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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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sie hervor und akzentuierte in ihrer Wut jedes einzelne Wort doppelt korrekt.
    Es blieb jedoch keine Zeit, die Sache zu diskutieren, denn in diesem Augenblick trat unser Fahrer aufs Gaspedal, und Rose schleuderte mit einer halben Drehung auf einen Sitz in der ersten Reihe. Und dann flog schon mit lautem Krachen ein Stein durchs Fenster. Und gleich noch einer. Wir warfen uns auf den Boden. Ich weinte, Michael weinte, Randy weinte. Wir konnten uns nicht gegenseitig trösten, weil wir viel zu sehr damit beschäftigt waren, uns möglichst klein zu machen und unsere Köpfe zu schützen. Bei der Weiterfahrt wurde der Bus von allen möglichen Wurfgeschossen getroffen, der Angriff schien einfach nicht aufhören zu wollen. Als wir endlich unser Hotel erreicht hatten und uns wieder einigermaßen sicher fühlten, waren drei Fenster eingeschlagen, und die Karosserie hatte zahllose Dellen. Michael und ich waren zitternde Wracks und flehten Joseph an, uns nie wieder in diese Halle zurückzuschicken, um etwa doch noch aufzutreten. Zu unserer Erleichterung erklärte er, dass wir das Land gleich morgen früh mit dem nächsten Flug wieder verlassen würden.
    Wir waren dann schon bei Tagesanbruch wach, hatten alles fertiggepackt, und ein Ersatzbus brachte uns zum Flughafen. Während Jack und Bill sich ums Ausladen unseres Gepäcks kümmerten, gingen wir schon zum Einchecken ins Terminal, nur um dort festzustellen, dass die Tortur noch nicht vorüber war: Auf uns warteten Soldaten, schwer bewaffnet mit Maschinenpistolen, und ein Behördenvertreter erklärte lautstark, dass eine Ausreise nicht infrage komme, bevor wir nicht unsere vertraglichen Verpflichtungen erfüllt hätten. Bei der anschließenden Debatte durften wir nicht zuhören, aber wie ernst die Lage war und dass man uns hier festgesetzt hatte, zeigte die Anwesenheit der Uniformen überdeutlich. Dieser ganze Irrsinn endete schließlich damit, dass uns nichts anderes übrigblieb, als zum Hotel zurückzukehren und noch einmal 24 Stunden darauf zu warten, dass unsere Instrumente und Bühnenkleider auftauchten.
    Es war ein komisches Gefühl, derartig mit vorgehaltener Pistole zu einem Konzert gezwungen zu werden, und es dämpfte unsere gute Laune beträchtlich. Vermutlich war das der einzige Gig, bei dem wir wirklich ohne große Begeisterung auf die Bühne gingen. Aber wir waren Profis, wir schalteten in den Show-Modus und brachten unsere Leistung. Und eins war wirklich verrückt: Die Fans hatten ungeheuer viel Spaß, sie schrien und sangen und fielen in Ohnmacht – und beteuerten immer wieder, wie sehr sie uns liebten.
    Da wir ohnehin ständig herumalberten, fanden wir es irgendwie passend, dass Motown tatsächlich einen Deal mit der Zeichentrickfirma Rankin & Bass abschloss und wir für die ABC-Serie The Jackson 5 zu Cartoon-Figuren wurden. Michael erschien es unglaublich aufregend, dass unser Leben nun den Stoff für eine Fernsehserie lieferte; es begeisterte ihn fast noch mehr als irgendeines unserer Alben oder Konzerte. Er saß jeden Samstagmorgen wie angenagelt vor dem Fernseher, egal, ob wir zu Hause waren oder in einem Hotel. In jeder Folge wurden einige unserer Songs gespielt, aber unsere Sprechrollen wurden von Schauspielern übernommen, so dass dieses Projekt uns nicht einmal zusätzlich Arbeit machte. Mir erschien das geradezu wie Zauberei, was Motowns Promotionmanager Fred Rice hier geleistet hatte. Für Michael war es, als sei die Phantasiewelt eines C.S. Lewis plötzlich wahr geworden, als hätten wir eine Reise nach Narnia gemacht. In der Zeichentrickversion unseres Lebens gab es die Probleme und den Stress der Jacksonmania nicht. Außerdem standen wir in Michaels Augen nun auf einer Stufe mit Micky Maus, und für ihn als echten Disney-Fan war das das Größte. Als er älter wurde, beurteilte er den Erfolg der Serie differenzierter. Einerseits fand er es großartig, eine Cartoonfigur zu „sein“, die in eine andere Welt gehörte. Andererseits sorgten die Wiederholungen dafür, dass wir ewig als Kindergruppe wahrgenommen wurden, und inzwischen war Michael sehr bemüht, den Einschränkungen des Bubblegum-Soul zu entkommen. Möglich, dass er als Mensch nicht so viel Wert darauf legte, erwachsen zu werden – als Künstler wollte er sich unbedingt entwickeln.

F üreinen Kinderstar ist die Pubertät eine kritische Zeit: Sie droht das ganze Image zu zerstören, auf das sich der Traum vom Ruhm gründet. Michael und ich hatten mit Akne zu kämpfen. Meine war, als ich

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