You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
niederstreckte? Doch ich vernahm keinen Kommentar, und so schien Jehova keine Probleme mit Besuchern aus dem Weltall zu haben, sondern nur mit dem Okkulten.
Zuerst ließ sich Michael nicht von den beiden aus der Fassung bringen, denn auf ihre Art vermittelten sie ein beruhigendes Gefühl. Doch wenn es einen dominanten Charakterzug meines Bruders gab, dann war es das Bedürfnis nach Freiraum, speziell kreativem Freiraum. Für ihn war das so wichtig wie Wasser und Brot. Hätte man Michael zur Disziplinierung in eine Zwangsjacke gesteckt, so wäre es sicher gewesen, dass er rebellierte. Ich bin niemals einen Menschen mit so viel Selbstdisziplin begegnet, der allerdings damit kämpfen musste, wenn andere von ihm Disziplin verlangten. Wenn er also in bestimmten Schemata denken und handeln sollte, statt die Gedanken schweifen zu lassen, würde das niemals gut ausgehen. Schon zu Beginn der Tour machte Michael seinen Standpunkt klar. Wir Brüder fuhren stets gemeinsam zu den Stadien, doch nicht immer im selben Fahrzeug, denn die älteren saßen neben Michael. Da Frank Dileo und der Fotograf Harrison Funk oft auch mitkamen, mussten wir also mit mehreren Autos fahren. Die folgende lustige Story stammt von Harrison, dessen Freundschaft mit uns viele Jahre Bestand hatte und dem erlaubt wurde, mit der Kameralinse überall „herumzuschnüffeln“.
Ihre Limousine hielt vor einer Ampel in Kansas City, als Michael drei Damen des horizontalen Gewerbes an einer Straßenecke entdeckte, von denen eine mit Pailletten bestickte Hot Pants trug. Michael konnte es nicht lassen und starrte zu ihnen hinüber. „Oh, du meine Güte, das tut weh!“, sagte er, was übersetzt in die Jackson-Sprache so viel bedeutete wie: „Wow, was sieht die scharf aus.“ Kurz bevor die Ampel umsprang, streckte er die behandschuhte Hand aus dem Seitenfenster. Die drei Prostituierten mussten noch ein zweites Mal hinschauen, rieben sich verdutzt die Augen und stellten sich die Frage, ob das vielleicht … er konnte es eigentlich nicht sein … oder doch … Michael Jackson war? Um sie nicht im Unklaren zu lassen, öffnete Michael die Tür einen Spalt weit, zeigte sein Gesicht, kicherte und schlug sie schnell wieder zu. Beim Wegfahren drehte er sich um, und sah, wie die drei Damen vor Begeisterung auf und ab sprangen. Ich weiß nicht, was die beiden Zeugen Jehovas von dieser Aktion hielten, doch Michael hatte seinen Spaß gehabt. Die Geschichte zeigt eins: Michael wollte nicht immer ein „braver Junge“ sein.
Die „menschlichen Überwachungskameras“ verfolgten ihn während der nächsten drei Jahre. Doch 1987, während des Video-Drehs von „Smooth Criminal“, zeigte sich, dass auf beiden Seiten die Toleranzgrenze überschritten worden war. Die Inspirationsquelle zu dem Hit hätte allein schon genügt, um den Königreichsaal in helle Aufregung zu versetzen, doch die Zeugen Jehovas fanden das niemals heraus, denn Michael erzählte aus verständlichen Gründen nichts darüber. Das Video erinnerte an den berüchtigten Gangsterboss Al Capone aus Chicago, doch „Smooth Criminal“ wurde ursprünglich von einem Serienkiller inspiriert, der zwischen 1984 und 1985 Angst und Schrecken in Los Angeles und San Francisco verbreitete. Richard Ramirez, ein selbsterklärter Teufelsanbeter, war der „Night Stalker“, der 14 Leben auslöschte. In den meisten Fällen verschaffte er sich gewaltsam Zutritt zu den Häusern der Opfer und ermordete sie dann brutal mit einem Messer (darum sieht man im Video auch die aufblitzende Klinge). Michaels erste Strophe beschreibt dessen Tat:
As he came into the window
It was the sound of a crescendo
He came into her apartment
He left bloodstains on the carpet
She ran underneath the table
He could see she was unable
So she ran into the bedroom
She was struck down, it was her doom …
Damals wurde die Inspirationsquelle aus zwei Gründen nicht enthüllt: Erstens: Die Medien sollten Michael nicht der Glorifizierung so abscheulicher Verbrechen beschuldigen. Zweitens: Die Zeugen Jehovas durften keinesfalls erfahren, dass die Taten eines Teufelsanbeters Michael zu dem Song angeregt hatten. Doch falls er dachte, er könne sich den Ärger damit vom Leibe halten, lag er falsch, denn letztendlich fanden die Zeugen Jehovas einen anderen Grund, sich zu empören. Im Video ist eine Sequenz zu sehen, in der Michael mit einem Maschinengewehr eine Kellerbar „durchsiebt“. Es war eine echte Waffe, von Experten präpariert, um gefahrlos auf
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