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You are Mine

You are Mine

Titel: You are Mine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstyn McDermott
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und ich konnte nicht sagen, ob sie so sein sollte oder ob sie sich einfach mit einem Handspiegel und einer stumpfen Schere selbst die Haare geschnitten hatte. »Sie sind sehr atmosphärisch, sehr klingend. Und deine Modelle mitzubringen ist irgendwie süß, sehr Archibald. Sie sind nicht gerade ein gesprächiges Völkchen, oder?«
    Ihre Modelle. Sie meinte natürlich die Marionetten, obwohl sie sich selbst zweifellos lieber in der Rolle von Musen sahen. Sieben von ihnen waren heute Abend aufgetaucht, wie immer mit Joaquin vorneweg, der mit seinem schwarzen Eyeliner und dem roten Samtsmoking mit der zerrissenen weißen Spitze, die aus den Ärmeln hervorlugte, verstörend androgyn wirkte. Sie drängten sich in einer Ecke, knabberten an Cocktailhappen und warfen mir ab und zu schmollende Blicke zu, weil sie zweifellos enttäuscht waren, dass ich mich mit ihrer Herrin versöhnt hatte.
    Madigan hatte sie zu irgendeiner Zeit alle gemalt – alle außer Kate, die es rundweg abgelehnt hatte, Modell zu sitzen, ohne einen echten Grund dafür anzugeben. Sie hatte damit einen kleinen Aufruhr ausgelöst. Aber nur drei andere Werke waren ausgewählt worden, um ihr Selbstporträt in die Ausstellung zu begleiten: das Bild von Joaquin, natürlich, zusammen mit einer Abbildung der rabenhaarigen Elizabeth und eines dünnen, faunäugigen Mädchens – Sasha? Saskia? –, dessen Name mir nie einfallen wollte. Alle Porträts waren semiabstrakt, brillant und voller Spannung und, ja, Morgan hatte genau das richtige Wort dafür gefunden: klingend .
    Bilder mit Zungen; Kunst, die mehr tun wollte, als nur herumzusitzen und zu starren. Wenn nur jemand wüsste, wie man ihnen antwortete.
    Madigan schüttelte den Kopf. »Niemand hier scheint sich im Geringsten für meine Arbeit zu interessieren. Sie sind alle von diesen verdammten Kadavern besessen.«
    »Willst du meinen Rat? Nimm es dir nicht zu sehr zu Herzen.«
    »Leichter gesagt als getan.«
    Morgan seufzte. »Schau, du musst etwas verstehen. Diese Idioten würden über alles die Nase rümpfen, was auch nur ansatzweise nach Tradition riecht. Es ist eine Art Instinkthandlung.«
    »Aber was ich tue, ist nicht …«
    »Traditionell? Oh, natürlich ist es das, Süße. Ölmalerei und Porträts – mein Gott, du könntest genauso gut T -Shirts verkaufen.«
    Ich hatte Madigan noch nie so peinlich berührt gesehen wie in diesem Moment. Ich griff nach ihrer Schulter, aber sie schüttelte meine Hand mit einer Grimasse ab.
    »Zumindest sagt meine Arbeit etwas. Zumindest …«
    »Blasphemie!« Morgan riss in vorgespieltem Entsetzen die Augen auf und formte mit zwei Fingern ein Kreuz. »Gott sei davor, dass Kunst etwas aussagt, dass sie uns etwas spüren lässt außer Schock und Verwirrung und trockenem Nervenkitzel. Und Talent? Wer zur Hölle braucht tatsächlich Talent, wenn man sich einfach ins örtliche Leichenschauhaus einschleichen kann?«
    Ihre Stimme war verdächtig laut geworden und mehrere Gesichter hatten sich uns zugewandt, während hinter vorgehaltenen Händen bösartig geflüstert wurde.
    Morgan starrte die Leute zornig an. Einer nach dem anderen wandte sich wieder ab und nahm fast ohne Unterbrechung das Gespräch wieder auf. Es kostete mich unglaubliche Kraft, Madigan nicht am Ellbogen zu packen und in eine andere Ecke der Galerie zu führen, um mit Dante zu reden oder sogar mit den Marionetten – mit irgendwem anderen. Mit jedem außer dieser vor Wut kochenden, überspannten Frau, die sich in Feindseligkeit hüllte, als wäre sie ein geliebtes Kleid.
    »Komm schon«, sagte ich. »Ist das nicht ein wenig zu zynisch?« Mein Lächeln war gezwungen, eine Rebellion gegen diesen herablassenden Blick.
    »Gehört er zu dir?« Die Frage war an Madigan gerichtet, obwohl sie weiterhin mir in die Augen starrte. »Meinst du, er schafft es, mir etwas zu trinken zu besorgen? Dieses Lösungsmittel, das sie Rotwein nennen, wenn es noch welches gibt.«
    Ich öffnete den Mund, um ihr genau zu sagen, was sie mit ihrem verdammten Wein anstellen konnte, aber Madigan drückte sanft mein Handgelenk. »Wärst du so lieb, Lexi, bitte? Ich hätte auch gern einen.« Gesprochen ohne nachzudenken, als wäre ich ein Lakai, Herrgott noch mal, als wäre ich nur eine der Marionetten. Aber sie hatte sich bereits wieder Morgan zugewandt und das Grinsen auf dem Gesicht der Frau war breit.
    Wortlos löste ich mich und stürmte zur Bar – zwei Tapeziertische und ein paar fröhlich angemalte Milchkisten, die unter der Treppe

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