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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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achtzehn wurde, immer noch nicht vorbei, und bei ihm ging es mit vierzehn so richtig los. Offenbar war unsere Vorliebe für frittiertes Essen und süße Limonade in dieser Hinsicht nicht gerade hilfreich. Marlon ging es nicht anders, und weil er und ich irgendwie mit unseren Pickeln lebten, ohne allzu viel darüber nachzudenken, war ich stillschweigend davon ausgegangen, dass Michael es genauso locker nehmen würde. Wie viel Angst er wirklich davor hatte, dass seine Akne sein Image beeinträchtigen könnte, erkannte ich nicht, weil er nie darüber sprach. Wir redeten einfach nicht über so etwas. Welcher „coole“ Jugendliche tut das schon? Und wir Jackson-Brüder waren ohnehin keine Meister im Reden. Unser Leben lang hatte man uns eingetrichtert, wie wichtig Stolz, Respekt und die abendlichen Auftritte waren, aber wie man sich anderen Menschen mitteilt, das lernten wir nie. In unseren Gesprächen ging es um unsere Albumaufnahmen, den ganz normalen Tournee-Wahnsinn, um Ideen für die Choreographie, Basketball oder Mädchen. Und so litt Michael still vor sich hin, als seine Züge sich veränderten und seine Haut von Pickeln übersät war. Er kapselte alles in sich ein, außer einigen Sorgen vielleicht, die er Mutter anvertraute.
    Wie sich herausstellte, veränderte sich seine Stimme durchaus vorteilhaft, denn er konnte weiterhin hervorragend singen, beherrschte nach dem Stimmbruch aber auch tiefere Lagen. Sein Tonumfang vergrößerte sich, und er entwickelte zudem sein typisch ätherisches Timbre. Damals machten alberne Gerüchte die Runde, nach denen er Hormonspritzen bekam, damit er weiterhin so hoch singen konnte. Selbst als sein Gesangslehrer Seth Riggs öffentlich dafür bürgte, dass sein Stimmumfang ganz normal sei, glaubten ihm die Leute nicht. Der Stimmbruch war jedenfalls Michaels geringstes Problem. Schlimmer war die unerwartet auftretende Akne. Und dann war da auch noch seine Nase. Sie wurde beträchtlich breiter, und das fand er schrecklich. Er hasste seine Haut und seine Nase so sehr, dass er sich kaum im Spiegel ansehen mochte. Dahinter steckte mehr als nur die typische pubertäre Unsicherheit gegenüber dem eigenen Körper – er entwickelte einen waschechten Minderwertigkeitskomplex. Je mehr Michael sich ansah, desto unglücklicher wurde er. Das führte dazu, dass er in Gesprächen mit anderen Menschen fürchterlich kurz angebunden reagierte und stets auf den Boden sah, um jeglichen Augenkontakt zu vermeiden.
    Am wohlsten fühlte er sich nach wie vor auf der Bühne oder beispielsweise bei Interviews. Journalisten beschrieben ihn immer wieder als energiegeladen, lebhaft und neugierig. Wenn er als Showstar gefragt war, blieben Michaels Teenager-Nöte gut versteckt hinter dickem Make-up und seiner Pop-Persönlichkeit. Abseits der Bühne machten unsere ständigen Frotzeleien die Sache für ihn nur noch schlimmer; aber so sind Brüder nun einmal, man neckt sich untereinander, und schließlich hatten wir ja alle mit diesem Problem zu kämpfen. Als meine Akne einsetzte, nannten mich alle, auch Michael, „Pickelgesicht“ oder „Kraterlandschaft“, und Marlon bekam den Spitznamen „Leberlippe“. Mir wurde gleich noch ein anderes, wenig schmeichelhaftes Etikett aufgedrückt, „Riesenrübe“, weil mein Kopf offenbar zu groß für meinen Körper war. Dass Michael von uns „Riesennase“ genannt wurde, war insofern nur ein Teil der typischen Übergangsriten beim Erwachsenwerden. Aber ihm machte das sehr zu schaffen, auch wenn wir das erst sehr viel später erfuhren.
    Michael blieb dabei besonders in Erinnerung, dass Joseph ihn verspottete; das verletzte ihn am meisten. Aus dem Mund eines Erwachsenen klang es doppelt hart, zumal Joseph uns ein Leben lang eingeimpft hatte, wie wichtig das Image für uns war. „Hey, Riesennase, komm mal her“, sagte Joseph. Michael erwiderte nichts, aber jedes Mal krampfte sich sein Innerstes zusammen.
    Ich entdeckte eines Morgens an der Innenseite meines Oberschenkels einen seltsamen, farblosen Fleck, so groß wie ein Pickel, und weil mich die Stelle beunruhigte, ließ ich sie untersuchen. Der Arzt sagte, dass es sich um ein winziges Anzeichen für Vitiligo handle, aber dass dies kein Grund zur Beunruhigung sei, solange es sich nicht weiter ausbreite. Und da gab es schließlich Schlimmeres – wie zum Beispiel eben Akne. Michael und ich standen allmorgendlich nebeneinander vor dem Spiegel und quetschten unsere Pickel aus. Und wir benutzten die Bleichcreme Nadinola, weil

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