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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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hinziehende Freiluftinszenierungen von Shakespeare-Stücken gesehen, und nach der Körperhaltung und der Sprechweise des Mannes zu urteilen, hätte er ihn ohne weiteres als Schauspieler eingeordnet. Wäre da nicht dieses permanente Kopfzucken gewesen.
    »Wie viel Zeit haben wir?«, wollte der Mann plötzlich wissen. »Wie lange noch, bis sie zurück sind?«
    »Ich weiß nicht …«, begann Sherlock. Doch da trat der Mann auf ihn zu und schlug ihn mit dem Handrücken so heftig ins Gesicht, dass Sherlock kurz schwarz vor Augen wurde und er Sterne sah. Schockiert stellte er fest, dass er Blut schmeckte.
    »Lüg mich nicht an, Junge. Ich rieche es, wenn jemand lügt. Also, wie lange haben wir noch?«
    »Vielleicht eine Stunde …«, erwiderte Sherlock. Er wusste zwar nicht, was der Mann von ihm wollte, doch eines stand fest: Er wirkte alles andere als innerlich ausgeglichen. Also war es am besten, einfach mitzuspielen.
    »Rauch …«, sagte der Mann wie aus dem Nichts heraus. Er hatte den Kopf in die Höhe gestreckt und schnüffelte. »Es riecht nach Rauch.« Unvermittelt starrte er Sherlock an. »Wir müssen fliehen. Zurück in den Orient. Dort ist es sicher. Hier suchen zu viele Leute nach mir. Zu viele Augen. Zu viele Ohren.«
    »Ich könnte draußen nachsehen, ob die Luft rein ist«, bot Sherlock an.
    »Die Luft! Reine herrliche Seeluft!« Die Miene des Mannes hellte sich auf. »Das ist es! Wir nehmen ein Boot. Ein Schiff. Wir segeln nach Hongkong. Verstecken uns da, bis die Gefahr vorüber ist.«
    »Welche Gefahr?«, fragte Sherlock. Aber der Mann starrte ihn nur an.
    »Tu nicht so, als würdest du nicht mit drinstecken. Ihr steckt
alle
mit drin. Jeder einzelne von euch.«
    Unwillkürlich musste Sherlock an die Diskussion vorhin auf Holmes Manor zurückdenken und er fragte sich, ob dieser Mann wohl das Zeug dazu haben könnte, ein Attentat zu begehen, ganz zu schweigen von einem Attentat auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Er war ohne Zweifel psychisch instabil und stand ganz offensichtlich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Aber er
war
eben auch Amerikaner, und vielleicht hatte ihn das, was er erlebt hatte – was immer das auch gewesen sein mochte –, überhaupt erst an den Rand des Wahnsinns getrieben. Sherlock hatte nun genug Informationen beisammen, um zu Amyus Crowe und Mycroft zurückzukehren. Fragte sich nur, ob es dazu überhaupt noch kommen würde.
    Auf einmal fuhr der Kopf des Mannes mit einem Ruck zur Seite, als wäre dieser an einem Seil befestigt, an dem außerhalb des Raumes plötzlich jemand gezogen hatte. »Rauch!«, schrie er, stürmte aus dem Zimmer und ließ Sherlock allein zurück.
    Allein mit dem reglos auf dem Boden liegenden Körper.
    Einen Moment lang spielte Sherlock mit dem Gedanken, einfach wegzurennen. Wenn er schnell genug wäre, könnte er vielleicht an seinem Peiniger vorbeikommen, selbst wenn der draußen im Flur stand. Oder er könnte in die andere Richtung flitzen und durch ein Fenster in den Garten gelangen. Matty würde bestimmt immer noch auf ihn warten, und zusammen könnten sie dann auf den Pferden entkommen.
    Aber da war noch dieser anscheinend leblose Körper, und er musste einfach nachsehen, ob derjenige, der dort lag, nun tatsächlich tot oder nur verletzt war. Er wusste, dass er den Unbekannten nicht einfach so da liegen lassen konnte, wollte er nicht für den Rest seines Lebens vom quälenden Gedanken verfolgt werden, nicht geholfen zu haben.
    Er erhob sich vom Stuhl, kniete sich neben dem Fremden nieder und blickte vorsichtshalber noch einmal zur Tür. Vor ihm lag ein Mann mit buschigem Backenbart. Der Kopf war zur Seite gedreht, und die Augen waren geschlossen. Zu seiner Erleichterung konnte Sherlock hören, wie er – wenn auch nur mühsam – durch den Mund ein- und ausatmete. Das Haar am Hinterkopf war mit Blut verschmiert, das an einigen Stellen bereits zu einer klumpig-klebrigen Masse geronnen war.
    Anscheinend hatte man ihm von hinten einen Schlag auf den Kopf verpasst, woraufhin er zu Boden gegangen war. Er hatte Glück, dass er noch am Leben war.
    Sherlock dachte einen Moment lang nach. Der Mann, der ihn ins Haus gezerrt hatte, war offensichtlich geistesgestört. Handelte es sich bei diesem hier auf dem Boden dann um eine Art Aufseher? Eine Wache? Und der Verrückte hatte es irgendwie geschafft, ihn außer Gefecht zu setzen, und versuchte jetzt vielleicht zu fliehen?
    Sherlock brachte den Ohnmächtigen in eine bequemere Position,

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