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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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durchaus der Beginn einer neuen Seuche sein. Aber ein Tod allein macht noch keine Pest. Und es könnte sich ebenso gut auch um Scharlach handeln oder irgendetwas anderes.«
    »Und dieser Schatten, den ich über das Dach habe schweben sehen? Was ist damit? Ob das wohl seine Seele war? Oder etwas anderes? Etwas, das gekommen ist, um sie zu holen?«
    »Das«, sagte Sherlock entschieden, »war höchstwahrscheinlich nur eine Illusion. Hervorgerufen durch einen bestimmten Sonnenstand am Himmel und eine vorbeiziehende Wolke.« Er nahm Matty bei den Schultern und zog ihn fort. »Komm, lass uns gehen.«
    Er führte Matty vom Haus fort und bugsierte ihn aus dem engen Weg heraus. Innerhalb kürzester Zeit waren sie wieder auf der Hauptstraße, die durch Farnham führte. Matty war blass und schwieg.
    »Geht es dir gut?«, fragte Sherlock vorsichtig.
    Matty nickte. »Tut mir leid«, sagte er beschämt. »Es ist nur … es macht mir Angst. Ich mag keine Krankheiten, seit …«
    »Ich verstehe. Schau mal, ich weiß nicht, was du gesehen hast. Aber ich werde darüber nachdenken. Mein Onkel hat eine Bibliothek. Vielleicht lässt sich da eine Antwort finden. Dort oder in den lokalen Zeitungsarchiven.«
    Sie gingen über eine schmale Brücke in die Stadt zurück. Die Straße führte an einem großen Holztor vorbei, das in eine Steinmauer eingelassen war. Davor sahen sie ein merkwürdiges Tier am Boden liegen. Es hatte die Beine steif zu allen Seiten ausgestreckt und bewegte sich nicht. Sein Fell war dreckig und glanzlos. Einen Moment lang dachte Sherlock, es wäre ein Hund. Aber als sie näher kamen, erkannte er, was da vor ihnen lag. Das Tier hatte eine spitze Schnauze und kurze Beine. Die abwechselnd hellen und dunkelgrauen Fellstreifen mussten zu Lebzeiten einmal weiß und schwarz gewesen sein. Kein Zweifel, es war ein Dachs. Sherlock sah, dass der Bauch des Tieres platt gepresst auf dem Boden lag. Es war überfahren worden. Wahrscheinlich von einem Kutschrad.
    Matty verlangsamte seine Schritte, während er sich dem Tier näherte.
    »Du solltest auf der Hut sein, wenn du hier vorbeigehst«, vertraute er Sherlock mit einer Stimme an, als wäre einzig und allein sein Begleiter derjenige, der berechtigten Grund zur Angst hatte, während er hingegen vollkommen sicher war. »Ich weiß nicht, was sie da treiben. Aber die haben Wachen da drinnen. Riesige Kerle mit Schlagstöcken und Bootshaken.«
    Sherlocks Vermutung nach sollten diese Männer lediglich einen gewissen Schutz für die Lohngelder gewährleisten, die man drinnen vermutlich für die dort tätigen Arbeiter aufbewahrte. Gerade wollte er Matty seine entsprechenden Mutmaßungen mitteilen, als das Tor aufschwang. Zwei Männer betraten die Straße. Ihre grimmigen vernarbten Schlägervisagen standen im krassen Gegensatz zu ihrer tadellosen schwarzen Samtkleidung. Sie schauten nach links und rechts und musterten die Jungen einen Moment lang prüfend, bevor sie den Blick wieder abwandten und jemandem drinnen mit der Hand ein Zeichen gaben.
    Eine Kutsche, die von einem einzigen Pferd gezogen wurde, kam zum Vorschein. Auf dem Kutschbock saß ein großer, kräftiger Mann mit Händen wie Spaten und einem von Narben bedeckten Kahlkopf.
    Die beiden Männer in Schwarz schlossen das Tor. Dann sprangen sie hinten auf die Kutsche und klammerten sich fest, als sie sich in Bewegung setzte.
    »Lass mal sehen, ob der feine Herr einen Viertelpenny rausrückt«, flüsterte Matty. Bevor Sherlock ihn aufhalten konnte, rannte Matty auch schon auf die Kutsche zu.
    Aufgeschreckt scheuten die Pferde zurück und stemmten sich gegen die Deichsel, die sie mit der Kutsche verband. Der Fahrer versuchte, die Kontrolle wiederzuerlangen, und schlug mit der Peitsche auf sie ein. Aber dadurch machte er es nur noch schlimmer, und die Kutsche drehte sich herum, als die Pferde versuchten, von Matty wegzukommen.
    Im nächsten Augenblick gefror Sherlock das Blut in den Adern. Durch das Kutschenfenster starrte ihn ein von dünnen weißen Haaren eingerahmtes, fast skelettartiges bleiches Gesicht an. Ohne mit der Wimper zu zucken, musterten ihn ausdruckslose Knopfaugen. Kleine, rosafarbene Augen wie die einer weißen Ratte. Ein Gefühl instinktiven Widerwillens durchfuhr Sherlock. Es war so, als hätte er nach einem Salatblatt auf dem Teller gegriffen und stattdessen eine Schnecke erwischt. Sherlock wollte sich in Bewegung setzen und zurückweichen. Aber der bleiche, bösartige Blick nagelte ihn förmlich fest, und er war

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