Young Jedi Knights 01 - Die Hüter der Macht
die er die Verantwortung übernommen hatte, zu kümmern und von ihnen zu lernen.
Aus einem Reservoir, das Jaina an der Mauer befestigt hatte, leitete er frisches Wasser in die Trinkschalen der einzelnen Käfige. Offenbar fühlte sich eine Familie purpurfarbener Springspinnen dadurch beunruhigt. Vor lauter Aufregung hüpften sie so hoch, dass sie immer wieder gegen die obere Netzabschirmung ihres Zuhauses prallten.
Jacens Finger strichen über die Drahtbespannung. »Nur die Ruhe. Kein Grund zur Aufregung.« Tatsächlich stellten die Spinnen ihre nervösen Sprünge ein und nahmen schließlich Platz, um mit Hilfe ihrer langen Hohlfänge zu trinken.
Die Flüstervögel in einem der benachbarten Käfige waren unterdessen still geworden, wahrscheinlich drückte sie der Hunger. Jacen nahm sich vor, ihnen so bald wie möglich ein paar Nektarkelche von den Klettergewächsen zu pflücken, die auf der anderen Seite des Flusses an den zerfallenden Tempelmauern wucherten.
Allmählich wurde es Zeit, sich zu den morgendlichen Vorlesungen zu begeben. Jacen nahm Abschied von seinen Zimmergenossen, indem er mit den Fingern gegen die Stäbe und Scheiben einiger Behälter trommelte. Kurz bevor er sich endgültig abwandte, zögerte er noch einmal und warf einen Blick in den tiefstehenden Behälter, in dem für gewöhnlich eine Kristallschlange zusammengerollt auf ihrem Lager aus trockenen Blättern döste.
Die Schlange war ihrer Transparenz wegen beinahe unsichtbar, und Jacen konnte sie nur wahrnehmen, wenn er sie unter einem bestimmten Lichteinfall betrachtete. Doch wie sehr er sich an diesem Morgen auch bemühte, er konnte nicht einmal einen vagen Schimmer der gläsernen Schuppen erkennen, keine regenbogenfarbene Krümmung des Lichts, das sich um das durchscheinende Geschöpf schmiegte!
Alarmiert beugte er sich noch tiefer. Mit Entsetzen stellte er fest, dass die äußerste Ecke des Käfigs leicht nach oben gebogen war. Die Öffnung war ausreichend, um einen dünnen Schlangenkörper hindurchzulassen…
»Das gefällt mir überhaupt nicht«, murmelte Jacen, eine häufige Redewendung seines Vaters benutzend.
Kristallschlangen galten nicht wirklich als gefährlich – zumindest soweit Jacen bekannt war. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass ihr Biss, begleitet von einem kurzen stechenden Schmerz, das Opfer in einen tiefen Schlaf fallen ließ. Obwohl man schon nach etwa einer Stunde wieder aufwachte und sich in der Regel danach nicht weiter krank fühlte, konnte dies genau der Anlass sein, auf den jemand wie Raynar gewartet hatte, um Ärger zu machen. Vielleicht würde es ihm sogar die Handhabe geben, Jacen endlich dazu zu zwingen, seine Menagerie in eines der abgelegeneren Lagermodule umzuquartieren.
Wie auch immer: Die Kristallschlange war jedenfalls weg! Als er spürte, wie Panik in ihm aufstieg, rief Jacen sich eine von Onkel Lukes Entspannungstechniken in Erinnerung.
Es gelang ihm, wieder klar zu denken, und bald wusste er, was zu tun war: Seine Schwester würde ihm helfen, die Schlange einzufangen, bevor irgendjemand überhaupt Wind von der Sache bekam!
Er suchte die im Zwielicht liegende Halle auf und versicherte sich, dass niemand ihn beobachtete. Dann trat er in die nächstgelegene steinerne Türöffnung und spähte blinzelnd in die Schatten des Zimmers, das von seiner Schwester bewohnt wurde.
Eine komplette Wand von Jainas Quartier bestand aus sorgfältig aufeinander gestapelten Behältern voller Ersatzteile, kybernetischer Sicherungen, elektronischer Schaltkreise und winziger Getriebe, die veralteten und demontierten Droiden entnommen waren. Außerdem hatte sie sich unbenutzte Batterien und Lenksysteme aus den tiefer liegenden Kammern des Pyramidentempels besorgt.
Der antike Tempel war einst das Hauptquartier von Rebellen gewesen, die sich, lange bevor die Zwillinge überhaupt geboren waren, im dichten Dschungel des ansonsten unbewohnten Mondes versteckt gehalten hatten. Prinzessin Leia hatte diesen Rebellen geholfen, ihren Stützpunkt gegen den waffenstarrenden Todesstern des Imperiums zu verteidigen. Han Solo war damals nur ein Schmuggler gewesen, aber letztlich war er es, dem Luke Skywalker sein Leben zu verdanken hatte.
Heute lag die Ausrüstung des aufgegebenen Rebellen-Stützpunkts mehr oder weniger unbeachtet herum, die Jedi-Schüler hatten keinerlei Verwendung für derlei Dinge. Einzig Jaina verbrachte ihre Freizeit damit, ausrangierte Teile zusammenzuschustern und auf einen neuen Nutzen hin zu erproben.
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