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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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gerade nicht ans Telefon kommen. Er hat im Garten zu tun.“ Ihre resignierte Stimme sagte mir alles, und ich war am Boden zerstört. Mr. Gordy unterstützte mich. Mein eigener Vater nicht – und das tat weh.
    Noch am selben Abend nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte es meinen Brüdern. „Das wissen wir doch schon“, winkte Michael ab. „Ich mag Hazel. Ich freue mich sehr für dich.“ Er lächelte übers ganze Gesicht und nannte unseren neusten Familienzugang ab sofort nur noch „Mrs. G“.
    Er verriet damals mit keinem Wort, dass ihm die Ehen seiner Brüder (Jackie heiratete bald darauf schon seine Freundin Enid) das Gefühl gaben, allein zurückzubleiben. Das erfuhr ich später erst von Mutter. „Ihm geht es nicht gut damit, Jermaine“, sagte sie. „Er hat das Gefühl, dass sich alles geändert hat und alle ihn im Stich lassen. Marlon und Randy werden die Nächsten sein. Er ist traurig. Er hat Angst vor der Einsamkeit.“
    Michael sagte nie etwas dazu, weder damals noch später. Stattdessen verbarg er seine wahren Gefühle, weil er mir weder meine Freude noch den großen Tag verderben wollte.
    Bei einem Brautvater wie Mr. Gordy war klar, dass es „die Hochzeit des Jahrhunderts“ werden würde, wie die Zeitschrift Ebony schrieb. Ich hatte hinsichtlich des Mottos oder der opulenten Ausgestaltung kein Wort mitzureden. Es war wie bei der Aufnahme eines neuen Albums: Ich ging hin, machte meine Arbeit, und alles wurde irgendwie erledigt. Die Gästeliste las sich wie das Who ’ s Who der Musikbranche, und das Motto „Winter-Wunderland“ wurde vom Beverly Hills Hotel aufwändig mit 175 weißen Tauben und künstlichem Schnee umgesetzt, während Smokey Robinson „Starting Here & Now“ sang, das speziell für uns geschrieben worden war. Hazel und ich fanden uns auf dem Cover von Magazinen wie Soul und Life wieder, die sich damit brüsteten, exklusiv über das große Ereignis berichten zu dürfen.
    Am großen Tag, dem 15. Dezember – einen Tag nach meinem neunzehnten Geburtstag –, übergab mir Mr. Gordy seine wunderschöne Tochter vor dem Altar, kniff mich in den Oberarm und zwinkerte, als wollte er sagen: „Jetzt gehört sie dir, pass gut auf sie auf.“
    Der Tag selbst verging wie im Traum, und ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich gar nicht sah, wie Michael in seinem Trauzeugen-Anzug allein und mit düsterem Gesicht an einem Tisch saß. Ich merkte nichts von dem Trennungsschmerz, den er empfand. Für mich war alles in Ordnung: Immerhin hatten Hazel und ich ein Haus in Bel Air gefunden, das mit dem Auto nur 15 oder 20 Minuten von Hayvenhurst entfernt war, und wir würden immer noch zusammen Platten aufnehmen und auf Tournee gehen. Und dann hatte unsere Ehe ja noch einen weiteren positiven Effekt – sie band uns noch enger an das Machtzentrum von Motown. Die Schattenseiten sah ich gar nicht; ich ging einfach davon aus, dass sich alle für mich freuten.
    Aber ein paar Tage später sagte mir Hazel, ihr Vater habe einen Brief von Tito bekommen, der hauptsächlich darauf abzielte, dass Hazel und ich eine so große Hochzeit bezahlt bekommen hätten, während Tito und Dee Dee sich mit einer wesentlich kleineren Feier hatten zufriedengeben müssen. Oder etwas in der Richtung. Dabei übersah er natürlich einen wesentlichen Punkt: Mr. Gordy hatte für uns in seiner Eigenschaft als Vater der Braut so tief in die Tasche gegriffen, nicht als Motown-Präsident. Aber deswegen wurde es trotzdem so gesehen, als ob ich eine Sonderbehandlung vom Boss bekommen hätte.
    Ich glaubte keine Sekunde, dass Tito hinter diesem Schreiben steckte. Männer werden nicht eifersüchtig, wenn es um die Ausgestaltung einer Hochzeitsfeier geht. Ehefrauen schon eher. Aber trotzdem hatte er diesen Brief unterschrieben, und das ging mir unter die Haut. Nicht, dass ich etwas gesagt hätte. Ich kehrte dieses Schreiben ebenso unter den Teppich, wie auch Michael die Angst verbarg, dass unsere Ehen uns alle auseinanderbringen würden. Wir mieden Konfrontationen. Unser ganzes Leben lang hatten wir immer wieder Probleme ignoriert, selbst wenn sie unübersehbar geworden waren, um nur ja keinen Streit vom Zaun zu brechen. Besser, wir hielten alle Frieden (nach Mutters Art) als jemandem wehzutun (nach Josephs Art).
    Offenbar sorgte Hazels und meine Hochzeit aber auch in der Gordy-Familie und im Motown-Quartier für Unruhe. Marvin Gaye, ein genialer Musiker, der von seiner eigenen Unsicherheit gequält wurde und der, da mit Mr.

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