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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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Macht der Erde würde einen Mann mit solch einem Ausdruck in den Augen aufhalten.
    Crowe trieb sein Pferd derart heftig an, dass ihm mittlerweile der Schaum vorm Maul stand, der in winzigen Flocken vom Wind fortgerissen wurde.
    Vor ihnen krümmte sich die Straße in einem Bogen nach rechts, und die Kutsche fuhr in die Kurve, ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren. Die beiden Räder auf der Kurvenaußenseite lösten sich von der Straße, und fast schien es, als würde die Kutsche jeden Augenblick umstürzen und von den Pferden auf der Seite weitergeschleift werden. Aber die Insassen mussten sich mit ihrem Gewicht anscheinend nach links geworfen haben, denn plötzlich kippte die Kutsche wieder zurück und die Räder krachten auf den Boden.
    Dann hatten auch Sherlock, Crowe und Virginia die Kurve erreicht. In rasendem Galopp neigten sich die Körper der Pferde zur Seite, so dass die Hufe trotz der enormen Geschwindigkeit ihren Halt auf dem Untergrund nicht verloren. Hinter der Kurve sah Sherlock plötzlich einen Lastkarren, der der Kutsche auf der Straße entgegenkam und über und über mit Bündeln frisch gemähten Heus beladen war. Wild gestikulierend versuchte der Fahrer des Lastkarrens die Kutsche zum Ausweichen zu bewegen. Aber ihm musste schnell klargeworden sein, dass es bereits zu spät war. Denn im nächsten Moment lenkte er den Karren seitwärts von der Straße herunter, wo er schließlich im Graben landete. Dann donnerte die Kutsche auch schon an ihm vorbei und verfehlte ihn nur um wenige Zentimeter. Augenblicke später kamen auch Sherlock, Crowe und Virginia angaloppiert. Sherlock warf einen raschen Blick zur Seite, um zu sehen, ob dem Fahrer auch nichts passiert war. Der stand vor dem Karren und bedachte sie mit wütenden Gesten. Doch dann waren sie bereits wieder vorbei, und der Mann verschwand hinter ihnen in der Ferne wie eine flüchtige Erinnerung.
    Eine Bewegung am Kutschenfenster weckte Sherlocks Aufmerksamkeit. Ein Mann lehnte sich mit einer Art Stock in den Händen aus der Kabine. Sherlock meinte, in ihm einen der vier Männer aus dem Haus in Godalming zu erkennen, aber er war sich nicht sicher. Der Mann zeigte mit dem Stock in ihre Richtung, und plötzlich sah Sherlock eine Flamme an dessen Ende aufblitzen. Der Mann hatte ein Gewehr!
    Sherlock konnte nicht sagen, wohin die Kugel geflogen war. Die Kutsche hüpfte so heftig auf und ab, während sie durch die Abenddämmerung preschte, dass der Schütze sein Ziel unmöglich genau ins Visier nehmen konnte. Aber das bedeutete natürlich nicht, dass sie oder eines der Pferde nicht durch Zufall getroffen werden konnten.
    Wieder gab der Mann einen Schuss ab, und diesmal glaubte Sherlock, die Kugel sogar hören zu können, als sie an ihm vorbeiflog: ein irgendwie wütend klingendes, sirrendes Geräusch, das an eine wild gewordene Wespe erinnerte.
    Crowe spornte sein Pferd zu noch größerer Leistung an, und einen Moment lang schien es so, als ob er der Kutsche näher käme. Er hielt die Zügel in einer Hand, während er sich mit der anderen an seinem Gürtel zu schaffen machte. Er zog einen Revolver hervor und richtete ihn auf den Mann, der sich aus der Kutsche lehnte. Crowe gab einen Schuss ab. Der Rückstoß riss ihm die Hand nach hinten und versetzte den Oberkörper in eine leichte Seitwärtsdrehung.
    Der Mann mit dem Gewehr hatte sich blitzartig in das Innere der Kutsche zurückgezogen. Allerdings ließ sich von Sherlocks Position aus nicht feststellen, ob er rechtzeitig reagiert hatte oder verwundet worden war.
    Einen Augenblick später führte sie die wilde Verfolgungsjagd an einem Fluss entlang, dessen Oberfläche im Licht der untergehenden Sonne silbrig glitzerte.
    Da tauchte der Mann mit dem Gewehr wieder auf. Er lehnte sich auf der gleichen Seite aus dem Fenster wie zuvor, doch dieses Mal wandte er sich nach vorne. Er richtete die Waffe in Fahrtrichtung und drückte auf den Abzug. Aus der Mündung schoss erneut ein Flammenblitz hervor, der sich wie eine exotische Blume im Dämmerlicht entfaltete.
    Sherlock war verwirrt. Schoss er etwa auf die Pferde, die die Kutsche zogen? Aber dann begriff er, dass der Mann über die Köpfe der Tiere hinweggeschossen hatte, um sie zu erschrecken und zu noch schnellerem Tempo anzutreiben. Anscheinend funktionierte das auch. Denn der Abstand vergrößerte sich rasch, während die Kutsche mit vollem Karacho auf der Straße dahindonnerte. Lange würde sich diese Geschwindigkeit allerdings nicht aufrechterhalten

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