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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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wild und voller Energie – Profis, die wussten, was zu tun war. Abseits der Bühne waren wir einfach nur Kinder, die herumalberten, unordentlich waren, Dreck machten und ziemlich viele verrückte Dinge anstellten. Es gab Wutausbrüche, Streitereien und jede Menge Blödsinn; wir waren nur schwer zu bändigen. Oder vielmehr, wie Suzanne es formulierte: „Ihr wart überhaupt nicht zu bändigen!“ In vielerlei Hinsicht war sie genauso unerfahren wie wir, aber gerade deswegen machte das ganze Abenteuer so viel Spaß. Sie hatte ungeheuer viel Energie und jede Menge Ideen, und sie sorgte dafür, dass wir uns in einer Welt, die uns noch völlig fremd war, trotzdem wohlfühlten.
    Aber auch Mr. Gordy wollte nicht, dass wir inmitten des Sturms, der bald um uns losbrechen sollte, den Boden unter den Füßen verloren. „Sicher, ihr habt das Talent, um große Stars zu werden und jede Menge Geld zu verdienen, aber das Wichtigste ist, dass ihr trotzdem anständige Menschen bleibt“, sagte er. Er war Geschäftsmann und hatte uns natürlich unter Vertrag genommen, um Geld mit uns zu verdienen, aber darüber hinaus war er an uns persönlich interessiert und gefühlsmäßig engagiert, und daher stand er uns während dieser ganzen Entwicklung stets zur Seite. Seine Philosophie spiegelte genau das wider, was wir von zu Hause kannten: Haltet zusammen, arbeitet hart, seid loyal.
    Heute lacht man in Hollywood wahrscheinlich, wenn man diese Zeilen liest. Aber es waren andere Zeiten, und das, was Michael bei Motown erlebte, prägte seine Erwartungen. Ich glaube wirklich, dass er davon ausging, alle Menschen seien so nett, umgänglich, lustig und entgegenkommend wie Berry Gordy und Diana Ross. Motown war nicht nur unsere Lehranstalt, sondern auch wie eine Familie für uns.
    An jedem Wochentag ging es ins Studio, aber bevor wir mit den Aufnahmen richtig loslegen konnten, mussten wir die Schule hinter uns bringen. Zwar war die Musik der Mittelpunkt unseres Lebens und unsere Schulausbildung stand klar an zweiter Stelle, aber trotzdem mussten wir ganz normal zum Unterricht – mit dem Unterschied, dass wir, während die meisten Kinder anschließend zum Spielen gingen, im Studio Aufnahmen machten. Wir kamen nachmittags um halb vier aus der Schule, aßen zu Hause schnell eine Kleinigkeit und waren dann schon wieder unterwegs, um gegen halb sechs im Studio zu sein, wo dann einige Stunden lang, oft bis halb elf abends, gearbeitet wurde. Das mag sich anstrengend anhören, aber wir sahen das damals überhaupt nicht so, weil wir unsere Arbeit einfach liebten.
    Das Motown-Studio an der Westküste, die Sound Factory, lag in der Vine Street nördlich des Hollywood Boulevards. Dort waren die klugen Köpfe beschäftigt, die unsere Karriere vorantreiben sollten: ein Team aus Songschreibern und Produzenten, das „The Corporation“ genannt wurde und aus Mr. Gordy, Freddie Perren, Deke Richards und „Fonce“ Mzell bestand. Darüber hinaus arbeiteten wir auch mit unabhängigen Koryphäen wie Hal Davis, Willie Hutch, Bob West und den Marsilino Brothers – wir bekamen es mit ein paar neuen Musikern zu tun, weil die Funk Brothers in Detroit geblieben waren. Der Einsatz der Profis bedeutete natürlich, dass Tito, Johnny, Ronny und ich im Studio arbeitslos waren, was die Instrumentalbegleitung betraf, aber es war, wie Joseph gesagt hatte: Wir mussten trotzdem genau aufpassen, wie die Hausband vorging, weil wir auf Tour später alles würden nachspielen müssen.
    Meist hörten wir die Songs, wenn wir ins Studio kamen, zum ersten Mal. Manchmal nahmen wir gleich zwei neue Titel hintereinander auf, die, was die Begleitung betraf, schon komplett fertig abgemischt worden waren, so dass nur noch unsere Gesangsstimmen fehlten. Wir arbeiteten hart daran, die Präsentation unserer Songs noch zu verbessern, und uns waren praktisch keine Grenzen gesetzt, weil Michaels Stimme einen so enormen Umfang hatte. Sie erinnerte teilweise an Marvin Gaye und Smokey Robinson, erreichte aber auch die Höhen einer Diana Ross und die Nuanciertheit eines James Brown, und allmählich begann sich aus diesem Mix sein ganz eigener, unverkennbarer Sound herauszukristallisieren. Das Einzige, was wirklich außerhalb seiner Reichweite blieb, war das fest installierte Mikrofon, das von der Decke hing. Er musste auf eine Apfelkiste steigen, damit wir Wange an Wange, Afro an Afro ans Mikro treten und den Begleitgesang aufnehmen konnten.
    Hal Davis verlangte bei seiner Produktion stets, dass wir uns

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