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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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seltsam unförmigen Händen, aus deren Enden übel aussehende Stacheln hervorragten.
    Erschrocken machte Sherlock einen Satz zurück, bevor er erkannte, dass sich das Wesen in einem Glaskasten befand und es sich bei den Stacheln in Wirklichkeit um Krallen handelte. Es war nicht der bärtige Mann von Waterloo Station. Verlegen straffte Sherlock sich und strich sich über die Jacke. Es handelte sich um irgendeine Bärenart mit zotteligem braunen Fell und einer Schnauze, die man irgendwie so behandelt hatte, dass sie feucht aussah. Das Tier war größer als Amyus Crowe. Was schon was heißen wollte.
    Im Raum, über den der Bär wachte, waren eine Handvoll größerer Schaukästen aufgestellt. Außer dem Bären gab es noch einen Elch mit weit ausladendem, astähnlichem Geweih, einige Wildschweine mit groben Borsten und Stoßzähnen, die in einer Familiengruppe arrangiert waren, sowie ein Wesen, bei dem es sich wohl um eine Kuh handeln mochte, die allerdings so von dichten langen braunen Fellsträhnen bedeckt war, dass Sherlock nicht einmal die Augen erkennen konnte.
    Am Ende stieß er erneut auf eine Tür, durch die es in einen anderen Raum weiterging, und so langsam kam sich Sherlock wie in einem Labyrinth vor. Neben diversen Schauvitrinen in der Raummitte waren hier darüber hinaus sämtliche Wände von Schaukästen gesäumt. Alle beherbergten irgendeine Vogelart, und soweit Sherlock erkennen konnte, handelte es sich samt und sonders um Raubvögel.
    Auf der hölzernen Rückwand des Schaukastens unmittelbar in seiner Nähe war eine kunstvolle Kulisse aus wolkenlosem blauem Himmel und entfernten Bergzügen gemalt worden, vor der ein einsamer Adler in edler Pose verharrte. Als Sherlock sich weiter in den Raum bewegte, vernahm er plötzlich ein Geräusch. Es klang, als würde eine Schuhsohle über den Boden scharren.
    Offensichtlich befand sich noch jemand mit ihm im Raum, auch wenn keine Stimmen zu hören waren. Wahrscheinlich handelte es sich um einen einzelnen Besucher.
    Er kam an diversen Vitrinen mit verschiedenen Eulen vorbei, die ausnahmslos auf Ästen hockten. Ob diese nun echt oder nur aus Gips modelliert waren, war schwer zu sagen. Fasziniert beäugte Sherlock die Krallen, die die Äste umschlossen: scharfe tödliche Waffen, die aus geschuppter Haut hervorragten, darauf ausgelegt, sich in den Körper ihrer Beute zu bohren, um ihr Festmahl durch die Luft zum Nest zu tragen.
    Als er weiterging, kam es ihm auf einmal vor, als hätte er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrgenommen. Rasch drehte er sich um. Mit ausdruckslosen Augen starrten ihn die Vögel an. Waren ihre Köpfe nicht zur Tür gerichtet gewesen, als er hereingekommen war? Doch jetzt waren sie der Raummitte zugewandt. Oder hatten Eulen etwas Bestimmtes an sich, was es schwierig machte zu entscheiden, in welche Richtung sie blickten?
    Da hörte er, wie etwas flatternd die andere Seite des Raumes durchstreifte. War dort etwa ein Vogel? Ein echter, lebendiger Vogel, der irgendwie aus Versehen in den Raum geraten war? Ein Spatz oder eine Taube oder so etwas?
    Die nächsten Schaukästen boten eine bunte Auswahl von Raubvögeln. Sherlock sah Habichte, Falken, Fischadler und diverse Vogelarten, deren Namen er nicht einmal kannte.
    Auch wenn die Vögel tot und ausgestopft waren, so hatten sie doch etwas Gespenstisches an sich, und zwar in weit größerem Maß, als es bei den Kleinsäugern und größeren Tieren der Fall gewesen war. Vielleicht wirkten Federn ja einfach realistischer als Fell, wenn sich darunter nicht Fleisch und Knochen befanden, sondern lediglich Füllmaterialien. Oder vielleicht war da auch etwas an der Form ihres Schädels und dem Mangel an Körperfett, was dazu führte, dass sie nach der Präparation aussahen, als ob sie jeden Augenblick die Köpfe drehen und anfangen könnten, sich zu putzen. Oder ihre Flügel auszubreiten, um sich zu strecken.
    Obwohl auch ihre Augen nur aus Glas bestanden, meinte Sherlock, in ihnen eine gefährlich wirkende Kälte wahrzunehmen.
    Mäuse und andere Kleinsäuger blickten den Betrachter an, als würden sie in ihm ein Raubtier sehen. Die Vögel in diesem Raum hingegen starrten ihn an, als hätten sie Beute vor sich.
    Er bildete sich wieder einmal Dinge ein. Und das war alles andere als hilfreich.
Es sind nur ausgestopfte Vögel!
, sagte er sich.
Sie sind nicht echt. Sie können sich nicht bewegen.
    Wieder hörte er, wie sich in einem entfernten Winkel des Raumes etwas bewegte. Schritte vielleicht.

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