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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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verstand ich am wenigsten. Er mochte Mr. Gordy sehr, und er war immer noch eng mit Diana Ross befreundet. Wieso hatte er die Motown-Familie verlassen und war zu einer fremden Firma übergelaufen? Aus eigenem Antrieb hätte ein so herzensguter Mensch wie er Motown nie im Stich gelassen. Dessen war ich mir absolut sicher.
    Er selbst sah es in seiner Autobiografie Moonwalk natürlich ganz anders: „Ich wusste, dass es Zeit für eine Veränderung war, und so folgten wir unserem Instinkt, und wir handelten richtig, als wir uns entschieden, bei einem anderen Label … einen neuen Anfang zu machen …“
    Finanziell gesehen profitierten sie tatsächlich von dem Wechsel. Ron Alexenberg, der die Deals für CBS abwickelte, bot Tantiemen in einer Höhe von ungefähr 20 Prozent, kein Vergleich zu den 2 Prozent, die es bei Motown gab. Er legte für Joseph noch eine Million Dollar drauf und versicherte ihm, er werde weiterhin die Kontrolle über die Gruppe behalten. So ein Angebot konnte unser Vater natürlich nicht zurückweisen. Es dauerte, bis Michael mir verriet, wie es zu seiner Unterschrift gekommen war; die Wahrheit kam erst 1984 bei der Victory -Tournee ans Licht. „Du hast ja keine Ahnung, wie wütend ich war“, sagte er. „Anschließend habe ich Joseph nie mehr auch nur ein Wort geglaubt.“
    Listig hatte unser Vater einen von Michaels lebenslangen Träumen ausgenutzt: Wenn er seine Unterschrift unter den Vertrag setze, dann sollte er ein Abendessen mit seinem Idol Fred Astaire bekommen. Das jedenfalls hatte man ihm gesagt. Mir war klar, dass Michael bei einem solchen Versprechen sofort nach dem Kugelschreiber gegriffen und das Ganze unterzeichnet hatte. Aber zu besagtem Abendessen kam es nie, und Michael konnte nicht begreifen, dass sein eigener Vater ihn mit einem Versprechen geködert hatte, dass er dann nicht halten konnte. Joseph hatte dann wiederum versucht, Michaels Unterschrift zu benutzen, um mich ins Boot zu holen. Ganz offensichtlich war es unserem Vater todernst mit dem Wechsel zu CBS – einem Unternehmen, dessen neuer Präsident Walter Yetnikoff allen Branchenberichten zufolge ein Mann war, neben dem unser Vater zahm wie ein Schmusekätzchen wirkte. Warum? Er beantwortete die Frage schließlich in seiner Autobiografie: „Ich hatte ein Gleichgewicht des Schreckens zwischen mir und meinen Künstlern aufgebaut“, schrieb er 2004. „Ich fing an, mich selbst als Star zu sehen. Und wie bei den meisten Stars war auch mein Selbstbewusstsein gefährlich aufgeblasen … Ich wollte high sein. Drinks, Drogen, Bewunderung, wirtschaftliche Macht, leichte Mädchen … machten die Sache einfach.“ Ich könnte nicht besser beschreiben, worin der Unterschied bestand zwischen Mr. Gordy und Motown einerseits und Mr. Yetnikoff und der ganzen Hollywood-Clique andererseits. Joseph merkte nicht, dass CBS/Epic keinerlei emotionalen Bezug zu unserer hart erarbeiteten Karriere hatten und die Jackson 5 den dortigen Entscheidungsträgern letztlich völlig egal waren. Sie wollten lediglich ein neues Rassepferd in ihrem Stall, das sich bereits anderweitig als Gewinner erwiesen hatte.
    Als ich im Restaurant ankam, war auch Mr. Gordy bereits dort. Offenbar sprach mein Gesichtsausdruck Bände. Er stand auf und ging mit mir an die Bar. Als ich ihm von den Verträgen erzählte, konnte ich ihm ansehen, dass diese Entwicklung ihn genauso schmerzte wie mich. „Und was wirst du nun tun?“, fragte er.
    „Alle sagen, das Motown-Schiff wird bald untergehen“, antwortete ich, und es wollte mir nicht gelingen, seinem Blick standzuhalten.
    Das sei Unsinn, versicherte er mir sofort. In seiner großherzigen Art schob er den drohenden Verlust für Motown erst einmal beiseite: „Ich werde dich nicht unter Druck setzen. Egal, welche Entscheidung du fällst, ich werde sie respektieren“, sagte er.
    Auch wenn ich jetzt noch keine Vernunftentscheidung fällte, so ließ ich Mr. Gordy zumindest wissen, was mein Herz mir sagte: „Wenn das Motown-Schiff wirklich untergeht, dann möchte ich an Bord bleiben und es wieder flott machen.“
    Er hatte an uns geglaubt, als es darauf ankam, und dafür schuldeten wir ihm Dank. Das wog für mich wesentlich schwerer als die Dollars von CBS. Mr. Gordy lächelte mitfühlend, stand auf, klopfte mir auf die Schulter und sagte, ich solle nach Hause fahren und die Sache überdenken.
    Ein weiteres Gespräch mit Joseph und Mutter in Hayvenhurst zeigte mir, dass sich nichts an der Situation ändern würde. Zwar hatte

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