You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Schwester rufen. Was soll sie dir bringen?“
    Michael lächelte: „Schokoladenkuchen … Die haben hier großartigen Schokoladenkuchen … Wollen wir uns ein Stück teilen?“
    Während wir das Stückchen genossen, brachten wir uns auf den neusten Stand. Ich erzählte ihm von meinem nächsten Abenteuer. Ich wollte nach Atlanta umziehen, um im Studio der zwei heißesten Produzenten die Arbeit an meinem neuen Album zu beginnen – L.A. Reid und Babyface, die im Schulterschluss mit Clive Davis und Arista LaFace Records gegründet hatten.
    Heutzutage werden die meisten L.A. Reid als Juror bei der US-Version von X-Factor kennen, doch damals begann er gemeinsam mit Babyface, sich einen Namen als Hitlieferant in der Unterhaltungsindustrie zu machen. „Die beiden werden für mich die Rolle spielen, die Quincy Jones für dich erfüllt“, schwärmte ich Michael vor – ein deutliches Zeichen meiner Aufregung.
    Er wünschte mir viel Glück, konnte sich aber einen guten Ratschlag nicht verkneifen: „Achte auf deine eigenen Melodien.“
    Am Ende unseres Gesprächs brach die Dämmerung herein, und er fühlte sich erschöpft. Er bat mich, nach Hause zu gehen. Ich weigerte mich zuerst, unsicher, ob er sich wirklich gut fühlte. „Nein, du musst nicht bleiben.“
    „Aber ich will. Mach dir keine Sorgen, schlaf einfach ein.“
    Ich wollte ihn nicht in der ersten Nacht im Krankenhaus im Stich lassen, zog die Vorhänge zu und machte das Licht aus. In der Ecke stand ein großer Sessel, der mir zum Schlafen geeignet erschien. Als Michael die Augen schloss, machte ich es mir dort bequem und schlief bis zum Tagesanbruch.

    Unser Umzug wurde zu einem gigantischen Unternehmen. Ich nahm alles bis auf die Küchenspüle mit und schrieb die Kinder an einer neuen Schule ein. Margaret und ich hatten uns ein Haus im Kolonialstil mit Grundstück in Buckhead, Atlanta, ausgesucht. Ich unterschrieb einen Mietvertrag für ein Jahr und verbrachte die ersten Wochen damit, sicherzustellen, dass meine Familie sich gut einlebte und glücklich war. Wir schauten uns sogar ein oder zwei Baseball-Spiele an und erkoren die Braves zu unserem Team.
    Zwischenzeitlich telefonierte ich mit den Angestellten von L.A. Reid und Babyface, um Druck zu machen, damit die Produktion so schnell wie möglich begann. Allerdings wurde mir erklärt, dass es eine Verzögerung gegeben habe. Ich bin nun kein Mensch, der lange untätig herumsitzen kann, und so versuchte ich die unfreiwillige Ruhepause mit Gesprächen geschäftlicher Natur zu überbrücken. Stan Margulies hatte die Miniserien Roots und Die Dornenvögel für ’ s Fernsehen produziert (und später Die Jacksons – Ein amerikanischer Traum , unsere Familiengeschichte bis zum Jahr 1992). Er verriet mir, dass er über 17 Stunden Filmmaterial verfüge, das er während der Recherche zum Leben Tutanchamuns gedreht hatte. Michael sollte den Pharao in einem geplanten Streifen spielen. Margulies fragte, ob so ein Projekt meinen Bruder interessieren könnte. „Er würde sofort zusagen“, antwortete ich. „Geben Sie mir ein paar Tage Zeit. Ich werde ihm von dem Vorhaben berichten und mich dann wieder bei Ihnen melden.“
    Ich hinterließ für Michael eine Nachricht in seinem Büro und wartete bis drei Uhr morgens auf einen Rückruf. Nichts geschah. Auch die kommenden Tage wiederholte ich die Prozedur, doch leider erfolglos. Ich konnte mir die Stille nicht erklären, denn der Michael, denn ich kannte, würde bei einer solchen Gelegenheit keine Zeit verschwenden. Doch in den letzten Jahren hatte sich dieses Verhaltensmuster zu einem Normalzustand entwickelt.
    Mittlerweile waren drei Monate in Atlanta ohne eine nennenswerte Entwicklung verstrichen. 90 Tage können sich endlos in die Länge ziehen, wenn man auf Arbeit brennt, sich aber stattdessen auf der Stelle bewegt. Ich empfand diese Zeit als die am langsamsten verstreichende und frustrierendste Periode in meinem Leben. Schließlich erhielt ich einen Anruf von der Plattenfirma. Der Manager warnte mich schon vor, hielt es aber für notwendig, mich auf den neusten Stand zu bringen: L.A. Reid und Babyface arbeiteten in Kalifornien mit einem anderen Künstler. Ich tobte vor Wut. Kein Wunder, dass die beiden nicht den Mut aufbrachten, mir das selbst zu sagen. „Wer ist dieser Künstler?“, fragte ich.
    „Das genau ist die Information, die sie nicht gerne hören werden.“
    „Warum? Wer zum ****** ist es?“
    „Ihr Bruder Michael.“
    Ich legte den Hörer auf. Margaret