Young Jedi Knights 01 - Die Hüter der Macht
dass er seine Spracheinrichtung ausgeschaltet gelassen hätte.
Eine ganze Horde schnatternder Woolamander jagte urplötzlich durch die untere Baumregion, zerwühlte die Blätter und knickte überall Zweige. Die Tiere waren ebenso laut wie flink und in der Lage, sich ohne das Gleichgewicht zu verlieren selbst über dünnste Äste zu hangeln. Sie schienen in ihre Kunststückchen vertieft und stritten darum, wer das lauteste Geheule oder Gekeckere in den Dschungel hinausposaunen konnte, während um sie herum die Dämmerung der Nacht zu weichen begann.
Trotz ihres eigenen Radaus gelang es ihnen irgendwie, auch die Hilferufe des Übersetzerdroiden aufzuschnappen.
MTD entnahm seinen bescheidenen Dateien über Yavin 4, dass es sich bei Woolamandern um äußerst neugierige und zu seinem Leidwesen auch über die Maßen gesellige Geschöpfe handelte. Kaum hatten sie ihn vernommen, setzte eine systematische Suche nach ihm ein, und in unglaublich kurzer Zeit hatten sie das matt schimmernde Gehäuse des Droiden mit ihren scharfen, schlitzartigen Augen in den Dschungelschatten aufgespürt. Die farbenprächtigen, mit einem dichten Haarkleid ausgestatteten Tiere schwärmten auf MTD zu.
»Oh, nein!«, stöhnte er blechern. »Nicht ihr… Bitte – als ich um Rettung ersuchte, meinte ich bestimmt nicht euch! «
Die Woolamander näherten sich ungerührt, schüttelten an den Zweigen und raschelten in den Blättern. Ihre in hellem Purpur glänzenden Felle sträubten sich in einer Mischung aus Argwohn und Entzücken.
»Weg! Weg da! Schscht!«, zischte MTD.
Die Woolamander feierten laut kreischend ihre Entdeckung. Ein großes Männchen klaubte den Droiden aus seiner Unterlage aus Schlinggewächsen.
»Leg mich sofort wieder hin!« Die Stimme des Droiden überschlug sich. »Ich bestehe darauf, dass du mich unverzüglich wieder loslässt!«
Das Männchen warf MTD seinem Weibchen zu, das das Kästchen auffing, es ratlos hin und her drehte und in den leuchtenden Punkten herumzustochern versuchte. Schließlich schabte es mit seinen Fingern über die goldene Scheibe seines optischen Sensors.
»Das ist mein Auge – nimm sofort deine Pfoten da weg… Nein, nicht so herum! Du sollst mich nicht auf den Kopf stellen, du sollst mich wieder hinlegen! «
Das Weibchen schüttelte ihn kräftig durch, als wollte es ergründen, ob er, von Geschrei abgesehen, noch zu anderen Tönen fähig war.
Als sie sich einem dickeren Ast näherte und Anstalten machte, ihn, wie um eine Frucht zu öffnen, dagegen zu schlagen, löste MTD seinen Akustikalarm aus, jammerte und brüllte mit einer Lautstärke und in solch schmerzhafter Tonlage, dass das Weibchen ihn fallenließ. Er landete auf einem anderen Blattwerk und heulte: »Hilfeee!«
Einer der jungen männlichen Woolamander stürzte auf ihn zu und schnappte ihn sich, um unter lautem Geschnatter und entzückten Schreien mit seiner Beute über die tief hängenden Äste zu jagen und sie, während MTD weiterhin nach Hilfe jaulte, hoch über den Kopf zu halten.
Andere junge Woolamander hetzten ihm hinterher und imitierten den plärrenden Gegenstand.
MTD war in solche Panik verfallen, dass er fürchtete, die Situation nicht länger zu verkraften, ohne seine Schaltkreise zu überlasten. Um nicht mit ansehen zu müssen, was weiter mit ihm passierte, versetzte er sich kurzerhand in den Sleep-Modus.
Irgendwann spät in der Nacht reaktivierte er sich – nur um festzustellen, dass er nun gar nichts mehr sehen konnte, weil sein Sensor offenbar von dichtem Fell bedeckt war.
Was er registrierte, war sanftes Schaukeln… und schnarchender Atem. Als sich der junge Woolamander kurz im Schlaf schüttelte und MTD etwas verrutschte, nutzte der Droide die Gelegenheit, um mehr über seine Umgebung herauszufinden. Offenbar hatte sich das Junge zum Schlafen in eine Astgabel gekauert und hielt dabei sein neues Spielzeug mit größter Zufriedenheit gegen die fellbedeckte Brust gepresst.
In der Nähe seufzten und dösten die anderen Mitglieder der Horde friedlich in den Bäumen. MTD verspürte den Drang, erneut um Hilfe zu rufen. Immerhin hegte er nach wie vor die Hoffnung, gerettet zu werden.
Doch die Woolamander sanken nacheinander in tiefen und festen Schlaf und stellten ihr im Wachen übliches Lärmen mehr und mehr ein. MTD kam zu dem Schluss, dass es besser war, die momentane Ruhe zu genießen, anstatt sie erneut zu gefährden. Er hoffte nur, dass der kommende Tag mehr Glück für ihn bereithielt.
16
Der Morgen
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