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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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Alex.« Serge fährt mit der Zunge über Lippen, die zu schlaff, zu feucht und reptilienartig dünn sind, um wirklich menschlich zu wirken. Vielleicht war seine Mutter ein Salamander oder sein Vater eine Kröte.
    Lachen.
    Sanft und amüsiert und so sehr Madigan, dass ich fast erwarte, sie neben mir sitzen zu sehen. Ich kann sie mir sogar vorstellen, wie sie mit ans Kinn gezogenen Knien neben mir sitzt, den Kopf auf die gefalteten Hände gelegt.
    Es ist natürlich alles nur in meinem Kopf. Dieses hohle Lachen, die Worte, die ich flüsternd in mir höre, das quälende Gefühl, dass sie immer noch hier ist, jetzt im Moment, direkt neben mir. Dinge, von denen ich gehofft hatte, dass die Beerdigungszeremonie sie ins Reich der Schatten verbannen würde. Ich bezweifle ihren Tod nicht, ich scheine ihn nur nicht empfinden zu können und die Vorstellung, dass es so vielleicht für den Rest meines Lebens sein wird, jagt mir eine Höllenangst ein. Dass ich vielleicht eines Tages von der Erinnerung an ein totes Mädchen, das sich weigert, still in seinem Grab zu liegen, in den Wahnsinn getrieben werde.
    nicht in meinem Grab, Lexi. Nicht ganz.
    Es ist alles in meinem Kopf und ich versuche, ihre Stimme zu ignorieren oder den Gedanken oder was zum Teufel es auch ist, aber mein Gesicht musste etwas verraten haben, denn jetzt lehnt Serge sich mit ungewöhnlich leuchtenden Augen vor.
    »Ist irgendwas, Alex?«
    »O nein«, murmle ich. »Alles ist einfach wunderbar.«
    Er nickt. »Trauer ist ein essenzieller Teil des Heilungsprozesses, aber man sollte sie nicht gären lassen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du in diesen Tagen allein lebst.«
    »Und das bedeutet?«
    »Bitte, du musst nicht so abwehrend sein.« Serge hebt seine Hände und seine Handflächen sind pink und fleischig wie gekochter Schinken. »Ich habe nur angemerkt, dass du anscheinend keinen Vertrauten hast, keine Schulter, an die du dich sozusagen lehnen kannst. Vielleicht ist es nicht weise, in einer so verletzlichen Zeit so … isoliert zu sein.«
    uns wird es gut gehen
    »Mir wird es gut gehen.«
    »Vielleicht.« Ein kurzes Lächeln bewegt seine Mundwinkel. »Madigan und ich standen uns recht nahe, weißt du? Wir haben gewisse Dinge geteilt. Vielleicht würde es dir helfen, wenn du mit mir sprichst, vielleicht fällt es dir dann ein wenig leichter, mit der Situation umzugehen.«
    Das Gespräch verursacht mir Kopfweh, ein dumpfes Pochen direkt hinter meinem rechten Auge und ich habe den deutlichen Eindruck, dass hier eine ungesagte Botschaft mitschwingt, eine unterschwellige Bedeutung in seinen Worten verborgen ist. Und die Art, wie er mich ansieht: Wie ein Wissenschaftler eine infizierte Laborrate beobachtet, als würde jedes Zittern und Zucken und jedes Zeichen des Todeskampfes für weitere Forschungen aufgezeichnet. Solch konzentrierte Aufmerksamkeit ist beunruhigend. Und sie macht mich wütend.
    »Was willst du, Serge?«, frage ich.
    »Nur mein Beileid aussprechen … und meine Hilfe anbieten, solltest du sie brauchen.«
    Ich schüttle den Kopf. Bullshit. Er hat noch nie auch nur das leiseste Interesse an mir gezeigt und noch weniger Gefühle, die auch nur im Mindesten diesem plötzlichen Aufwallen von Sorge ähneln. Nicht, dass ich ihn oft gesehen hätte. Höchstens ein Dutzend glücklicherweise kurze Begegnungen, angefangen mit einem Klopfen an meiner Eingangstür – dieses markante Klopfen, erst dreimal, dann noch einmal, das ich so zu hassen gelernt habe. Die Begegnungen endeten gewöhnlich ein paar Minuten später, wenn Madigan mit ihm davoneilte, was weiß ich, wohin.
    Manchmal blieb sie zwei oder drei Tage weg.
    Nicht einmal die Marionetten wurden über diese Ausflüge informiert. Mehr als einmal kam ich aus der Arbeit nach Hause, nur um Joaquin an der Spitze einer allgemeinen Schmollversammlung auf meiner Türschwelle zu entdecken, weil Madigan nicht zum versprochenen Zeitpunkt aufgetaucht war.
    Keiner von uns wusste wirklich, wer Serge war, wo sie ihn getroffen hatte oder was sie miteinander trieben, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Sex dabei keine Rolle spielte. Nicht, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass Madigan tatsächlich mit einem so abstoßenden Wesen schlafen würde – in meinen dunkleren Momenten wirkte dieses Bild nur zu glaubwürdig –, sondern weil mir kein einziger guter Grund einfiel, warum sie mir nicht davon hätte erzählen sollen. Für Madigan war Sex nichts, was man geheim halten musste.
    Nur ein einziges Mal habe ich sie

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