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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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ausgewählten Motown-Mitarbeitern. Wir konnten sie nicht sehen, weil sie im Dunkeln auf der anderen Seite der Glasscheibe standen, die das Tonstudio vom Mischpultraum trennte; wir bekamen nur mit, dass eine Kamera auf einem Stativ unsere „Probeaufnahme“ aufzeichnete, wie das allgemein üblich war. Unser Programm bestand passenderweise aus „Ain’t Too Proud To Beg“ und „I Wish It Would Rain“ von den Temptations, den Abschluss bildete „Who’s Lovin’ You?“ von Smokey Robinson. Am eigentümlichsten an diesem ganzen Auftritt war die schicksalsschwere Pause, die unserem letzten Ton folgte: Niemand sprach ein Wort.
    Michael hielt die Spannung nicht mehr aus. „Na? Wie war das?“, piepste er.
    „ Michael !“, zischte ich halblaut, weil mir seine unhöfliche Frage peinlich war.
    „Das war großartig … sehr gut“, sagte eine Stimme. Aber das war alles, was wir hörten. Erst ein paar Jahre später erfuhren wir, welche Reaktion wir wirklich hervorgerufen hatten, als Mr. Gordy in seinem Vorwort zur Neuauflage von Michaels Autobiografie Moonwalk 2009 schrieb: „Michael sang ‚Who’s Lovin’ You‘ mit der Traurigkeit und Leidenschaft eines Mannes, der sein Leben lang den Blues gehabt und großen Herzschmerz ertragen hatte … So wundervoll Smokey diesen Titel darbot, Michael sang ihn besser. Smokey sagte ich irgendwann: ‚Hey, Mann, ich glaube, er hat dich echt in den Schatten gestellt!‘“
    Zwei Tage später kam der Anruf aus Detroit. Motown wollte uns unter Vertrag nehmen.

D as BostonHouse stellte eine andere Welt dar; schon allein seine Größe und die opulente Ausstattung waren jenseits unseres Vorstellungsvermögens. Wir hatten gedacht, dass nur Könige und Königinnen in derartigem Luxus lebten, aber das im Tudorstil erbaute Anwesen von Mr. Gordy in Detroit war überwältigend. Es war unser Auftrittsort an diesem Abend, denn wir spielten auf einer der Partys, die Motowns Labelgründer einmal im Jahr veranstaltete. Eins stand fest: Hier würden nach uns keine Stripperinnen auf die Bühne kommen, und wahrscheinlich kam auch niemand auf die Idee, mit Obst zu werfen. Das Boston House war etwas ganz anderes als das Mr. Lucky’s oder das Apollo mit seinen Amateur-Wettbewerben. Ein richtiges Zuhause war es jedoch auch nicht – eher eine Residenz, und zwar eine, die allein durch die Musik finanziert worden war. Michael streifte neugierig durchs ganze Haus, sah zu den hohen Decken hinauf, zu den schimmernden Kandelabern und den großen Ölgemälden, die Mr. Gordy höchstpersönlich zeigten.
    Draußen auf dem Gelände befanden sich ein üppig verzierter Springbrunnen und einige griechische Marmorstatuen. Drinnen im Haus gab es Butler und weiße Hausangestellte. Alles war so üppig, sauber und makellos. Wir wurden als Motown-Neuzugänge begrüßt, auch wenn unsere Verträge zunächst einmal an irgendwelchen rechtlichen Problemen gescheitert waren, nach denen wir uns nicht zu fragen trauten. Es war „nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste“, hieß es, und unser Gastgeber wirkte auch nicht besonders beunruhigt. Es war das erste Mal, dass er uns einem größeren Publikum vorstellte, und deshalb hing einiges von diesem Abend im Winter 1968 ab. Wir hatten nicht die geringste Ahnung, was wir zu erwarten hatten.
    Wir waren die einzige Gruppe, die an diesem Abend spielte, und Mr. Gordy, überschwänglich und mit Bart, begrüßte uns an der Tür mit einem Golfschläger in der Hand. (Er hatte ein Putting Green zum Üben hinter dem Haus.) Unsere „Garderobe“ war im Gartenhaus eingerichtet worden, das sich neben dem im Haupthaus gelegenen Swimmingpool befand, wo wir auch auftreten sollten: Als „Bühne“ hatte Gordy einen Bereich an einem Ende des Beckens abteilen lassen, der gerade genug Platz für Johnnys Schlagzeug und Ronnys Keyboards bot. Die Gäste nahmen auf der anderen Seite des Pools und an dessen Längsseiten zwischen den griechischen Säulen Platz.
    Als die ersten Besucher eintrafen, die Männer im Anzug, die Frauen mit Diamantschmuck, rannten Michael und Marlon zwischen dem Gartenhaus und den großen Fenstern des Poolbereichs hin und her, um zu sehen, wer in der ersten Reihe saß. Wir anderen zogen uns um und gingen den Auftritt im Kopf noch einmal durch, als plötzlich Marlon hereinplatzte: „Smokey Robinson ist da!“ Dann flitzte er wieder nach draußen.
    Wenig später erschien Michaels Kopf an der Tür. „Wow! Ich habe gerade ein paar von den Temptations gesehen!“
    Und

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