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Young Sherlock Holmes 1

Young Sherlock Holmes 1

Titel: Young Sherlock Holmes 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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oder mit Schilfrohrbündeln gedeckt, die sich wie dicke Brotlaibe vorwölbten. An dem Hang, der sich sanft hinter den Häusern erhob, thronte eine graue Steinburg über der Stadt. Hinter der Burg zog sich der Hang weiter bis zu einem fernen Höhenrücken empor. Sherlock fragte sich unwillkürlich, was für einen Sinn eine Burg an solch einer Stelle machte, konnte doch ein Angreifer von einer erhöhten Position aus nach Belieben Pfeile, Steine und Feuer auf sie herabregnen lassen.
    »Hier findet jeden Tag ein Markt statt«, berichtete Matty. »Auf dem Marktplatz. Da werden Schafe, Kühe, Torten und alles Mögliche verkauft. Guter Platz, um was abzugreifen. Vor allem wenn die Händler abends zusammenpacken und aufräumen. Dann sind sie immer in Eile, um noch vor Sonnenuntergang rauszukommen. Dabei fallen alle möglichen Sachen von den Ständen oder sie werden weggeschmissen, weil sie ’n bisschen angegammelt oder wurmstichig sind. Allein von dem Zeugs, das sie dalassen, kannste sehr gut essen.«
    »Entzückend«, erwiderte Sherlock trocken. Zumindest das Essen auf Holmes Manor war etwas, auf das man sich freuen konnte. Auch wenn dies keineswegs für die Atmosphäre während der Mahlzeiten galt.
    Sie befanden sich nun in der eigentlichen Stadt, und auf der Straße drängten sich mittlerweile so viele Menschen, dass die beiden Jungen immer wieder vom Bürgersteig auf die zerfurchte Straße treten mussten, um nicht mit jemandem zusammenzustoßen. Sherlock verbrachte die meiste Zeit damit, auf Pferdeäpfelhaufen zu achten, und gab sein Bestes, um nicht in einen hineinzutreten. Der allgemeine Bekleidungsstandard hatte sich verbessert. Die respektablen Jacketts und Krawatten der Männer sowie die ansehnlichen Kleider der Damen waren nun häufiger im Straßenbild zu sehen als die einfachen Kniehosen, Jacken und Kittel der Landbevölkerung. Überall waren Hunde zu sehen: sowohl ordentlich an der Leine gehaltene als auch räudige und aggressive Streuner, die auf der Suche nach Futter waren. Die dünnen, unterernährten Katzen hingegen hockten verborgen im Schatten und taxierten mit großen Augen die Umgebung. Auf der Straße zogen in beiden Fahrtrichtungen Pferdekarren und Kutschen vorbei, die den Pferdedung immer tiefer in den zerfurchten Untergrund drückten.
    Als sie eine schmale Gasse erreichten, die von der Hauptstraße abzweigte, blieb Matty stehen.
    »Was ist los?«, fragte Sherlock.
    Matty zögerte. »Das Ding, das ich gesehen hab …« Er zuckte die Achseln. »Das ist da weiter unten gewesen. Vor ein paar Tagen. Aber ich kapier’s einfach nicht.«
    »Willst du es mir zeigen?«
    Statt zu antworten rannte Matty die Gasse hinunter. Sherlock sprintete hinterher, um ihn einzuholen.
    An einer Stelle bog die Gasse in einen kleinen Seitenweg ab, der so eng war, dass Sherlock die Gebäude auf beiden Seiten mit ausgestreckten Armen berühren konnte. Aus einigen der oberen Fenster lehnten sich die Bewohner heraus und unterhielten sich mit den Nachbarn von gegenüber, als würden sie bloß ein einfaches Pläuschchen über dem Gartenzaun halten.
    Matty starrte zu einem ganz bestimmten, leeren Fenster hoch. Die Tür darunter war geschlossen und das Haus sah verlassen aus.
    »Da oben war’s«, sagte er. »Ich hab Rauch gesehen. Aber der bewegte sich irgendwie. Er kam aus dem Fenster, kroch die Wand hoch und verschwand über das Dach.«
    »So was macht Rauch nicht«, stellte Sherlock klar.
    »Dieser Rauch schon«, widersprach Matty energisch.
    »Vielleicht hat ihn der Wind fortgetrieben.«
    »Vielleicht.« Matty schien nicht überzeugt zu sein. Er runzelte die Augenbrauen, während er sich an die Geschehnisse erinnerte. »Ich hab jemand schreien gehört. Drinnen. Dann bin ich weggerannt, weil ich Schiss hatte. Aber später bin ich wiedergekommen. Da stand ein Karren hier draußen, auf den sie eine Leiche geladen haben. Der Körper war mit einem Bettlaken bedeckt. Aber das hat sich in der Tür verfangen und wurde weggerissen.« Er drehte sich zu Sherlock um. Sein Gesicht hatte sich in eine Maske der Angst und Ungewissheit verwandelt. »Er war mit Beulen übersät. Großen roten Beulen. Überall auf dem Gesicht und seinem Hals und den Armen. Und sein Gesicht war total verzerrt. So als wäre er unter entsetzlichen Qualen gestorben. Glaubst du, das war die Pest? Ich hab davon gehört, wie sie früher hier im Land getobt hat. Glaubst du, sie ist zurückgekommen?«
    Sherlock lief ein Schauder über den Rücken. »Vermutlich könnte das

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