You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
Mr. Gordy erklärt: „Wir werden alles tun, was nötig ist, um die Jungs bei Motown zu halten.“ Aber auch das konnte meine Familie nicht umstimmen. Die Jackson 5 würden zu einem neuen Label gehen, mit mir oder ohne mich, wie mir Joseph eröffnete.
Er erinnerte mich an das Mantra seines Lebens: dass die Familie das Wichtigste auf der Welt sei, dass alle anderen Menschen kämen und gingen, während Geschwister und Eltern immer mit einem verbunden sein würden. Familie – Leuchtfeuer, Basislager, Hauptquartier, Zufluchtsort, Königreichsaal. „Also, wie wirst du dich entscheiden?“, drängte Joseph mich.
„Ich halte zu den Jackson 5 bei Motown“, sagte ich.
Jetzt explodierte er. „Es ist verdammt noch mal mein Blut, das durch deine Adern rinnt, nicht Berry Gordys!“
Noch einmal versuchte ich es mit Vernunft. „Mr. Gordy hat uns nach Hollywood gebracht“, sagte ich. „Er hat uns in der ganzen Welt bekannt gemacht. Er hat die Steaks auf unseren Tisch gebracht und uns die Zähne bezahlt, mit denen wir sie essen!“
Nun war es Mutter, die mich unterbrach und mich daran erinnerte, dass wir auch in Gary schon Steaks gegessen hätten; und die Kosten der Zahnchirurgie für Tito und Jackie, die beide leicht abgesplitterte Vorderzähne gehabt hatten, hätten wir Mr. Gordy schon längst hundertfach wieder eingespielt.
Ich wollte unbedingt mit Michael über die ganze Sache sprechen, aber hatte das überhaupt noch Sinn? Zwischen mir und meinen Brüdern herrschte längst eine seltsame Spannung, und Joseph hatte wie immer alles unter Kontrolle. Es erschien nutzlos. Also kehrte ich lieber in mein eigenes Haus zurück und ließ mich von Hazel trösten. Ich weiß nicht, wie ich diese Zeit ohne sie überstanden hätte. Sie hatte mir von Anfang an gesagt: „Ich bin mit dir verheiratet, nicht mit Daddys Firma. Egal, wie du dich entscheidest, ich werde dich hundertprozentig unterstützen.“ Mir stand eine schwere Entscheidung bevor, und ich nahm eine Weile Abstand von den Jackson 5, um in Ruhe nachzudenken.
Inzwischen hatten Hazel und ich unser Haus in Bel Air gegen eine Ranch in Thousand Oaks nordwestlich von L.A. eingetauscht. Das Haus hatte der Star-Architekt Paul Williams entworfen, es lag auf einem fast zwanzig Hektar großen Gelände im Hidden Valley. Hier hielten wir zwölf Pferde, elf Hunde, einige Enten und Schwäne auf unserem eigenen See, und wir hatten auch genug Platz für das Gehege unseres Berglöwen. Das Pumaweibchen Sheba, das wir als Jungtier gekauft hatten, war das jüngste Beispiel für meine wachsende Begeisterung für exotische Tiere. Beinahe machte ich unserem Nachbarn Dean Martin Konkurrenz; er besaß einen Bären, über den das ganze Tal sprach. Im Hidden Valley, dem verborgenen Tal, war wirklich eine ganze Menge verborgen.
Unsere Ranch war eine wunderbare Zuflucht, aber zum Meditieren gibt es keinen besseren Ort als den Pazifikstrand, deshalb verbrachten wir auch viel Zeit in unserem Strandhaus in La Costa, einer Gegend von Malibu, mit Blick auf den Ozean. Auf der anderen Seite unseres Grundstücks verlief der Pacific Coast Highway. Während meiner Bedenkzeit sah ich mir zahllose Sonnenaufgänge und -untergänge an und grübelte über meine Zukunft nach. Und so saß ich tatsächlich gerade am Strand, als Hazel mich ans Telefon rief. Ihr Vater sei am Apparat.
„Jermaine“, sagte Mr. Gordy, „Michael hat gerade angerufen – er möchte, dass du zu ihm kommst.“ Die Brüder waren inzwischen ohne mich aufgetreten, aber nun wollte Michael, dass ich für den Westbury Music Fair in Long Island wieder zu ihnen stieß. Mr. Gordy zufolge hatte er gesagt: „Bitte bewegen Sie Jermaine dazu, dass er kommt. Ich vermisse ihn. Es ist so schwer, auf der Bühne nach links zu gucken und ihn dort nicht stehen zu sehen.“
In seiner Autobiografie formulierte Michael es so: „Ich erinnere mich deutlich an die erste Show ohne ihn, weil es für mich so qualvoll war … Ich war davon abhängig, dass Jermaine an meiner Seite war … ohne ihn fühlte ich mich zum ersten Mal in meinem Leben auf der Bühne nackt …“
Mr. Gordys Rat war unmissverständlich. „Er ist dein Bruder“, sagte er. „Er braucht dich. Fahr hin und unterstütze ihn.“
In einer Mini-Fernsehserie von 1992 über uns Jacksons wurde gezeigt, wie ich an einem Strand der Westküste entlangwanderte, während Michael an der Ostküste auf der Bühne stand. In Biografien haben einige Autoren aus dieser Szene eine frei erfundene Geschichte
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