You are Mine
drücke meine Finger fest gegen meine Schläfen und versuche den Klang seiner Stimme auszublenden. Entschuldigungen und verunsicherte Erklärungen, nichts, was ich im Moment hören will; nichts, was ich jemals hören will.
Aber was ich nicht ausblenden kann sind die Bilder, das erbarmungslose Aufblitzen einer Zukunft, die es nie geben wird: Madigans dicker Bauch unter meinen Händen; das Treten von Kinderfüßen, begierig auf die Welt; mein neugeborenes Kind in meinen Armen, die Haut so warm und weich und süß, während sich Spuckeblasen in seinem Mundwinkel bilden; vielleicht ihrem Mundwinkel, ein kleines Mädchen mit roten Locken und leuchtend grünen Augen, begeistertes Kichern und ihre dicklichen kleinen Fingern in meinen, als sie ihre ersten wackeligen Schritte macht.
Phantome eines Kindes, das zu wünschen ich mir nicht mal erträumt hatte.
»Hier.« Bailey berührt meine Schulter. »Trink etwas Wasser.«
Das Glas ist eiskalt, die Flüssigkeit darin nur ein oder zwei Grad über dem Gefrierpunkt und quasi geschmacklos; der kleinste Schluck hängt kalt in meiner Brust. Ich umklammere die glatte Oberfläche mit beiden Händen. Halte mich daran fest.
»Es ergibt keinen Sinn«, sagt Bailey. »Warum sollte sie dir nichts sagen?«
Ich schüttle den Kopf.
»Und dann das … das zu tun. Ich verstehe nichts mehr.« Er kratzt an der weichen Haut um seinen Fingernagel. Madigan hat dasselbe getan, nur schlimmer: Sie grub sich tief hinein, manchmal tief genug, dass es blutete, sodass weiße Hautfetzen zurückblieben, an denen sie nagen konnte. »Hilf mir, Alex, dir muss doch was einfallen.«
»Wirklich? Warum? Was lässt dich glauben, dass ich etwas weiß?«
Seine Hände sind weit geöffnet, flehend. »Weil du … sicherlich, in all dieser Zeit habt ihr beide … sie muss doch etwas gesagt haben.«
»Nein.«
»Aber Alex, sie …«
»Nein! Sie hat nie ein Wort gesagt. Nicht zu mir.«
»Und zu jemand anderem?«
»Ich weiß es nicht, vielleicht. Vielleicht zu Joaquin, vielleicht zu …«
Madigan und ich standen uns recht nahe, wir haben gewisse Dinge geteilt. Wenn du je reden willst, wenn dich je etwas beunruhigt.
Serge? Hat er es gewusst, dieses fette Arschloch, hat er es die ganze Zeit gewusst? Vielleicht hat sie sich doch an seiner Schulter ausgeweint, ihm all ihre Geheimnisse ins Ohr geflüstert. Der Gedanke, wie sie an ihn gekuschelt liegt, fast verborgen in den schwabbeligen Tiefen seiner Arme, bringt mich fast zum Lachen.
Fast.
»Bailey, ist irgendwer gekommen, um sie zu besuchen, während sie hier war? Ein dicker Kerl vielleicht, wirklich dick, trägt so ein abgetragenes braunes Cape?«
»Nein.« Ohne zu zögern. »Soweit wir wissen, hat nicht mal jemand angerufen. Sie hat ihr Schlafzimmer kaum verlassen, ganz zu schweigen vom Haus. Schau, bist du dir absolut sicher …«
Seine Stimme verklingt, als die Tür zum Arbeitszimmer aufschwingt. Ausgelaugt vom blässlichen Licht der Deckenlampe scheint Mr. Sargood noch ein weiteres Jahrzehnt gealtert. Seine Wangen sind eingefallen, seine Lippen liegen dünn über seinen Zähnen.
»Dad.« Bailey tritt einen halben Schritt auf ihn zu, aber der alte Mann hat sich bereits mit ausgestreckten Händen in Bewegung gesetzt und umfasst die meinen, bevor ich auch nur aufstehen kann.
»Es ist schön, dich wiederzusehen, Alex. Danke, dass du gekommen bist.«
Seine Hände sind weich, fest und glatt, so gebieterisch wie immer.
»Das ist okay, Mr. Sargood. Ich meine, es ist kein Problem, es ist …«
»Schwierig. Ja, ich weiß.« Er lächelt oder tut etwas Ähnliches. »Hinter dieser Tür wartet ein ganzes Haus voller Leute, die es kaum erwarten können, mir zu zeigen, wie schwierig es ist.«
»Dad.« Bailey legt eine Hand auf die Schulter seines Vaters. »Ich dachte, du wolltest oben bleiben. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich mich hier unten um alles kümmere.«
Mr. Sargood sagt gar nichts. Er starrt mich nur weiter mit diesen wässrigen grauen Augen an und ich zwinge mich, den Blick zu erwidern.
»Dad?« In Baileys Stimme schwingt jetzt Ungeduld mit; er wird ungefähr genauso gerne fremdbestimmt, wie es bei seiner Schwester der Fall war. »Alex hat nicht mehr Informationen als wir. Madigan hat ihm nicht einmal gesagt, dass sie schwanger war, ganz zu schweigen von dem Warum ihres …«
»Ja«, sagt Mr. Sargood und starrt mich immer noch an. »Ich will, dass du weißt, Alex, dass du nicht dafür verantwortlich bist. Nicht in irgendeiner Form, nicht für
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