Young Jedi Knights 01 - Die Hüter der Macht
unterhielten, aßen gemeinsam von einem großen Teller, auf dem sich dünne, flauschig blau behaarte Fäden wanden – klebrige, zuckende Raupen, die sie eine nach der anderen genussvoll durch die engen Hornschnäbel schlürften.
Jacen versuchte an etwas Amüsanteres zu denken, während er seine Suppe löffelte. Etwas, womit er die ins Stocken geratene Unterhaltung wieder ankurbeln konnte. Plötzlich nahm er aus den Augenwinkeln heraus eine schemenhafte Bewegung wahr – eine schwache Reflexion, die sich gleitend auf den Nebentisch zubewegte. Die Konturen einer… Schlange.
Jacen schlug das Herz bis in die Kehle. Er konnte sich nicht entsinnen, den Käfig der Kristallschlange wieder richtig verschlossen zu haben, nachdem sein Vater und die beiden Wookiees die Besichtigung seines Quartiers beendet hatten.
»He«, rief Raynar und lehnte sich neben ihnen über den Tisch. Sein grelles Gewand leuchtete so stark, dass Jacens Augen schmerzten. »Hättet ihr etwas dagegen, uns unseren Saft zurückzugeben?«
Raynar setzte seine Jedi-Macht ein, um den Krug von ihrem Tisch zu heben und ihn durch die Luft in seine Richtung zu dirigieren. »Das nächste Mal fragt gefälligst, bevor ihr euch einfach davon nehmt!«
Er lehnte sich zurück und verschränkte selbstzufrieden die Arme vor der Brust.
Gerade in diesem Augenblick fiel das Licht günstig auf die Kristallschlange. Jacen konnte sie deutlich erkennen. Sie richtete sich in Raynars Schoß auf und fauchte ihn an. Der flache Dreiecksschädel starrte dem Jungen unverwandt ins Gesicht.
Raynar entdeckte sie, schrie gellend auf und verlor die Kontrolle über seine Jedi-Kräfte. Der Krug geriet ins Schwanken, kippte und ergoss seinen dunkelroten flüssigen Inhalt über die komplette, zuvor blitzsaubere Kleidung des Jungen.
Jacen sprang auf und stürmte auf die Schlange zu. Er musste sie einfangen, bevor sie noch mehr Schaden anrichten konnte. Als Jacen versuchte, die Schlange aus dem Schoß des Jungen zu entfernen, fühlte sich Raynar von allen Seiten angegriffen und brüllte lauthals vor Entsetzen.
Als er und Jacen miteinander rangelten, kippte der ganze Tisch. Brauner Pudding, verschiedene Getränke, komplette Mahlzeiten wurden auf Raynars Tischnachbarn katapultiert.
Tenel Ka, die zwar nicht wusste, worum es eigentlich ging, aber immer bereit war, für ihre Freunde Partei zu ergreifen, mischte sich kurzerhand in das Geschehen ein. Sie nahm Jacens heiße Suppe und schleuderte sie auf Raynars Freunde, die sich angesichts dieses Angriffs aus hinterer Front sofort zu einer entsprechenden Gegenaktion herausgefordert fühlten.
Ein Tablett mit in Honig eingelegten Nudeln segelte durch den halben Speisesaal auf Jaina zu, die sich gerade noch rechtzeitig ducken konnte. Statt sie zu treffen, klatschten die Nudeln gegen einen struppigweiß befellten Talz – eine bärenähnliche Gestalt, die sich protestierend aufrichtete und eine melodiöse Missfallensäußerung artikulierte. Als Jaina die Nudeln über das weiße Fell des Mitschülers verteilt sah, konnte sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Inzwischen versuchte Jacen verzweifelt, sich aus Raynars Umklammerung zu lösen. Während er mit dem völlig hysterischen Jungen zu kämpfen hatte, gelang es der Schlange, sich seinem Zugriff zu entwinden. Raynar schrie, als ob er ermordet werden sollte, aber Jacen achtete kaum darauf, da er die Schlange bereits unter den Essenstischen hindurch verfolgte. Als er bei einem erneuten Versuch, die Schlange zu packen, einen Tisch umwarf, konnte er die glatten, spröden Schuppen mit den Fingerspitzen fühlen – dennoch gelang es der Schlange, sich abermals aus dem Staub zu machen, ehe er sie richtig zu fassen bekam.
Ein weiterer gedeckter Tisch musste dran glauben, als Lowie zu Hilfe eilte. Die beiden Vogelwesen kämpften flügelschlagend um den Inhalt ihres Tellers, jene Delikatesse aus sich krümmenden, blauen Fadenwürmern.
Immer mehr Essen flog, von Jedi-Kräften angehoben, durch die Luft und von einem Tisch zum anderen. Die Jedi-Studenten kreischten vor Vergnügen und betrachteten das Ganze als willkommene Abwechslung von der üblichen Anspannung ihrer Studien und den harten Konzentrationsübungen, die ihnen sonst abverlangt wurden.
Gedünstete Blätter klatschten in die Gesichter der Cha’a und zerstörten endgültig ihre rituelle Nahrungsaufnahme. Alle drei schnellten von ihren Plätzen auf, um den Attacken zu begegnen. Rücken an Rücken standen sie fauchend und mit starrem Blick in
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