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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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Randy zu, wobei sie bei jedem Schritt zum Schlagzeugtakt die Hüften wiegte. Und dann stemmte die süße achtjährige Janet eine Hand in ihre Seite und schnurrte: „Wieso kommst du nicht mal bei mir vorbei, Süßer?“ Das war jeden Abend immer wieder ein voller Erfolg, und sie erntete donnernden Applaus.
    Der Name Janet Jackson prägte sich den Leuten ein, und wir mussten anerkennen, dass unsere Schwester eine ziemlich gute Schauspielerin war. Auch La Toya zeigte bei ihren Stepptanznummern mit Michael, was in ihr steckte, und Marlon und Rebbie tanzten wie die Wirbelwinde zu Peggy Lees Hit „Fever“. Die Show endete, indem wir alle neun zu Big-Band-Begleitung einen Stepptanz hinlegten, und während der Beifall des Publikums aufbrandete, standen wir da, lächelnd, Hand in Hand, und verbeugten uns alle gemeinsam. Wenn ich einen Augenblick in meinem Leben mit einem Schnappschuss hätte festhalten wollen, dann diesen. Zu gern hätte ich die Freude auf den Gesichtern meiner Geschwister eingefangen, die wir alle spürten, wenn wir das taten, was wir am meisten liebten: Menschen unterhalten.
    Tatsächlich kamen wir in Vegas richtig gut an und wurden prompt für eine Reihe weiterer Engagements dieser Art gebucht. Doch dann begann sich alles allmählich zu verändern.
    Ich wusste, dass etwas im Busch war, als ich immer öfter feststellte, dass meine Brüder ihr Gespräch unterbrachen und sich hinter ihren Zeitschriften verschanzten, wenn ich in die Garderobe kam. Michael war anzusehen, wie unbehaglich er sich in der eigentümlichen Atmosphäre fühlte, die hinter der Bühne herrschte. Es war einfach nur … seltsam. Damals versuchte ich mir einzureden, es sei alles in Ordnung; vielleicht wollten meine Brüder ja lediglich über Mr. Gordy meckern und das nicht in meiner Gegenwart tun, um mich nicht in Verlegenheit zu bringen.
    Dann erschütterte ein Telefonanruf die Illusion der intakten Familie. Mutter erfuhr von einer Freundin, dass Joseph eine Geliebte hatte. Diese Entdeckung war umso schmerzlicher, da es sich um eine Frau handelte, die Mutter einmal zu uns nach Hause eingeladen und die dann ein Auge auf Jackie geworfen hatte. Offenbar war ihr jeder Jackson recht. Mutter reagierte wie jede betrogene Ehefrau – sie war verzweifelt, wütend, durcheinander und quälte sich ständig damit, dass sie darüber nachgrübelte, was genau passiert sein mochte und wann. Ihr Leben lang hatte sie zurückgesteckt und immer alles für die Familie gegeben, und daher war dieser Telefonanruf für sie wie ein Schlag mit einem Hammer.
    Als das geschah, war ich mit Hazel in Philadelphia, aber ich weiß von den anderen, wie hässlich sich die Dinge in Hayvenhurst daraufhin zuspitzten. Janet und Rebbie versuchten Mutter zu überreden, Joseph zu verlassen und sich scheiden zu lassen; sie sagten immer wieder, dass sie den Anblick des „hässlichen Dreckskerls“ nicht mehr ertragen könnten. Janet schrie ihm ins Gesicht, wie sehr er ihnen allen wehgetan habe, und Joseph nahm das hin. Michael weinte vor Zorn und Schmerz, und auch er riet Mutter im Stillen, unseren Vater vor die Tür zu setzen. Joseph hatte all den Respekt verspielt, den er sich bei seinen Kindern ein Leben lang aufgebaut hatte, indem er gegen die Grundwerte Loyalität und Anstand verstieß, die er uns gepredigt hatte. Mutter packte im ersten Zorn tatsächlich ihre Koffer und verließ für ein paar Tage das Haus, aber letztlich war sie zu sehr in ihren traditionellen und religiösen Überzeugungen gefangen und hielt daran fest, dass die Zeit alle Wunden heile, wenn man bereit ist zu vergeben. „Ich hatte nicht den Mut zu kämpfen, war nicht bereit für eine Schlammschlacht, und ich hatte meinen Glauben an Jehova“, sagte sie später.
    Wir bekamen zahllose Einladungen in jener Zeit und gingen auf viele Partys, aber eine blieb besonders in Erinnerung: der völlig entspannte Nachmittag, den wir 1975 mit Bob Marley und seinen Wailers in ihrer musikalischen Oase in der Hope Road 56 in Kingston verbrachten. Marley hatte gerade „No Woman No Cry“ veröffentlicht, jenen Song, der ihm den internationalen Durchbruch bescherte. Wir waren nach Jamaika gekommen, um auf Einladung des damaligen Oppositionsführers Edward Seaga mit den neuen Reggae-Stars bei einem ausverkauften Konzert in Kingston aufzutreten. Außer unseren Ehefrauen begleitete uns auch Mutter, die nämlich der Meinung war, dass man nicht jeden Tag die Gelegenheit bekam, mit Bob Marley zusammenzusitzen – und davon

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