You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
er wusste, dass er die Gefühle von 45.000 Menschen wie ein Marionettenspieler manipulieren konnte.
Synchron gingen wir Schritt für Schritt die Treppenstufen der Hebebühne hinunter, wobei jede Stufe, die wir betraten, in gleißendem Licht erstrahlte. Unten angekommen hielten wir kurz inne und hoben gleichzeitig die Hände, um die Sonnenbrillen abzusetzen, wobei sich das flackernde Licht auf uns richtete. Als Nächstes gab Michael ein Zeichen, indem er den behandschuhten Arm in die Höhe schnellen ließ. Dann hämmerte der Rhythmus von „Wanna Be Startin’ Something“ los. Im Rahmen eines Sets von 15 Nummern spielten wir ein Jackson-5-Medley, und anschließend brachte Michael die Leute mit Hits wie „Human Nature“ und „Billie Jean“ zum Rasen. Am Ende meines Solo-Sets, das auch „Let’s Get Serious“ beinhaltete, performten wir unser Duett „Tell Me I’m Not Dreaming“, und danach sang Michael „Rock With You“ und „Beat It“.
Zum ersten Mal seit Jahren fühlte ich mich im musikalischen Himmel. Wenn bei Motown 25 die Zündschnur in Brand gesetzt worden war, wirkte das hier wie eine Riesenexplosion. Egal mit wie viel Dreck die Presse Michael bewarf, hier musste er nur einen Schritt machen, um zu erleben, wie sehr er geliebt wurde. „MICHAEL! MICHAEL! MICHAEL!“, schrien die Zuschauer im Chor. Ich beobachtete meinen Bruder, der in die Menge blickte und die Zuschauer sah, deren Alterspanne von 5 bis 70 Jahren reichte. Er salutierte vor ihnen, warf ihnen Küsse zu und konnte es einfach nicht glauben. Sein Gesicht strahlte vor Glück!
Jeder, der behauptet – wie viele es taten –, dass die Victory -Tour eine große Enttäuschung für ihn darstellte, weiß nicht, wovon er redet. Für Michael lag ein himmelweiter Unterschied zwischen den wirtschaftlichen Aspekten des Musikgeschäfts und der Show. Genau diese Liebe, die er jetzt erlebte, kompensierte die Frustrationen vor der Tour. Das Kribbeln und die Hochstimmung sollten uns die nächsten Monate begleiten – in 47 Städten in den USA und 8 kanadischen Städten. Wenn man heute einen meiner Brüder nach der schönsten Zeit in seinem Leben fragt, wird er mit Sicherheit die Victory -Tour nennen. Wir hatten ständig das Bedürfnis, uns als Brüder gemeinsam zurückzuziehen, denn wenn wir zusammen waren – und uns niemand irgendwelche Ratschläge ins Ohr flüsterte –, lebten wir in absoluter Harmonie.
Ich habe einige Berichte gelesen, denen zufolge Michael während der Konzerte „zunehmend schwieriger wurde“ und plötzlich in seinen „Forderungen“ eine gewisse „Unverhältnismäßigkeit“ an den Tag legte. Wir verdienten offensichtlich so viel, dass wir eigene Zimmer auf verschiedenen Etagen hatten, „auf dem Weg in die Stadien niemals miteinander sprachen“ und uns als Brüder in Michaels Licht „sonnten“. Ich vermute sehr stark, dass einige Personen unbedingt daran glauben wollten, dass die Unstimmigkeiten bei den Treffen der Veranstalter und Rechtsanwälte sich in die Garderoben und die Hotelzimmer übertrugen, was aber nicht der Wahrheit entsprach. Niemand schien zu bemerken, wie wir Abend für Abend auf die Bühne gingen und die Leute zum Jubeln brachten – mit einer Chemie in der Band, die für sich selbst sprach. Ich vermute mal, dass Erfolgsgeschichten unter den Tisch fallen, wenn es darum geht, reißerische Nachrichten zu produzieren. Oder wie Michael oft sagte: „Wenn sie keinen Fehler bei dem Auftritt finden, suchen sie ihn bei dem Menschen.“
Ich hegte schon lange den Verdacht, dass es im Interesse bestimmter Leute lag, die mit meinem Bruder arbeiteten, sublime Negativbotschaften in der Presse zu verbreiten, die an seine Adresse gerichtet waren, denn sie wollten seine „Ersatzbrüder“ sein, und zwar aus rein finanziellen Gründen. Es war offensichtlich profitabler, den Kuchen nur mit Michael zu teilen, als auch noch die Brüder mit einzubeziehen. Während der Victory -Tour musste ich oft daran denken, wie Joseph damals in Gary die Äste einsammelte und sie zusammenband. Unzertrennbar. Unzerstörbar. Gemeinsam stärker als einzeln. Nun, im Jahr 1984, nachdem wir uns schon mal getrennt hatten, beherzigte ich die diese Lektionen noch mehr, während um uns herum die „Freunde“ immer zahlreicher wurden.
Bakana, der bengalische Tiger, kam mit uns auf Tour, und Bubbles musste zu Hause bleiben. Seine Zeit sollte bei Michaels Bad -Tournee kommen. Bakana, benannt nach einer Fidschi-Insel, war mein ganz spezieller
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