You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
kurzem operiert worden war und einmal einen Tanzschritt vergaß: „Tito, du musst mithalten, Mann!“
„Hey!“, brüllte der zurück. „Du musst nur singen und tanzen. Ich singe, tanze und spiele Gitarre. Und ich verrat dir mal eins – dass mache ich schon seit 30 Jahren …“ So sind Brüder nun einmal – das wird sich nie ändern.
Beim Auftritt machten wir keinen Patzer und verspürten sofort die Magie der Performance. Mutter und Joseph fühlten sich an die alten Zeiten erinnert, und auch Michael zeigte sich beeindruckt: „Ohne dich wäre das alles anders gelaufen. Dank dir … ich danke dir“, meinte er im Backstage-Bereich wo, wir noch schnell Prince und Paris drückten.
Bis auf diesen kurzen Moment sahen wir an dem Abend nicht viel von Michael. Er war der Star der Show – Produzent, Regisseur, Verantwortlicher für die Lichtshow und Vater in Personalunion – und achtete darauf, dass die Aufführung optimal verlief und sich alle glücklich fühlten. Er bereitete sich in einer eigenen Garderobe auf den Abend vor und übernachtete in seinem bevorzugten Hotel – dem Helmsley Palace.
Im Plaza Hotel, wo wir nächtigten, schwor ich mir, diese Art von Veranstaltung vielleicht alle zwei, drei oder fünf Jahre zu wiederholen. Jedes Mal, wenn ich mich mit meinen Brüdern zu einem Auftritt traf, fügte sich alles wie von selbst zusammen – mühelos und würdevoll. Angesichts der Aufregung und der vielen Gedanken an die sich bietenden Möglichkeiten machte ich in der Nacht kein Auge zu.
Meine Familie schlief, und ich stand am Fenster und betrachtete das turbulente Stadtleben. Der Gig im Madison Square Garden hatte sich so lebendig angefühlt, New York City sprudelte vor Leben, und ich fühlte die Lebendigkeit mit jeder Faser meines Körpers. In dieser Nacht schien sich die Atmosphäre mit einer überschäumenden Euphorie aufgeladen zu haben.
Am nächsten Morgen hatte ich es mir auf dem Bett bequem gemacht, als mich einer der Brüder anrief und sagte, ich solle so schnell wie möglich den Fernseher einschalten. Wie auch viele andere Menschen sah ich den schrecklichen Ablauf der Ereignisse des 11. September. Sich in Manhattan aufzuhalten, in einem der Hotelzimmer der Stadt gefangen zu sein und zu wissen, dass überall im amerikanischen Luftraum fliegende Bomben unterwegs sein konnten, ließ mich weniger an einen Terroranschlag denken, als dass es mir das Gefühl einer Invasion der Außerirdischen gab. Die Unsicherheit überwältigte mich – ich wusste nicht, was da draußen vor sich ging, wie viele Angreifer sich in der Luft befanden und wann sie das nächste Mal zuschlagen würden. Für mich waren die Terroristen „Wesen“, nicht Muslime. Wahre Muslime würden den Islam nicht auf diese Art und Weise missbrauchen – und sicherlich keine Türme in Schutt und Asche legen, in denen sich Glaubensbrüder aufhielten. Der Angriff war wie ein Albtraum. Ich habe danach nie mehr eine ähnliche Hilflosigkeit verspürt– auch nicht in Bezug auf meine Familie und mein Land. Zudem wussten wir, dass Marlon sich auf einem Flug befand. Er verließ uns frühmorgens, um nach Atlanta zu fliegen. Später fanden wir heraus, dass seine Maschine umgekehrt und sicher gelandet war. Glücklicherweise konnte zu der Zeit keiner von uns wissen, dass Michael an diesem Morgen zu einem Treffen in einem der obersten Stockwerke eines der Twin Towers gehen wollte. Wir erfuhren davon erst später, denn Mutter rief in seinem Hotel an, um zu erfahren, wie es ihm gehe. „Mutter, mir geht es gut, danke. Ihr habt mich gestern alle so lange wach gehalten, dass ich verschlafen und meine Verabredung verpasst habe.“
Wir entschlossen uns, nach Kalifornien zurückzukehren. Doch wie? Alle Flüge waren gestrichen. Janet hielt sich in L.A. auf und hatte zwei Tour-Busse gemietet, doch man erklärte ihr, dass niemandem mehr erlaubt werde, in die Stadt zu kommen. Wir fühlten uns wie Gestrandete. Randy hatte einen Geistesblitz. Er schlug vor, einen Bus zu „entführen“. Kurz darauf standen wir mitten auf der Straße und hielten den ersten Bus an, den wir sahen. Wie der Zufall es so wollte, war der Fahrer gleichzeitig der Eigentümer. Wir erklärten ihm unser Dilemma. „Wohin soll’s gehen“, fragte er.
„Kalifornien.“
„Wie viel zahlt ihr?“
Ich kann mich nicht an die genaue Summe erinnern, doch er und ein zweiter Fahrer luden blitzschnell unser Gepäck ein, bevor wir es uns anders überlegten. Michael schmiedete zwischenzeitlich seine
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