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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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guckt, dann weiß man deswegen noch lange nicht, was die Fische denken – und trotzdem gibt es immer wieder Leute, die meinen, sie wüssten es. Während wir langsam erwachsen wurden, schrieben die Medien also immer wieder viel über die „Rivalität“ und „Eifersucht“ zwischen Michael und mir. Und diese Geschichten hinterließen ihre Spuren, so wie alles andere auch. Ein Gefühl, eine Empfindung, eine Narbe, eine Erfahrung: So etwas geht nie wieder weg.
    Als Gruppe veröffentlichten wir vier weitere Alben: Skywriter, Get It Together, Dancing Machine und Moving Violation. Allmählich entfernten wir uns dabei vom Bubblegum-Soul und entwickelten uns in Richtung eines funkigen Sounds mit einem Hauch Pop. Aber während die Albenverkäufe weltweit konstant bei etwa zwei Millionen Exemplare lagen, landeten wir keine Riesenhits mehr. Wir waren keine Dauergäste mehr in den Top 10, und es wurde allmählich auch immer schwerer, unter die Top 50 der bestverkauften Alben zu kommen. Verglichen mit unseren frühen Erfolgen erlebten wir einen Rückschritt, den wir nur schwer begreifen konnten. Irgendwann zwischen zwei Alben – ich glaube, es war Mitte 1973 – hörte ich das erste Mal, dass jemand Zweifel daran äußerte, ob man bei Motown alles richtig mache. Michael, der mehr und mehr an seine eigene Kreativität glaubte, regte an, dass wir mehr Freiheit brauchten, um unser eigenes Material zu schreiben, und ich merkte, dass Joseph diese Hinweise durchaus zur Kenntnis nahm. Es kursierte die Meinung, dass wir Hitgaranten seien, die nicht genug Hits veröffentlichten, was möglicherweise daran liege, dass Motown nicht ausreichend Werbung für uns mache.
    Ich konnte diese Kritik nicht verstehen. Wieso regte man sich derart darüber auf, dass ein oder zwei Platten nicht ganz so durchstarteten, wo wir doch so viele Hits gehabt hatten? Die Jackson-Maschinerie kam doch deswegen nicht ins Stocken, die Nachfrage nach Konzerten war immer noch groß, und die Zuschauer kreischten nach wie vor. Man konnte kaum von einer Krise sprechen. Und sowieso war ich innerlich mit wichtigeren Dingen beschäftigt. Nach einigen Teenager-Eroberungen hatte ich begriffen, dass es in der ganzen Welt kein süßeres Mädchen als Hazel Gordy gab, und als sie uns besuchte, während wir an der Ostküste auf Tournee waren, machte ich ihr einen Heiratsantrag. Sie sagte ja.
    Seit unserer Ankunft in L.A. waren die Jacksons und die Gordys unzertrennlich gewesen. Jetzt zementierten wir diese Verbindung. Wir waren beide außer uns vor Freude. Damals glaubte ich noch an ein „Bis dass der Tod euch scheidet“ und an ein Happy End – vielmehr, ich war der Überzeugung, dass etwas Gutes niemals enden würde.
    Ich wusste, dass es nicht so leicht sein würde, die glückliche Nachricht der Familie mitzuteilen. Deswegen ließ ich mir ein paar Tage Zeit und dachte darüber nach, wie ich es am besten anstellen sollte. Mir graute davor, es Joseph zu sagen, denn seit Tito im vorigen Jahr Dee Dee geheiratet hatte, hatte unser Vater das Gefühl, uns zu verlieren, und damit kam er nicht zurecht. Seine Reaktion war nie wirklich vorauszusagen. Und auch Michael würde es wahrscheinlich zu Herzen gehen – unser Verhältnis war so eng, dass es ihn hart ankommen würde, wenn ich auszöge. In unserem Haus war es nun einmal so, dass eine Heirat nicht gefeiert wurde, weil zwei Menschen zusammengefunden hatten, sondern dass man fürchtete, von außen würde ein Keil in ein erfolgreiches Brüderteam getrieben.
    Immer wieder ging ich im Kopf durch, was ich sagen wollte, aber sofort kamen mir Josephs wütendes Gesicht und Michaels traurige Augen in den Sinn. Vielleicht war das der Grund, weswegen ich beschloss, Joseph vor unserem Gig in Boston von einer Telefonzelle aus anzurufen, während Hazel neben mir stand. (Inzwischen begleitete Joseph uns nicht mehr ständig. Gelegentlich gönnte er sich eine Ruhepause und vertraute darauf, dass Motown alles regeln werde.)
    Zu Hause in Encino nahm Mutter den Hörer ab, und ich erzählte ihr von unseren Plänen. Sie freute sich für uns. „Joseph hat immer gesagt, dass dieses Mädchen verrückt nach dir ist“, sagte sie. „Ich hole ihn mal an den Apparat. Er ist draußen im Garten.“
    Joseph war entweder mit einem Laubbläser unterwegs oder mähte den Rasen. Mir kam es vor, als ob ich ewig warten müsste. Nervös warf ich einen Zehner nach dem anderen in den Münzschlitz. Dann meldete sich Mutter wieder. „Es tut mir leid, Jermaine … er kann

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