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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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Bildergalerie schließlich gezeigt. Er verabscheute jedoch das Taktieren, das juristische Hin und Her und die Spannung zwischen unseren jeweiligen Rechtsanwälten und Veranstaltern. Das war es, was ihn fertigmachte, und damit ging es schon in dem Augenblick los, als Joseph diese Tour das erste Mal ins Gespräch brachte.
    Unser Vater hatte sich nie mit dem Gedanken abgefunden, in die zweite Reihe gedrängt worden zu sein, und die Aufregung rund um Motown 25 sowie auch der enorme Erfolg von Thriller ließen ihn jetzt in ebenso großem Maßstab denken wie früher bei seinen Tagträumen in Gary. Gemeinsam mit Mutter war er das Mastermind hinter der ganzen Victory- Tour, und bei allen Zweifeln, die wir Brüder hinsichtlich seiner Management-Fähigkeiten hegten – es war eine ziemlich große Leistung, eine komplette US-Tournee auf die Beine zu stellen. Ich glaube, Joseph musste sich etwas beweisen. Bei seinem ersten Konzept waren auch La Toya und Janet mit dabei, und da stellte Michael sich zum ersten Mal quer; vermutlich, weil er sich an die Vegas-Show erinnerte und sich Sorgen darüber machte, was meinem Vater sonst noch einfallen mochte. Aber es war vor allem Jackie, der darauf bestand, dass nur wir Brüder auf die Bühne gehen sollten.
    Ich habe immer vermutet, dass es seine Berater waren, die ihm einredeten, die Tour sei keine gute Idee – sie werde von seiner Solokarriere ablenken und einen Rückschritt darstellen, genau wie Motown 25 . Nachdem Thriller erschienen war, erlebten wir, seine Familie, dass diese Leute einen Kreis um ihn als Künstler herum bildeten und einen tiefen Burggraben aushoben, um uns auf Abstand zu halten; dieser Graben sollte über die Jahre immer tiefer und breiter werden. Geschäftsleute, die sich ein kleines Imperium aufbauen wollen, treten in Hollywood nicht gerade für Werte wie Familienzusammenhalt ein, und das bekamen wir schon bald zu spüren. Wie immer, wenn er in eine Konfliktsituation geriet, wandte Michael sich an Mutter und erklärte ihr, dass er für 1984 eigentlich geplant habe, an Filmideen zu arbeiten. „Ich halte es für wichtig, dass man sich entwickelt“, sagte er ihr, „und das hier [die Tourneen] habe ich jetzt schon so lange gemacht, dass ich mich fühle, als müsste ich schon siebzig sein.“
    Mutter wusste, dass Michael vor der Entscheidung stand, ob er auf den Rat seiner Geschäftspartner hören oder lieber seinem Familiensinn nachgeben sollte. „Denk einfach darüber nach“, sagte sie, ohne ihn unter Druck zu setzen.
    Ein paar Tage später hatte er sich aus eigener Überlegung heraus mit der Victory- Idee angefreundet. Er wusste, dass CBS Records sich nicht an die vertraglichen Vereinbarungen hielt, was die Veröffentlichungen seiner Brüder unter dem Namen The Jacksons betraf, und ich glaube, er hatte deswegen das Gefühl, seine alte Gruppe im Stich gelassen zu haben. Es war eine Blockadetaktik, die in der Musikindustrie gern eingesetzt wird: Man legt die anderen Bandmitglieder erst einmal auf Eis, und wenn sie von selbst gehen wollen, wird mit den Verträgen gewedelt, und es heißt: „Ihr könnt nirgendwohin, ihr schuldet uns noch ein paar Alben.“ Michael wusste, dass eine Tour automatisch ein neues Album mit sich bringen würde, und um seinen Brüdern unter die Arme zu greifen, willigte er ein. Es war eine selbstlose Entscheidung. Aber insgeheim hatte er den Wunsch, dass es seine letzte Tour mit uns sein werde – auch, wenn wir das anders sahen. Als Titel schlug er sogar „The Final Curtain“ – „Der letzte Vorhang“ – vor.
    Wie das ankam, lässt sich denken. Es klang äußerst negativ, als seien wir an einem Punkt angekommen, an dem es kein Zurück mehr gab. Für uns hingegen war die Tour der Inbegriff all dessen, was wir als Kinder aufgebaut hatten, also ein Augenblick des Triumphes. Deswegen entschieden wir uns auch für den Titel „Victory“. Während Michael damit begann, die Showeffekte und Kulissen zu entwerfen, waren wir alle von dem Gedanken erfüllt, die Tour zu einem Ereignis werden zu lassen, das „nicht von dieser Welt“ war. Michael und Marlon witzelten später: „Das Mutterschiff [die Gruppe] hat gerufen.“
    Bei unserem ersten Treffen hatten wir uns kaum alle an einen Tisch gesetzt, da wurde mir klar, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen Gegenwart und Vergangenheit gab. Wir waren nicht mehr die Einheit, die sich hinter Joseph formierte, sondern wir kamen als individuelle Teilnehmer mit eigenen Rechtsberatern. Michael

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