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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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den Schrank jahrelang als Versteck. Wenn es Zeit zum Nachhausekommen war, sprang ich durch das Fenster in den Garten hinaus und trat durch die Vordertür wieder ein.
    Irgendwann hatte Joseph es satt, uns dauernd wegen des offenen Fensters anzubrüllen. Eines Nachts wartete er, bis wir alle schliefen, ging nach draußen und kroch dann zum Fenster herein, eine hässliche, furchteinflößende Maske vor dem Gesicht. Als sich diese große Gestalt mit den Beinen voran in unser Zimmer schob, wurden wir fünf Jungen mit einem Ruck wach und kreischten das ganze Haus zusammen. Michael und Marlon klammerten sich aneinander und waren außer sich vor Angst. Joseph schaltete schließlich das Licht an und nahm die Maske ab. „Ich hätte jemand anderes sein können. Und jetzt haltet ihr das Fenster geschlossen!“
    Anschließend hatten einige von uns Albträume, vor allem die beiden im mittleren Etagenbett, aber dass Michael davon richtiggehend traumatisiert wurde, wie später gelegentlich behauptet wurde, das ist lächerlich. Joseph trug häufig mal Masken und fand es lustig, uns im Dunkeln anzuspringen, sich von hinten anzuschleichen oder eine Plastikspinne oder Schlange in eines unserer Betten zu legen, vor allem rund um Halloween. Zu 99 Prozent fand Michael das ebenfalls herrlich und genoss den Gruselkitzel. Wenn jemand einen Schaden davontrug, weil fortan das Fenster tatsächlich geschlossen blieb, dann war ich das, weil ich ab sofort gezwungen war, meine Anwesenheitsquote an der Schule gewaltig zu verbessern.
    Joseph meldete uns dann für einen Talentwettbewerb im Regal Theater in Chicago an, und wir gewannen mit deutlichem Vorsprung. Auch an den nächsten beiden Sonntagen versuchten wir unser Glück, und wir siegten jedes Mal, drei Mal hintereinander also. Damals galt die Regel, dass man für so einen Hattrick belohnt wurde, indem man anschließend für einen echten Auftritt engagiert wurde, für den es auch tatsächlich eine richtige Gage gab, und so standen wir schließlich eines Abends vor Gladys Knight & The Pips auf der Bühne, die gerade von Motown Records unter Vertrag genommen worden waren.
    Bei den Proben waren wir gerade mitten in unserem Programm, als ich bei einem Blick zur Bühnenseite feststellte, dass Joseph tatsächlich Gesellschaft von Gladys Knight bekommen hatte. Sie erzählte später, sie habe eine Gruppe singen hören, sei sofort aufgesprungen und habe gefragt: „Wer ist das?“ Als wir von der Bühne kamen, verriet uns Joseph, dass sie uns in ihre Garderobe eingeladen habe und uns kennenlernen wolle. Das war eine ziemlich große Sache, denn sie war mit den Pips gerade wahnsinnig angesagt, nachdem sie es im Vorjahr mit „I Heard It Through The Grapevine“ bis auf Platz 2 der US-Charts geschafft hatte.
    Also schlichen wir hinter Joseph her in ihre Garderobe. Keine Ahnung, was sie gedacht haben mag, als fünf schüchterne Jungen durch die Tür kamen, nachdem sie von unserer Performance zuvor so beeindruckt gewesen war. Michael war noch so klein, dass er mit den Beinen nicht einmal auf den Boden kam, als er sich aufs Sofa setzte.
    „Euer Vater hat mir gesagt, dass ihr Jungs eine große Zukunft vor euch habt“, sagte sie.
    Wir nickten.
    Gladys sah Michael an. „Macht es dir Spaß zu singen?“
    „Ja“, antwortete Michael.
    Nun musterte sie uns vier anderen. Wir alle nickten. „Ihr Jungs solltet bei Motown unter Vertrag sein!“
    An diesem Abend fragte Joseph Gladys, ob sie jemanden von Motown dazu überreden könnte, sich einen unserer Auftritte anzusehen. Sie versprach, sich für uns einzusetzen, und klang dabei äußerst überzeugend.
    Zu Hause erklärte Joseph unserer Mutter, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis das Telefon klingle. Aber das tat es nicht.
    Wie sich später herausstellte, hatte Gladys tatsächlich Wort gehalten und Taylor Cox, einen Motown-Manager angerufen, aber weiter oben in der Firmenhierarchie bestand kein Interesse an uns. Labelgründer Berry Gordy wollte keine Kindergruppe. So etwas Ähnliches hatte er schon einmal mit Stevie Wonder durchgezogen, und er hatte keine Lust darauf, sich wieder ständig mit den Jugendschutzbehörden herumzuschlagen, wenn es um Arbeitsbeschränkungen und dergleichen ging.
    Also sorgte Joseph dafür, dass wir weiter auftraten und auf Tour gingen. Wir spielten regelmäßig im Regal Theater und in kleinen Hallen wie dem Uptown in Philadelphia oder dem Howard Theater in Washington D.C. Und schließlich führte uns unser Weg zum „Chitlin’

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