Young Jedi Knights 02 - Akademie der Verdammten
offenbar aufrichtig erfreut. »Es tut mir leid, daß meine Abgesandte dich nicht besuchen konnte. Jetzt, fürchte ich, müssen wir das Treffen auf unbestimmte Zeit verschieben. Ich war gezwungen, Yfra auf eine dringende Mission in das Duros-System zu schicken.«
Tenel Ka fiel die Kinnlade herunter. Sie war viel zu perplex, um etwas erwidern zu können.
»Aber du wirst es einer besorgten Großmutter doch sicher verzeihen, wenn sie sich etwas überlegt, um aus der Ferne ein Auge auf ihre Enkelin zu haben, nicht wahr? Wie wär’s mit ein oder zwei unauffälligen Beschützern in einem Nachbarsystem? Ich glaube, das wäre die beste Lösung für uns beide.«
Ihre Großmutter beugte sich vor, um die Verbindung zu unterbrechen, doch bevor sie es tat, flüsterte die Matriarchin noch etwas. »Außerdem hatte ich sowieso nicht den Eindruck, daß du übermäßig enttäuscht warst, die Gesandte Yfra nicht zu sehen.«
»Das ist eine Tatsache«, murmelte Tenel Ka. Und zum ersten Mal seit vielen Jahren stellte sie fest, daß sie mit ihrer Großmutter einer Meinung war.
Jacen stand auf dem Großen Tempel von Yavin 4 und wartete auf Master Skywalker. Nach dem morgendlichen Gewitter durchdrang orangefarbenes, von dem riesigen Gasplaneten reflektiertes Licht die grauen Wolken über ihm und säumte ihre Ränder mit einem warmen Glühen. Die leichte Brise bauschte sein Haar, und gelegentlich traf ihn ein Regentropfen.
Sosehr ihm die Rüge auch im Magen lag, die sein Onkel Luke ihm sicher erteilen würde, war Jacen doch froh, wieder auf dem Dschungelplaneten zu sein. Am Tag nach ihrer Rückkehr aus der Schatten-Akademie hatte der Jedi-Meister bereits unter vier Augen mit Jaina und mit Lowie geredet. Obwohl er nicht im mindesten wußte, was Luke ihnen gesagt hatte, waren beide hinterher sehr ruhig und verschlossen gewesen.
Und nun war er an der Reihe.
Jacen spürte Master Skywalkers Gegenwart, ohne hinzuschauen, als Luke schweigend an seine Seite trat. Eine ganze Zeit sagte keiner von ihnen ein Wort, als bestünde eine wortlose Übereinkunft. Nach und nach entspannte sich Jacen. Er war auf alles vorbereitet, was der Jedi-Meister ihm zu sagen hatte.
Auf fast alles.
»Nimm das hier«, sagte Luke und drückte ihm einen metallischen Stab in die Hände. »Zeig mir, was du gelernt hast.«
Fassungslos sah Jacen auf das Lichtschwert. Die Waffe war schwer und solide, ihr Griff warm wie seine eigene Haut. Er wog sie in der Hand, betastete sie, fuhr mit den Fingern über die Rillen des Griffs bis zum Einschaltknopf. Das alles mit geschlossenen Augen. In Gedanken hörte er schon das Summen des Lichtschwerts, spürte er seinen pulsierenden Rhythmus, wenn es die Luft zerteilte …
Jacen öffnete die Augen und zog die Schultern zusammen. »Ich habe eines gelernt«, sagte er und gab dem Jedi-Meister das Lichtschwert zurück, ohne es zu aktivieren. »Du hattest recht: Ich bin noch nicht soweit. Die Waffe eines Jedi sollte nicht leichtfertig in die Hand genommen werden.«
»Dennoch hast du gelernt, mit ihr umzugehen. Hat Brakiss dir das beigebracht?«
Jacen nickte. »Körperlich bin ich dazu in der Lage. Ich weiß, wie man damit gegen einen Gegner kämpft – aber ich bin mir nicht sicher, ob ich geistig bereit bin. Vielleicht bin ich emotional noch nicht reif genug dafür.«
»Hat dir das Kämpfen nicht so viel Freude bereitet, wie du erwartet hast?« Luke hob die Augenbrauen.
»Ja. Nein. Nun ja, ich habe einiges gelernt … Ich bin mir nur nicht sicher, ob es die richtigen Dinge waren. Ein Lichtschwert ist nicht einfach ein tolles Spielzeug, mit dem man seine Freunde beeindrucken kann. Es bedeutet eine große Verantwortung. Ein Fehler könnte einen Unschuldigen das Leben kosten.«
Luke nickte, und seine blauen Augen funkelten verständnisvoll. »Manchmal kommt einem die Verantwortung zu groß vor, selbst mir. Aber die Macht führt uns die Hand, wenn wir kämpfen. Sie zeigt uns nicht bloß, wie wir unsere Feinde besiegen – sondern läßt uns auch wissen, wenn wir sie nicht besiegen sollten.«
Ihre Blicke begegneten sich. »Selbst wenn unsere Feinde Böses tun oder lehren?« fragte Jacen.
Luke Skywalkers Blick wich ihm nicht aus. »Niemand ist vollkommen böse. Oder vollkommen gut.« Ihm trat ein wehmütiges Lächeln auf die Lippen. »Zumindest niemand, den ich kennengelernt habe.«
»Aber Brakiss …«, protestierte Jacen.
»Brakiss gibt die Lehre der dunklen Seite an seine Studenten weiter. Du warst bei seinem Unterricht dabei.
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