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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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lassen, da die Pferde dieses Tempo unmöglich weiter aushalten konnten. Aber offensichtlich hatten die Männer etwas anderes im Sinn.
    Der Schütze verschwand wieder im Kutscheninneren, doch nur für einen kurzen Moment. Denn plötzlich sprang die Tür auf und der Mann hechtete nach draußen. Sein Sprung war perfekt berechnet, und er landete mitten im weichen Schilf, das das Flussufer säumte. Sherlock sah ihn nicht mehr, doch die lange Schneise umgeknickter Schilfrohre, die sein Sturz verursacht hatte, war gut zu verfolgen.
    Offenbar unsicher, was er nun tun sollte, zügelte Crowe zunächst sein Pferd. Aber dann trieb er es wieder an und eilte der Kutsche hinterher, anstatt sich um den Mann zu kümmern. Gleich darauf beobachtete Sherlock, wie dieser plötzlich wieder aus dem Schilf auftauchte. Er war triefend nass, und sein Gesicht wies an den Stellen, wo ihm das Schilf beim Sturz die Haut aufgeritzt hatte, Schnittwunden auf.
    Er hielt immer noch das Gewehr in den Händen. Als Crowe sich näherte, hob er es, zielte sorgfältig entlang des langen Laufes und feuerte.
    In dem Moment, als das Mündungsfeuer aufblitzte, warf Crowe die Arme hoch und fiel rückwärts aus dem Sattel. Er überschlug sich mehrmals und rollte durch den Staub der Straße, bis er regungslos wie ein gefällter Baumstamm liegen blieb. Sein Pferd galoppierte zunächst noch etwas weiter, aber ohne seinen Reiter, der es antrieb, wurde es langsamer und ging allmählich in den Trab über. Schließlich blieb es stehen und blickte der in der Ferne verschwindenden Kutsche nach, als ob es sich fragen würde, wozu der ganze Aufruhr eigentlich veranstaltet worden war.
    »Vater!«, schrie Virginia. Sie zügelte ihr Pferd so abrupt, dass es mit schlitternden Hufen zum Stehen kam, und sprang vom Sattel. Sie rannte auf ihren Vater zu, ohne auf den Mann mit der Waffe zu achten, der sie beobachtete.
    Und wieder das Gewehr hob.
    All das geschah innerhalb weniger Sekunden. Sherlock grub die Fersen in die Flanken seine Pferdes und hielt auf Virginia zu.
    »Runter!«, schrie er.
    Virginia blickte über ihre Schulter zurück. Sie sah, dass Sherlock direkt auf sie zugaloppierte, warf sich auf den Boden und rollte zur Seite. Sherlock riss die Zügel empor, und das Pferd sprang über sie hinweg. Ungeachtet der Schwerkraft schien es dabei fast durch die Luft zu schweben.
    Hart trafen die Vorderhufe wieder auf den Boden auf, und das Pferd strauchelte. Genau in diesem Moment gab der Mann wieder einen Schuss ab. Sherlock hörte ihn nicht einmal, denn er wurde aus dem Sattel katapultiert und über den Kopf des Pferdes hinweggeschleudert. Dann kam es ihm so vor, als bestünde die Welt nur noch aus dem Erdboden, der sich ihm langsam entgegenhob. Es war, als würde sich die Zeit endlos dehnen, und während er so fiel, dachte er darüber nach, ob er sich wohl zuerst den Schädel oder beide Beine brechen würde. Doch am Ende brachte ihn doch irgendetwas dazu, sich zu einem Ball zusammenzurollen. Er neigte den Kopf gegen die Brust, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und zog die Knie an den Bauch. Im nächsten Moment prallte er auch schon auf. Er rollte über den Boden und spürte, wie sich ihm Steine in Rippen, Rücken und Beine bohrten. Während sich die Welt um ihn herum in einem wirbelnden Wechsel aus Licht und Dunkelheit wieder und wieder drehte, verlor er jeden Orientierungssinn.
    Nach einer kleinen Ewigkeit hatte das Überschlagen endlich ein Ende. Vorsichtig hob Sherlock den Kopf und versuchte herauszufinden, wo er gelandet war. Doch um ihn herum war alles verschwommen. Es fühlte sich an, als würde ein Teil von ihm immer noch pausenlos Saltos vollführen, auch wenn die Steine, die er unter Händen und Knien spürte, ihm verrieten, dass er inzwischen auf dem Boden lag. Sein Magen verkrampfte sich, und er musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben. Dem heftigen Brennen nach zu schließen, das er am ganzen Körper verspürte, bestand kein Zweifel, dass er komplett mit Schrammen übersät war.
    In der Ferne sah er die Kutsche, in der Matty festgehalten wurde, in einer Staubwolke verschwinden.
    Da fiel ein Schatten auf ihn. Als er aufblickte, stand der Mann mit dem Gewehr über ihm. Sherlock war sich nicht ganz sicher, aber er glaubte, den Mann wiederzuerkennen, der von dem verrückten John Wilkes Booth bewusstlos geschlagen und von den anderen Männern Gilfillan genannt worden war. Sein Kopf war bandagiert und in seinen Augen war blanker Hass zu

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