Young Jedi Knights 01 - Die Hüter der Macht
dämmerte schnell und kündigte die Hitze des kommenden Tages an, kaum dass sich die ferne weiße Sonne aus Yavins Schatten hervorgestohlen hatte. Etliche Dschungelbewohner erwachten und machten sich sogleich bemerkbar. Die flirrende Luft war angereichert mit Dunst, der aus den Senken emporstieg, in denen er sich während der Nacht gesammelt hatte.
Jacen und Jaina hatten kaum ein Auge zugetan. Ihre schmerzenden Handgelenke waren immer noch mit den reißfesten purpurnen Schlingpflanzen umwickelt. Jacen wünschte sich inbrünstig, in der Vergangenheit mehr Zeit auf die intensive Ausbildung der Macht verwendet zu haben. Um die Knoten zu lösen, mangelte ihm nicht so sehr an mentaler Kraft, als vielmehr an der nötigen Präzision.
Sobald es hell geworden war, trat Qorl aus seiner Baumhöhle und rüttelte die Zwillinge, die sich schlafend stellten, wach. Er reichte jedem von ihnen eine Schale mit kühlem Wasser, das er zuvor aus dem Bach geschöpft hatte. Nun zückte er einen langen Steindolch und schnitt die Fesseln seiner Gefangenen durch.
Jacen schüttelte die Arme und machte Übungen, um die Taubheit aus den Fingern zu vertreiben. Mit der zurückkehrenden Durchblutung begannen die Nervenbahnen schmerzhaft zu kribbeln.
Der Imperiale richtete den Blaster auf die Zwillinge und signalisierte ihnen, sich in Bewegung zu setzen. »Auf zum TIE-Jäger«, sagte er rau. »Die Arbeit ruft!«
Jacen und Jaina setzten sich schleppend in Marsch. Sie stolperten über Luftwurzeln und einbrechendes Unterholz. Der TIE-Pilot klebte ihnen dicht an den Fersen, und nach einer Weile erreichten sie die Stelle, wo das abgestürzte Schiff ohne jede Tarnung im Frühlicht glänzte. Voller Unbehagen betrachtete Jacen die verbrannten Äste und Blätter, die Qorls Blasterfeuer getroffen hatte, als er Tenel Ka und Lowie am Verschwinden hindern wollte.
»Ich weiß, dass ihr die Reparaturen fast beendet habt«, sagte der Pilot. »Ich habe euch seit Tagen beobachtet – und heute werdet ihr euren Job zu Ende bringen!«
Die Blicke aus Jainas cognacfarbenen Augen verfinsterten sich. »So schnell können wir es unmöglich schaffen – immerhin sind wir nur noch zu zweit. Das Schiff ist vor zwanzig Jahren abgestürzt. Wir haben die Trümmer noch nicht von den Sublichtablagerungen gereinigt. Die Energiekonverter müssen neu verkabelt werden…«
Jacen brauchte seine Schwester nur anzusehen, um zu wissen, dass sie log.
»… und die Cybersicherungen sind auch noch nicht eingebaut«, fuhr sie fort. »Außerdem streikt das Luftumwälzungsaggregat, es muss noch…«
Qorl hob den Blaster und wiederholte, ohne den Ton seiner Stimme zu verändern: »Heute. Ihr werdet heute damit fertig werden.«
»Ich fürchte, er meint es ernst, Jaina«, seufzte Jacen. »Am besten zeigst du mir, was ich tun soll.«
Auch Jaina seufzte. »Also gut. Mir würde schon reichen, wenn du den Werkzeugkasten wieder einräumst, den du gestern umgeworfen hast. Und sieh nach, ob du den Hydroschraubenschlüssel finden kannst. Ich werde ihn brauchen, um den Antriebscheck abzuschließen!«
Qorl setzte sich auf einen großen flechtenbewachsenen Stein und benutzte seine gesunde Hand, um sich die Käfer und Insekten, die an seinen Beinen hochkrabbelten, vom Leibe zu halten. Der Soldat des untergegangenen Imperiums beobachtete den Fortgang der Arbeiten stoisch wie ein Droidenposten. Jacen bemühte sich, seine Anwesenheit zu verdrängen – und den auf sie gerichteten Blaster.
Stechmücken und beißwütige Insekten umschwärmten das Gesicht des Jungen, angezogen von seinen schweißverklebten Haaren. Er spielte den Handlanger für seine Schwester, reichte ihr die Werkzeuge und Ausrüstungsteile, nach denen sie verlangte, während sie im Maschinenraum des TIE-Jägers herumkroch und dort rumorend schuftete.
Er konnte Jainas steigende Wut und Frustration förmlich spüren. Vergeblich suchte sie nach einem rettenden Gedankenblitz. Jacen wusste, dass es ihr ein Leichtes gewesen wäre, die Reparatur zu sabotieren – doch das hätte Qorl sofort gemerkt, und dann wäre es mit der Schonung vorbei gewesen. Dieses Risiko war zu groß.
Im nachhinein konnte Jacen über den Einfall seiner Schwester, die von ihrem Vater mitgebrachte Hyperantriebseinheit einzubauen, nur noch fluchen. Hätten sie in den vergangenen Tagen nicht so furchtbar schnelle Fortschritte bei den Instandsetzungsarbeiten gemacht, sähe ihre Lage nun vielleicht anders aus. Doch für solche Einsichten war es nun zu spät.
Jacen
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