You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
instruierte sogar seine Anwälte, einen Antrag zu stellen, der das Zivilrechtsverfahren verzögerte, damit der Strafprozess reibungslos ablaufen konnte. Wenn Michael also bei einem Strafprozess freigesprochen würde, lautete das Urteil „unschuldig“, und unschuldig war dann eben auch unzweifelhaft unschuldig – wohingegen im Zivilrecht bereits eine gewisse „Wahrscheinlichkeit“ eine Verurteilung nach sich ziehen konnte. Ein Freispruch [im Strafrechtsverfahren] hätte Dr. Chandlers Position also entscheidend geschwächt.
Doch im November 1993 wies ein Richter den Antrag ab, da keine Anklagepunkte erhoben worden waren. Stattdessen erlaubte er ein Schnellverfahren im Zivilprozess, da niemand wollte, dass die Erinnerungen des Jungen verblassen. Der Termin des Prozesses wurde auf den März des kommenden Jahres angesetzt. Die Entscheidung änderte alles: Wenn die Zivilklage zu Michaels Ungunsten ausgefallen wäre, wie hätte er dann ein möglichst faires Strafrechtverfahren erwarten können? Unter diesen Umständen überraschte es niemanden, dass die Entscheidung gefällt wurde, den Fall außergerichtlich zu klären. Die damit einhergehende Zahlung soll im Bereich von 15 Millionen Dollar gelegen haben. Die Summe stellte jedoch kein Schweigegeld dar und war auch nicht dazu gedacht, sich an der Gerechtigkeit zu vergehen, denn das Rechtssystem selbst verging sich an Michael. Die außergerichtliche Einigung war viel eher der Versuch, eine Verhöhnung der Gerechtigkeit gerade zu vermeiden. Die meisten vergessen, dass die Versicherungsvertreter, die sich um seine persönlichen Haftungsansprüche kümmerten, auch in diese Entscheidung mit einbezogen waren. Man muss sich an Michaels ursprüngliche Intention erinnern – er wollte sich dem Fall stellen. Angesichts der sich ständig ändernden Umstände des Verfahrens und aller möglichen Anträge wurde jedoch letztlich einvernehmlich die Entscheidung für die außergerichtliche Einigung gefällt. Auch in den begleitenden Dokumenten wies man darauf hin, dass die Zahlung keinem Schuldeingeständnis gleichkomme.
Ein weiterer Mythos, der unbedingt der Klärung bedarf, ist die Theorie, dass Michael sich das Schweigen der Chandlers mit seinem Geld erkaufte: Die Einigung untersagte diesen lediglich, mit den Medien zu reden. Sie untersagte ihnen aber natürlich nicht, im Rahmen zukünftiger Ermittlungen auszusagen, was sich dann ja auch zeigte. Damals gab es keine andere Möglichkeit, den Albtraum so schnell wie möglich zu beenden. Es war die beste Wahl angesichts schlechter Optionen. Dr. Chandler ging nicht als strahlender Gewinner aus dem Verfahren hervor, denn angeblich erhielten er und seine Frau nur jeweils 1,5 Millionen Dollar. Jordie bekam den Rest der Summe, doch er entfremdete sich seinen Eltern!
Im November 2009, vier Monate nach Michaels Tod, fand man Dr. Chandler tot in seinem Apartment in New Jersey. Er war an einer Schussverletzung am Kopf gestorben und hielt die Waffe immer noch in der Hand.
Anfang 1994, nachdem Millionen ausgegeben und zwei Grand Juries gebildet worden waren, nach der Vernehmung von 150 Zeugen, darunter allen Kinder, die Zeit in Neverland verbracht hatten, entschieden das LAPD und der Bezirksstaatsanwalt Tom Sneddon, dass es keinen Kriminalfall gab.
Unglücklicherweise weigerte sich Sneddon jedoch, die Akte zu schließen. Der Fall war – wie er sich ausdrückte – „vorübergehend ausgesetzt“, womit er eine Tür offen ließ, durch die jeder in Zukunft eintreten konnte. Auch die Medien gaben ihre Verfolgungsjagd nicht auf.
Zwei Jahre später erhielt meine Partnerin Margaret den Telefonanruf einer netten Journalistin, die uns über das Gerücht informierte, dass ein „geheimes Videoband“ existiere. Ich fragte nach, was denn darauf zu sehen sei.
„Michael in der Dusche … mit Jeremy“, antwortete sie. Mit unserem Sohn also! Michaels Neffen! „Sie wollen eine Story drucken, in der behauptet wird, dass Michael uns Geld gegeben hat, damit wir Stillschweigen bewahren.“ Wir waren verzweifelt und wussten nicht, ob wir weinen oder wegen des ganzen Wahnsinns schreien sollten.
Unsere Anwälte gaben dem National Enquirer unverzüglich zu verstehen, dass er im Falle der Publikation auch nur eines einzigen Satzes dieser Lüge den Laden spätestens nach einer Woche schließen könne. Das zeigte Wirkung. Traurigerweise brachten die Produzenten einer „auf Tatsachen“ beruhenden TV-Show mit dem Titel Hard Copy , auch bekannt als Hard Copy,
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