abstand zwischen uns und zog sie in meine Arme. Zuerst widersetzte sie sich ein wenig und ihr Körper blieb steif und unbeweglich wie eine Holzpuppe. Aber das dauerte nur eine Sekunde, dann schlang sie die Arme um meine Hüfte und fiel zitternd gegen mich, schluchzte stumm an meiner Schulter.
»Was ist los?«, flüsterte ich und streichelte ihre Haare. »Sag mir, was los ist.«
Dann sah ich es, und mein Blut gefror mir in den Adern.
Die Trümmer verbrannten Holzes in den Flammen, geschwärzte Ecken, die wie die verbrannten und gebrochenen Knochen heidnischer Opfer in sich zusammenfielen, die befleckten Reste ihrer Leinwand, die sich wie Hautstücke schmerzerfüllt zusammenrollten.
Ihre Gemälde, jetzt Asche und Kohle und Staub.
»Oh, Madigan. Warum?«
»Weil sie … sie nicht mehr das sind, was ich will. Nichts davon.«
Ich verstand es nicht und das sagte ich ihr auch. Wie konnte sie die Bilder einfach so zerstören, diese Gemälde, die sie für Wochen und Monate innerlich zerfressen hatten wie ein Fieber? Nach nur einer schlechten Ausstellung, noch dazu ihrer ersten Ausstellung, wo sie doch so gut waren, so verdammt brillant, die Art von Kunst, die zu schaffen ich alles – alles – gegeben
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