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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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erlitt einen schweren Zusammenbruch und musste in Großbritannien in die Reha eingewiesen werden. Es erschien uns wie eine halbe Ewigkeit, bis wir genauere Informationen erhielten, doch wir wussten, dass Elizabeth Taylor, Bill Bray und Karen Faye bei ihm weilten und er den Rest der Dangerous -Welttournee abgesagt hatte. Michael war von Mexiko direkt ins Vereinigte Königreich geflogen. Seit unserem letzten Kontakt hatte sich sein physischer und psychischer Zustand offensichtlich verschlechtert.
    Michael war abhängig von dem verschreibungspflichtigen Schmerzmittel Demerol. Die falschen Anschuldigungen trafen ihn zutiefst und verstärkten diese Sucht. Ein Arzt hatte die grundlegende Problematik erkannt, und nun musste Michael sich einem sechswöchigen Aufenthalt in einer Entzugsklinik stellen, die von Dr. Beechy Colelough geleitet wurde. Die Ereignisse führten unvermeidlich zu der zynischen Behauptung, Michael täusche seine gesundheitlichen Probleme nur vor, um die juristischen Konsequenzen hinauszuzögern. Als Michael noch lebte, meinte jeder, ohne zu zögern, dass er die Krankheit nur simuliere, doch nach seinem Tod beschrieb man ihn ständig als „Süchtigen“, was mich extrem verärgerte. Uns war klar, dass Michael, nachdem er sich im Jahr 1984 die Verbrennungen zugezogen hatte, das Präparat Demerol regelmäßig einnahm. Ich weiß nur wenig über die Zeit in der Klinik, aber wehre mich gegen den nachhaltig lancierten Eindruck, der Menschen dazu veranlasste, ihn als „einen Süchtigen“ oder sogar als „einen Junkie“ zu bezeichnen.
    Es besteht ein großer Unterschied zwischen einem Menschen, der aufgrund falscher Entscheidungen abhängig wird, und einer Person, die unglücklicherweise eine Sucht nach einem verschreibungspflichtigen Medikament entwickelt. Während seines ganzen Lebens stellte sich Michael vehement gegen Drogen und war wie am Boden zerstört, als er selbst in die Abhängigkeit rutschte, die ja im Grunde genommen zu den Nebenwirkungen des Präparats zählte. Ich lese immer wieder reißerische Berichte, dass seine Äußerungen manchmal unartikuliert klangen, sein Blick verschwommen anmutete und er „high“ wirkte. Doch nur wenige zogen in Erwägung, dass Demerol – soweit ich das als Laie sagen kann – bei ihm das zentrale Nervensystem beeinträchtigte, die Schmerzrezeptoren blockierte und einen Zustand auslöste, der durchaus einem Drogen-Trip ähnelte.
    1997 schrieb Michael den Song „Morphine“, in dem er sich zutiefst ironisch mit der diese Thematik auszeichnenden Hysterie auseinandersetzte. Die Textzeilen drücken das alles aus: „Demerol / Demerol / Oh God he’s taking Demerol.“ Der Titel war als Antwort auf all seine Kritiker gedacht, zwölf Jahre vor seinem Tod. Leider war das nicht als Schlussstrich unter diese Sache zu interpretieren, denn nach dem schrecklichen Unfall 1984 litt er ständig unter unerträglichen Schmerzen. Und dann wurde bei Michael ja auch noch Lupus diagnostiziert, eine Krankheit, die an sich schon unerträgliche Qualen verursachen kann. Ich möchte dazu nicht Stellung beziehen, denn ich weiß nichts Genaueres über den chronischen Verlauf, doch zwei Millionen Amerikaner müssen sich mit der Krankheit auseinandersetzen. Mit Blick auf Linderung verlangte es Michael nur nach Ruhe – die ihm nicht gewährt wurde.

    Als er schließlich in die USA zurückkehrte, stabil nach dem Aufenthalt in der Reha, standen seine Gesundheit und das Wohlergehen für uns alle an erster Stelle. Doch die Zukunft sah nicht rosig aus. Erstens stand er im Scheinwerferlicht der Medien. Und dann entschieden die beiden Bezirksstaatsanwälte, Grand Juries einzuberufen, um eine Anklageschrift zu verfassen. Michael wollte seinen Ruf mit aller Hartnäckigkeit wiederherstellen, doch man gewann den Eindruck, er lasse sich an einem Spieltisch in Las Vegas nieder, an dem man um seine Freiheit und um seine Karriere pokerte, und werde nicht vor ein kalifornisches Gericht zitiert. Zumindest wurde das von seinen Anhängern so gesehen.
    Doch die meisten Menschen verkennen eine wichtige Tatsache: Es war Michaels ganz persönliche risikobehaftete Entscheidung, sich einem Prozess zu stellen – einem Strafrechtsverfahren wohlgemerkt, an dessen Ende eine mögliche Haftstrafe verhängt werden könnte, und nicht nur einem Zivilrechtsverfahren, das die Möglichkeit eines finanziellen Schadensersatzes im Falle einer Verurteilung barg. Somit wird klar, dass er sich seiner Unschuld absolut sicher war. Er

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