Young Jedi Knights 02 - Akademie der Verdammten
Yavin 4 schritt Tenel Ka auf der Aussichtsplattform des Großen Tempels, in dem Luke Skywalkers Jedi-Akademie untergebracht war, auf und ab. Wie es sich für eine Kriegerin von Dathomir geziemte, trug sie einen schuppigen Panzer, der wie frisch poliert glänzte … was auch zutraf. Ihr rotgoldenes Haar war zu einem Gewirr zeremonieller Zöpfe geflochten, von denen jeder einzelne mit Federn oder Perlen geschmückt war. Ihre kühlen grauen Augen suchten den bleiernen Himmel nach einem Zeichen des Schiffes ab, in dem die verhaßte Abgesandte ihrer Mutter anreisen würde.
Wind peitschte ihr die Zierzöpfe ins Gesicht, und Tenel Ka wischte sie ungehalten zur Seite. Die feuchte Luft bedrückte sie, wirkte aufgeladen mit Gefahr. Yavins trockene Jahreszeit war vorbei.
Sie spürte eine unangenehme Regung in den Tiefen ihrer Seele, die sie davor warnte, daß irgend etwas geschehen würde, so als könne jeden Moment ein Blitz einschlagen. Sie seufzte. Die Kuriere und Diplomatinnen ihrer Mutter konnten ebenso tödlich wie Blitzschläge sein …
Sie schreckten nicht davor zurück, einen Feind oder sogar einen Freund zu töten, um sicherzustellen, daß die Person Thronfolgerin von Hapes wurde, die sie am liebsten an der Macht sehen würden. Es gingen Gerüchte, daß die Attentäter ihrer Großmutter Tenel Kas eigenen Onkel, den Bruder ihres Vaters Prinz Isolder, umgebracht hatten.
Sie zuckte zusammen, als ein Regentropfen, warm wie Blut, auf ihren nackten Arm platschte. Obwohl die Luft nicht kalt war, fröstelte sie.
Ihre Gefühle zu ihrer Großmutter waren kompliziert: Sie bewunderte und verachtete die ältere Frau zugleich. Wie ihre Mutter trug Tenel Ka lieber den Eidechsenhautpanzer der Kriegerfrauen von Dathomir als die feinen netzseidenen Gewänder des Königshofs des Hapes-Clusters.
Bisher war es Tenel Ka gelungen, in Beziehung zu ihrer Großmutter auf einem schmalen Grat zwischen Respekt und Feindschaft zu wandern. Sie wußte, wenn sie diese Grenze einmal zu weit überschritt, konnte es gut sein, daß sie selbst Besuch von einem Attentäter bekam …
Ein verzweigter Blitz knisterte über den verhangenen Himmel, gefolgt von einem krachenden Donner. Wie ein Tier im Käfig schritt Tenel Ka auf der Krone des Tempels hin und her, und ihre Unruhe wuchs mit jeder Sekunde, während sie den Rand der oberen Pyramidenstufe entlangstakste und sich fragte, warum die Gesandte Yfra nicht eintraf. Ihr innerer Aufruhr war so heftig, daß sie Luke Skywalker, der sich zu ihr aufs Aussichtsdeck gesellt hatte, erst bemerkte, als er unmittelbar vor ihr stand.
Der Jedi-Meister legte beide Hände auf ihre Schultern und sah ihr in die Augen. Er strahlte Frieden und Wärme aus, und Tenel Ka spürte, wie sie sich entspannte. »Im Komzentrum wartet eine Nachricht auf dich«, sagte er ruhig. »Hättest du mich gern bei dir, während du mit der Gesandten sprichst?«
Tenel Ka konnte ein widerwilliges Schaudern nicht unterdrücken, wenn sie an die schmallippige Abgesandte ihrer Großmutter dachte. »Ihre Anwesenheit würde …« Sie machte eine kurze Pause und suchte nach den rechten Worten. »… wäre mir eine Ehre, Master Skywalker.«
Tenel Ka stand aufrecht da und hielt den Kopf hoch, als sie der Gesandten ihrer Großmutter auf dem Sichtschirm des Komzentrums gegenüberstand – eine Gestalt, die trotz aller augenfälligen Grausamkeit noch eine Spur stolzer Schönheit ausstrahlte. Haare und Augen der Gesandten Yfra hatten die Farbe polierten Zinns.
»Unsere Sitzung auf Coruscant hat sich länger als erwartet hingezogen, junge Dame«, sagte Yfra mit einer Stimme, die deutlich zu erkennen gab, daß sie es nicht gewohnt war, unnötige Fragen zu beantworten. »Daher muß unser Besuch bei Ihnen um zwei Tage verschoben werden.«
Tenel Ka ließ sich ihre Fassungslosigkeit nicht anmerken, aber ihr Herz setzte für einen Moment aus. Jacen, Jaina und Lowbacca wären bis dahin längst zurück. Sie warf Luke einen flehentlichen Blick zu.
Der Jedi-Meister trat vor und sprach mit sanfter Stimme: »Vielleicht könnte ich die Prinzessin von Hapes zu einem Treffen auf Coruscant begleiten?« schlug er vor.
Die Gesandte Yfra lächelte auf diese scheinbar freundliche Art, die Tenel Ka von ihr gewohnt war, doch in ihrem Blick lag weder Freundlichkeit noch Güte. »Ich habe strenge Anweisung, die Erbin von Hapes an ihrem Ausbildungsplatz aufzusuchen.«
Tenel Ka öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch im selben Moment begann neben dem Bildschirm ein
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