You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
viele verschiedene Geschäfte gesehen, doch war ausgerechnet in den Laden gegangen, in dem mein Bruder fast 14 Jahre zuvor eingekauft hatte. Ich hatte Tränen in meinen Augen, während sich der Schneider ganz aufgeregt Luft zuwedelte. Er konnte diesen Zufall kaum begreifen. Ich wollte ihm erklären, dass es keine Zufälle gebe, aber stattdessen bat ich ihn, sein Maßband zu holen. „Ich wurde offensichtlich hierher geführt, und darum möchte ich bei Ihnen einige Anzüge kaufen, Sir“, sagte ich.
N ach derJahrtausendwende warteten Michaels Fans auf ein weiteres Jahrzehnt mit seiner außergewöhnlichen Musik. Die Veröffentlichung des neuen Albums Invincible stand kurz bevor, eine US-Tour und zahlreiche Konzerte im Ausland sollten folgen. Doch zuerst war am 10. September 2001 ein Konzert geplant, das im Fernsehen übertragen werden und bei dem der 30. Jahrestag des Beginns seiner Solokarriere gefeiert werden sollte, die mit der ersten Solo-Single „Got To Be There“ bei Motown einsetzte. Man hatte zahlreiche Künstler gebucht, die in New Yorks Madison Square Garden auftraten. Für uns verhieß die Veranstaltung eine wahrlich besondere Nacht, denn als Teil der Show hatten die Verantwortlichen von CBS darauf bestanden, dass die Jackson-Brüder bei einer kurzen Reunion zusammen auf der Bühne stehen – es sollte das erste Mal seit 17 Jahren sein.
Unglaublich, dass so viel Zeit verstrichen war! Allerdings empfanden wir den Gedanken, dass hinter uns bereits drei Jahrzehnte in der Unterhaltungsbrache lagen, als noch befremdlicher. David Gest richtete die Show aus, der Mann, den die meisten als Exmann von Liza Minnelli in Erinnerung haben. Wir hingegen kannten ihn sogar noch aus unserer Schulzeit, da er uns durch einen Klassenkameraden in der Walton School vorgestellt worden war.
Man kann sich gut vorstellen, dass bei einer Reunion von Brüdern zuerst nicht alles ganz problemlos verläuft. Vier Monate vor der Show erfuhr ich, dass David für ein Vorzugsticket den stolzen Preis von 2.500 Dollar verlangte. Ich sah Profitmargen, größer als das Stadion selbst, wodurch loyale Fans ausgeschlossen wurden und nicht ein Hauch der Motown-Philosophie zu erkennen war. Wir hatten noch nicht die negative Presse während der Victory -Tour vergessen, und auch Fans kritisierten uns damals wegen der vom Veranstalter festgesetzten Kartenpreise von 30 Dollar, die nur im 4er-Set erworben werden konnten. Doch David ließ sich nicht umstimmen und meinte, er wolle Michael auf spektakuläre Weise die Ehre erweisen. Das lag allen am Herzen, doch die wichtigsten Details – Fans und die Rolle Motowns in unserem Leben – schienen ihm zu entgehen. Randy und ich fanden seine Einstellung unmöglich, und so veröffentlichten wir eine offizielle Stellungnahme, in der wir die exorbitanten Ticketpreise anprangerten und damit drohten, nicht aufzutreten. Er reagierte darauf mit einem Schreiben, in dem er darauf hinwies, dass Jackie, Tito und Marlon auch ohne uns an der Veranstaltung teilnähmen.
Ich gab nach, denn durch die Victory -Tour mussten wir einige harte Lektionen über taktisches Verhalten lernen. Ich wollte die Auseinandersetzungen hinter mir lassen und mich auf das wirklich Wichtige konzentrieren, nämlich für Michael einen unvergesslichen Abend zu gestalten.
Zahlreiche Künstler nahmen an der Hommage teil, darunter Slash, Britney Spears, Usher und Gloria Estefan, während Elizabeth Taylor und Marlon Brando die Gelegenheit nutzten, einige Wort zu sagen.
Dieser Abend im Madison Square Garden wurde zu einer großen Musikparty, und der „Reunion“-Teil zu einer Art Flashback in die Zeit der Victory -Tour. Zuerst sah das Publikum nur unsere Silhouetten, denn wir standen mit dem Rücken zur Menge, während Michael den Platz mitten auf der Bühne einnahm. Tosender Beifall empfing uns. Als Nächstes präsentierten wir unsere genau abgestimmte, synchrone Show, die zwischenzeitlich nichts an Wirkung eingebüßt hatte. Sean Combs alias Puff Daddy alias Puffy alias P. Diddy sah uns schon früher: „Ich finde es beeindruckend, wie ihr in einer Reihe steht, dann auseinanderfallt und blitzschnell eine neue Formation bildet – und das nach all den Jahren.“
An der Dynamik hatte sich nichts geändert, und Jackie spielte wieder die Rolle des ältesten Bruders, der alles organisierte und das kleinste Detail bis zur Perfektion ausarbeitet. Michael zeigte sich ebenso amüsiert wie ich, als Jackie damit begann, Tito zurechtzuweisen, der erst vor
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