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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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sie starb. Also bin ich abgehauen. Keine zehn Pferde bringen mich in eine von diesen Knochenmühlen. Die meisten, denen das passiert ist, sind nie wieder rausgekommen. Und wenn, sind sie Krüppel oder nicht mehr richtig im Kopf. Das Leben auf den Kanälen hat mir besser gefallen als das Rumgerenne. Da kommt man in kürzerer Zeit viel weiter voran.«
    »Woher hast du das Boot?«, fragte Sherlock. »Hat es mal deiner Familie gehört?«
    »Wohl eher nicht«, schnaubte Matty. »Lass es mich mal so sagen: Ich hab’s gefunden. Lassen wir es dabei.«
    »Und wie kommst du über die Runden? Wovon bezahlst du dein Essen?«
    Matty zuckte die Achseln. »Im Sommer arbeite ich auf den Feldern. Ich pflücke Obst oder schneide Weizen. Alle wollen nur billige Arbeitskräfte und niemand macht sich was draus, Kinder anzustellen. Im Winter halte ich mich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser: ein bisschen Gartenarbeit hier, ein paar Bleiziegel auf dem Kirchendach auswechseln dort. Ich komm klar und mach alles. Abgesehen von Schornsteinfegen und unten in den Minen zu arbeiten. Denn das ist ein langsamer Tod.«
    »Gutes Argument«, meinte Sherlock. »Wie lange bist du schon in Farnham?«
    »Ein paar Wochen. Is ’n guter Platz«, sagte Matty. »Die Leute sind einigermaßen freundlich und lassen mich meistens in Ruhe. Is ’ne ganz ordentliche Stadt.« Er zögerte. »Außer …«
    »Außer was?«
    »Ach, nichts …« Er schüttelte den Kopf. Dann gab er sich einen Ruck. »Sieh mal, ich hab dich ’ne ganze Weile beobachtet. Du hast keine Freunde hier in der Gegend. Aber du bist nicht blöd und scheinst gut darin zu sein, Sachen rauszukriegen. Na ja, ich hab da etwas in der Stadt gesehen. Etwas, auf das ich mir einfach keinen Reim machen kann.« Er errötete leicht und schaute weg. »Ich hatte gehofft, dass du mir vielleicht helfen kannst.«
    Sherlock war fasziniert, zuckte aber nur die Achseln. »Ich kann es versuchen. Was ist es?«
    »Am besten ich zeig’s dir.« Matty klopfte sich die Hände an seiner Hose ab. »Möchtest du dich zuerst einmal in der Stadt umsehen? Ich kann dir zeigen, wo man am besten was zu essen und trinken kriegt oder einfach nur gut Leute beobachten kann. Und welche Straßen und Wege sich am besten zum Abhauen eignen und wo es gefährliche Sackgassen gibt, die du besser meiden solltest.«
    »Zeigst du mir auch dein Boot?«
    Matty schaute Sherlock an. »Vielleicht. Wenn ich sicher bin, dass ich dir trauen kann.«
    Sie gingen zusammen den Hang zur Straße hinunter, die in die Stadt führte. Über ihnen spannte sich ein strahlend blauer Himmel. In der Luft lag der Geruch von Rauch, und Sherlock konnte hören, wie jemand in der Ferne mit der Regelmäßigkeit einer tickenden Uhr Holz hackte. Als sie gerade ein kleines Wäldchen durchquerten, zeigte Matty auf einen Vogel, der hoch über ihnen seine Kreise zog. »Ein Habicht«, erklärte er knapp. »Lauert auf Beute.«
    Es waren einige Meilen bis in die Stadt, und sie brauchten fast eine Stunde für die Strecke. Sherlock spürte, wie seine Muskeln in den Beinen und im Kreuz immer steifer wurden. Morgen würde ihm jede Bewegung schwerfallen, und alles würde weh tun. Aber im Moment sorgte die Anstrengung dafür, dass sich die tiefe Depression, die ihn seit seiner Ankunft auf Holmes Manor im Griff gehabt hatte, langsam verflüchtigte.
    Als sie sich der Stadt näherten und auf beiden Straßenseiten in immer regelmäßigeren Abständen Häuser auftauchten, nahm Sherlock einen muffigen, unangenehmen Geruch wahr, der von der Stadt heranzuwehen schien.
    »Was ist das für ein Gestank?«
, fragte er.
    Matty schnüffelte. »Was für ein Gestank?«
    »
Dieser
Gestank. Das musst du doch riechen! Es stinkt wie ein alter, nass gewordener Teppich, den man wieder im Haus ausgelegt hat, bevor er richtig trocken geworden ist.«
    »Das wird von den Brauereien kommen. Es gibt ziemlich viele davon am Flussufer. Barratt’s Brauerei ist die größte. Barratt expandiert wegen der ganzen Truppen, die neuerdings in Aldershot stationiert sind. Das ist der Geruch von nasser Gerste. Es war das Bier, das meinen Vater so fertig gemacht hat. Er ist zur Navy gegangen, um von dem Zeug wegzukommen. Aber dort hat dann schon der Rum auf ihn gewartet.«
    Sie hatten mittlerweile die Außenbezirke der Stadt erreicht, und zwischen den Häusern und Hütten waren nun immer weniger Lücken zu sehen. Ein Großteil der Häuser bestand aus roten Backsteinen, und die Dächer waren entweder mit dunkelroten Ziegeln

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