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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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unfähig, auch nur ein Glied zu rühren. Doch dann gelang es dem vierschrötigen Fahrer, wieder die Kontrolle zu erlangen. Die Pferde galoppierten an den beiden vorbei und zogen die Kutsche samt ihrer Insassen mit sich fort.
    »Hab nicht mal ’ne Chance gehabt«, maulte Matty und klopfte sich den Staub von der Kleidung. »Ich dachte, der Kerl geht gleich mit der Peitsche auf mich los.«
    »Wer war der Mann in der Kutsche?«, fragte Sherlock mit beunruhigter Stimme.
    Matty schüttelte den Kopf. »Hab ihn nicht gesehen. Hat er reich ausgesehen?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Er sah aus, als wäre er seit drei Tagen tot«, erwiderte Sherlock nur.

3
    Der aus dem Zugschornstein strömende heiße Dampf quoll zwischen den Bretterbohlen der Brücke empor und benetzte die Beine der beiden Jungen. Lachend und nass liefen sie dabei in entgegengesetzte Richtungen. Majestätisch stampfte der Zug unter ihnen hindurch und fuhr langsamer werdend in den Bahnhof von Farnham ein. Die beiden gingen wieder zur Mitte der Holzbrücke zurück, die die Bahnsteige miteinander verband, und beobachteten, wie der Zug allmählich unter Kettengeklirre und ohrenbetäubendem Zischen zum Stehen kam, als der Lokführer den überschüssigen Dampf abließ.
    Es war der Morgen des folgenden Tages. Vor Eintreffen des Zuges hatte der Bahnsteig noch einsam und verlassen dagelegen. Aber in kürzester Zeit hatte er sich auf magische Weise in ein geschäftiges Menschengewimmel verwandelt, das auf den Ausgang zuströmte. Männer in schwarzen Gehröcken und mit Zylindern auf dem Kopf kamen aus den Erste-Klasse-Abteilen geschlüpft wie Insekten aus ihren Kokons. Schulter an Schulter schoben sie sich mit den Fahrgästen aus der Zweiten Klasse voran – beleibten Männern mit Tweedjackets und Schiebermützen sowie Frauen in ansehnlichen Kleidern –, wozu sich noch etliche muskelbepackte und wettergegerbte Arbeiter in abgewetzten Hemden und geflickten Hosen gesellten, die eng aneinandergequetscht in der Dritten Klasse gesessen hatten. Männer in Uniform zogen eine Schiebetür in einem der Waggons auf und machten sich daran, Holzkisten und große Beutel abzuladen, bei denen es sich Sherlocks Vermutung nach um Postsäcke handelte.
    Gepäckträger kamen aus ihren wo auch immer gelegenen Büros zum Vorschein, in denen sie sich normalerweise versteckt hielten, und begannen, Kisten und Taschen von den Waggons zu den Gepäckkarren zu transportieren. Mit Ausnahme von ein paar Stadtbewohnern, die über die Ereignisse der Woche plauderten, lag der Bahnsteig innerhalb weniger Minuten wieder einsam und verlassen da. Ein wichtigtuerischer Schaffner mit Hut und blauer Uniformjacke trat an den Bahnsteig. Er blickte zunächst nach vorne Richtung Lok, dann nach hinten ans Zugende, führte seine Pfeife an die Lippen und stieß einen kurzen, scharfen Pfiff aus. Der Zug schien zunächst zu beben, bevor er begann, sich langsam aus dem Bahnhof zu quälen. Schwerfällig zuerst, doch dann immer schneller. Mit schepperndem Geräusch spannten sich nacheinander die Waggonverbindungen, ehe die Wagen aus dem Bahnhof gezogen wurden.
    »Ist das der Zug
nach
London oder der Zug
aus
London?«, fragte Sherlock.
    Matty blickte in beide Richtungen das Gleis entlang. »Nach London«, antwortete er schließlich. »Von hier geht die Linie nach Tongham, Ash, Ash Wharf und dann weiter nach Brookwood und Guildford. Von da aus kannst du einen Zug direkt nach London nehmen.«
    London. Sherlock starrte die Bahnschienen entlang, wo der Zug gerade um eine Kurve fuhr und verschwand. Am Ende seiner Fahrt hätte er sich seinem Bruder Mycroft bis auf eine oder zwei Meilen genähert. Mycroft würde dann wahrscheinlich noch in seinem Büro sitzen und Dokumente studieren oder über einer Weltkarte brüten, die dort, wo das Britische Empire seinen Fuß hingesetzt hatte, rot markiert war. Für einen Moment war das Verlangen, hinter dem Zug herzulaufen und aufzuspringen, fast überwältigend.
    Er vermisste seinen Bruder. Er vermisste seinen Vater, seine Mutter und seine Schwester. Er vermisste sogar seine Schule. Wenn auch nicht ganz so sehr.
    »Was ist eigentlich in Brookwood los?«, fragte er, vor allem, um seine Gedanken auf ein anderes Thema zu lenken.
    Ein Zittern schien durch Mattys Körper zu gehen. »Frag nicht«, erwiderte er.
    »Nein, mal im Ernst.« Sherlocks Interesse war auf einmal geweckt. »Würde es sich lohnen, wenn wir da mal hinfahren?«
    Matty schüttelte den Kopf. »Tagsüber gibt es dort nichts

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