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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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nachzudenken, ging er hinein.
    »Kann ich dir helfen, Sohn?«, hörte Sherlock eine Stimme. Er blickte sich um. Ein älterer Mann kam aus der Dunkelheit. Er war kahlköpfig, sah man einmal von einem weißen Haarrand am Hinterkopf sowie seinem buschigen weißen Schnurrbart ab.
    »Ich brauche ein Pferd. Nur für einen Tag«, sagte Sherlock.
    »Das ist ja praktisch«, erwiderte der Mann. »Ich hab da nämlich gerade ’nen Gaul stehen, der schon eine Weile keine Bewegung mehr gekriegt hat. Sieht aus, als würd’s für beide perfekt passen.«
    »Wie viel?«, wollte Sherlock wissen.
    »Sagen wir zehn Dollar Kaution und neun Dollar Rückzahlung, wenn du wieder da bist.«
    Sherlock händigte dem Mann das Geld aus, der ihn daraufhin in den Stall zu einer braunen Stute führte. Geduldig wartete sie und beäugte Sherlock erwartungsvoll, während der Mann sie sattelte.
    Derweil blickte Sherlock sich im Stall um. Er sah die üblichen Reitutensilien wie Sättel, Zügel und Steigbügel, die an Haken an den Wänden hingen, aber auch jede Menge Gegenstände, die er nicht einordnen konnte. Sie sahen aus wie Waffen – genauer gesagt wie Bögen, Speere und Äxte, waren jedoch mit Federn und Lederbändern verziert.
    »Erinnerungen an unsere jahrelangen Kämpfe mit den Indianern«, sagte der Mann, als er merkte, worauf Sherlocks Blick fiel. »Die Pamunkey- und Mattapomi-Stämme haben uns ganz schön eingeheizt, als wir diese Stadt gebaut haben. Sie haben unsere Skalpe gesammelt und unsere Väter und Großväter dafür ihre Tomahawks, Speere, Messer und Bögen.«
    Sherlock dachte daran, was ihm noch so alles bevorstehen würde: eine feindliche Armee, eine Eingreiftruppe der Union und eine Wildnis, in der Kojoten umherstreiften. Er wollte keine Schusswaffe mitnehmen, und er war sich auch ziemlich sicher, dass ihm niemand eine geben würde. Aber irgendeine Waffe dabeizuhaben mochte sich als durchaus nützlich erweisen. »Könnte ich für einen weiteren Dollar noch einen Bogen leihen? Und einen Köcher mit Pfeilen und ein Messer?«
    »Nein«, erwiderte der Mann und neigte den Kopf nachdenklich zur Seite. »Aber für fünf Dollar schon.«
    Zehn Minuten später ritt Sherlock aus dem Stall hinaus – mit einem Messer am Gürtel, einem Köcher voller Pfeile auf dem Rücken und einem Bogen, den er an seinem Sattel festgeschnallt hatte. Als er am Hotel vorbeigaloppierte, meinte er, Matty und Virginia draußen vor dem Gebäude stehen zu sehen, aber er flog zu rasch vorbei, um es mit Sicherheit sagen zu können, und er hatte nicht vor anzuhalten.
    Amyus Crowes Karte aus dem Gedächtnis folgend, entfernte sich Sherlock im schrägen Winkel von der Bahnlinie und machte sich in die Wildnis auf. Die Landschaft, auf die er zuhielt, war noch hügeliger als die, durch welche die Bahnlinie geführt hatte. Wenig später ritt er dann am Fuß einer Hügelkette entlang, die in einiger Entfernung zu einer Reihe von niedrigen, abgerundeten Bergkuppen anstieg.
    Nachdem er etwa eine Stunde lang durch eine mit Buschwerk und kleineren Wäldchen bewachsene Landschaft geritten war, durchquerte er einen breiten, flachen Fluss, dessen Lauf sich wie ein leuchtend blaues Band die Hügel hinabschlängelte. Als das Wasser unter den Hufen des Pferdes aufspritzte und dabei kleine Kieselsteine aufgewirbelt wurden, fragte Sherlock sich, ob es wohl der gleiche Fluss war, der sich einige Meilen entfernt von hier in den weichen Fels gegraben und dabei im Laufe der Jahrtausende die Schlucht geschaffen hatte, die Matty, Virginia und er in der Nacht zuvor überquert hatten. Die Landschaft in Amerika unterschied sich sehr von der, die ihm von England her vertraut war. Sie wirkte irgendwie jünger und war rauer und wilder.
    Zum Glück hatte er daran gedacht, eine lederne Wasserflasche aus dem Stall mitzunehmen, und so machte er kurz halt, um sie aufzufüllen und sein Pferd ausgiebig trinken zu lassen.
    Dem Sonnenstand nach zu schließen, war es mitten am Nachmittag, und wenn er die Karte richtig in Erinnerung hatte, näherte er sich allmählich der Stelle, wo das Ingenieurskorps der Armee wohl gerade dabei war, sein Lager zu errichten. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würden sie Wachen postiert haben, und er verspürte keine Lust, einer davon in die Arme zu laufen. Musste er doch damit rechnen, dass sie im Zweifelsfall erst schießen würden, bevor sie Fragen stellten. Statt weiter am Fuß der Hügelkette entlangzureiten, lenkte Sherlock sein Pferd nun direkt auf die

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