You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
dann doch wiederum gar nicht so schlecht. Sammy wippte stets in spöttischem Erstaunen auf den Fußballen, wenn er Michael zusah; er konnte kaum glauben, wie gut mein Bruder seine Tanzeinlagen beherrschte und dabei die Songs vortrug. „Der Kleine sollte in seinem Alter noch gar nicht so viel drauf haben!“
Michael wiederum bekam nicht genug von Sammys Filmen und Auftritten, denn Sammy war der ultimative Allround-Entertainer – er beherrschte Gesang, Tanz, Musik, Comedy und Schauspielerei gleichermaßen. Und außerdem war er der erste schwarze Cowboy gewesen, den wir im Fernsehen erlebt hatten. Michael sprach über nichts anderes mehr als über Sammys Auftritte in Vegas. „Da müssen wir gastieren – da spielen alle Großen! Da tritt Sammy auf, und das müssen wir auch machen – eine Show auf die Beine stellen, die niemand mehr vergisst!“ Dass sich Michael zu dem großen Star entwickelte, der er später wurde, lag auch daran, dass wir zu Beginn unserer Karriere von so vielen Showgrößen umgeben waren, die uns als Vorbilder dienten. Es gab damals so viele wirklich großartige Künstler, und er nahm sich die verschiedensten Elemente aus diesem großen Pool, um sie mit seinen ureigenen Gaben zu mischen und daraus schließlich etwas zu erschaffen, das seine Idole noch bei weitem übertraf.
Wir überstanden glücklich einen weiteren Liveauftritt im Fernsehen, dieses Mal in der Ed Sullivan Show. Kurz vor Sendebeginn standen wir neben dem berühmten Moderator, der hastig an seiner Zigarette zog. Was ist denn das? Der ist nervös? Er merkte, dass ich ihn anstarrte. „Machen Sie das vor jeder Show?“, fragte ich.
Er warf die Kippe auf den Fußboden und zertrat sie wie eine Fliege mit dem Fuß. „Na klar!“ Damit ging er auf die Bühne und trat mit breitem Lächeln vor die Kameras.
Auch aus einem anderen Grund erinnere ich mich so gut an diese Show – wegen Michael, der dabei einen breitkrempigen rosa Hut zu seiner blauen Weste und dem braun gemusterten Hemd trug. Dieses Bild von ihm prägte sich der Öffentlichkeit ein, aber kaum jemand wusste, unter wie viel Hektik dieses bunte Outfit entstanden war. Michael liebte damals Hüte, genau wie unser Schlagzeuger Johnny, und Kopfbedeckungen aller Art gehörten inzwischen zu unserem Look, vor allem bei Jackie, Marlon und Michael. Als wir aber im Studio ankamen, merkten wir, dass für die Ed Sullivan Show keine Hüte eingepackt worden waren. Die arme Suzanne de Passe musste noch einmal losrennen und schauen, was sie auf die Schnelle auf dem Greenwich Village Market besorgen konnte, und für Michael fand sie nichts anderes als den rosafarbenen Hut. Michael betrachtete sich im Spiegel, sah das bunte Pink, Blau und Braun und erklärte: „Das gefällt mir!“ Wenn es um Kleidung ging, hatte er nie Angst davor, aufzufallen.
Wir fünf Jungen, Joseph, sein Bruder Lawrence und Jack Richardson standen Spalier am Flughafen von Los Angeles, um Mutter, La Toya, Randy und Janet willkommen zu heißen. Wir hatten uns fast drei Monate lang nicht gesehen. Als Mutter endlich in der Ankunftshalle erschien, war es genau wie damals, wenn sie mit Taschen voller heißer Erdnüsse von der Arbeit nach Hause kam. Wir erdrückten sie beinahe. Und wir konnten es nicht abwarten, ihr unser neues Zuhause zu zeigen: ein dreistöckiges, freistehendes Haus mit einem Gartenweg, der in Serpentinen zu einer Haustür führte, die ungefähr fünf Meter über Straßenniveau lag. Das Grundstück befand sich oberhalb des Sunset Boulevards, und hinter uns standen weitere Häuser am Berghang. Doch das Entscheidende war, dass unser neues Heim zehnmal größer war als das Haus in der Jackson Street 2300.
Während Mutter ungläubig staunend durch die Räume wanderte, folgten wir ihr auf Schritt und Tritt. Als sie in ihr neues Schlafzimmer mit dem Panoramablick auf Los Angeles trat, brach sie beinahe in Tränen aus. Es war nach Einbruch der Dunkelheit, und die Stadt war ein Meer aus funkelnden Lichtern. „Das ist der schönste Anblick, den ich je gesehen habe“, seufzte sie.
Wir alle erinnerten uns an die Betonsteine in unserem Garten. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir eines Tages ein größeres Haus besorgen würde, oder nicht?“, sagte Joseph.
In der Queens Road begann unsere Leidenschaft für ausgefallene exotische Tiere. Michael legte sich ein paar zahme Ratten zu, was ihm jetzt auch erlaubt wurde, nachdem er neun Jahre zuvor noch Prügel dafür bezogen hatte, dass er einen kleinen Nager
Weitere Kostenlose Bücher