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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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Circuit“, wie man damals eine ganze Reihe von Auftrittsorten im Süden und Osten der USA bezeichnete, die sich vor allem der Präsentation neuer, afroamerikanischer Künstler verschrieben hatten. Es waren die „harten Jahre“, in denen wir auf der Bühne lernten, was man bei Liveshows tat und was man besser bleiben ließ. Wir absolvierten einen Auftritt nach dem anderen und machten weiter Werbung für unsere Steeltown-Singles.

W ennihr hier gut ankommt, dann werden sie euch überall lieben“, sagte Joseph im Bus auf dem Weg nach New York. Unser Ziel war das weltberühmte Apollo Theater in Harlem – ein magischer Ort, an dem „Stars gemacht wurden“.
    Den ganzen Weg seit Indiana hatte er uns begeistert davon erzählt, was dieser Auftrittsort bedeutete und wer dort schon seine Triumphe gefeiert hatte: Ella Fitzgerald, Lena Horne, der Stepptänzer Bill „Bo Jangles“ Robinson … und James Brown. In einer Zeit, da schwarze Gesichter im Fernsehen noch die Ausnahme waren, entschieden Hallen wie das Apollo über den Erfolg afroamerikanischer Künstler. „Aber wenn ihr danebenhaut, wenn ihr Fehler macht, dann wird dieses Publikum euch niedermachen. Heute müsst ihr wirklich in Topform sein“, setzte er warnend hinzu.
    Das alles machte uns keine Angst: Wir wussten, wenn wir dieses Publikum für uns gewinnen könnten, dann würden sich wichtige Türen für uns öffnen, durch die wir zu größeren Erfolgen schreiten würden – für Jungen mit einem großen Traum hätte es keine bessere Motivation geben können. Manchmal war es durchaus von Vorteil, dass wir so naiv waren, was die Unterhaltungsindustrie betraf; oft war uns gar nicht bewusst, welch große Bedeutung bestimmten Ereignissen eigentlich zukam. Unser Bus hielt unter der Leuchtreklame des Apollo, die hochkant und tief orangefarben wie ein Sonnenuntergang in die Nacht hinausleuchtete.
    Das Erste, was uns drinnen auffiel, waren die vielen Fotos von Musikerlegenden, die hier die Wände schmückten. Wir gingen eine Reihe von Fluren entlang, und irgendwann fiel uns auch der schäbige Teppich auf. Joseph sagte daraufhin, wir sollten uns einmal vorstellen, wer alles schon über ihn hinweggeschritten sei und in wessen Fußstapfen wir damit traten. Wir hatten unsere eigene Garderobe, in der es einen von Glühbirnen eingefassten Spiegel und einen verchromten Kleiderständer auf Rollen gab. Und die Mikrofone kamen elektronisch gesteuert aus dem Bühnenboden – ganz die moderne Technik des Raumfahrtzeitalters.
    In der Garderobe kletterte Michael mit Jackie auf einen Sitz und drückte das Fenster auf, um hinauszusehen. „Da unten ist ein Basketballplatz!“, rief Jackie. Das fanden wir alle sehr aufregend. Am liebsten wären wir sofort nach draußen gerannt, um ein paar Körbe zu werfen, aber nun kam Joseph herein, und wir alle nahmen wieder Haltung an und taten so, als seien wir ganz konzentriert. Dann wurde es ernst. Ich weiß nicht, ob Joseph jemals merkte, wie leicht wir die ganzen Shows innerlich nahmen. Ihm war natürlich bewusst, dass Harlem eine ganz andere Nummer war als Chicago. Das Publikum im Apollo verstand etwas von Musik und wusste, wie gute Unterhaltung auszusehen hatte. Wenn man da patzte, dann verwandelte sich unwilliges Raunen schnell in Buhrufe, gefolgt von Wurfgeschossen wie Getränkedosen, Obst und Popcorn. Wenn es hingegen gut lief, sprangen die Leute auf, sangen, klatschten und tanzten. Wenn im Apollo jemand von der Bühne ging, musste er anschließend niemanden fragen, ob er gut gewesen sei.
    Bevor wir auf die Bühne kamen, spürten wir die Schwingungen, die von dem ausverkauften Saal ausgingen. Michael und Marlon stellten sich vor Tito, Jackie, Johnny und mir in den Schatten am Bühnenaufgang, und wer auch immer es war, der da vor uns spielte, er kam nicht gerade gut an. Die Buhrufe waren laut und gnadenlos. Dann landete die erste Dose auf der Bühne, ein Apfelbutzen flog hinterher. Marlon drehte sich erschrocken zu uns um. „Die schmeißen ja Sachen nach ihm!“
    Joseph warf uns diesen Blick zu, in dem zu lesen stand: „Ich hab’s euch ja gesagt.“
    Im Backstage-Bereich hinter dem Vorhang, vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen, war ein Stück eines alten Baumstamms aufgestellt, ein Teil des berühmten „Tree Of Hope“, der einst am sogenannten Boulevard Of Dreams, der 7. Avenue, zwischen dem alten Lafayette Theater und Connie’s Inn gestanden hatte. Es war ein uralter Aberglaube schwarzer Musiker, dass es Glück brachte,

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