Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane

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meiste vom dem, was da vor sich ging, in einem schnell kombinierten Geistesblitz herausbekommen hatte, hatte Sherlock das jetzt nun doch nicht erwartet.
    »Und was jetzt?«, fragte er schließlich.
    »Jetzt«, erwiderte Wormersley, »sitzen wir einfach hier, trinken unseren Tee und essen unsere Piroschki. Der Cafébesitzer wird uns nicht stören – er hat genug Geld bekommen, um sich herauszuhalten. Wir bleiben hier, bis Graf Pjotr Andrejewitsch Schuwalow tot und dein Bruder wegen Mordes verhaftet worden ist.«
    »Aber wozu das Ganze?«, fragte Sherlock. »Wozu die ganze Mühe, Mycroft erst nach Moskau zu locken und ihn dann zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu bringen? Warum beseitigen Sie Graf Schuwalow nicht einfach selbst?«
    Wormersley zuckte die Achseln. »Du hast keine Ahnung, wie gut er beschützt wird. Er lässt sich nie in der Öffentlichkeit blicken, und wenn er auf Reisen ist, wird er stets von Leibwächtern beschützt, die schon zwanzig Jahre oder länger in seinen Diensten stehen. Sie sind ihm fanatisch ergeben. Wenn er im Land unterwegs ist, schickt er immer mehrere Kutschen in verschiedene Richtungen aus, und in jeder von ihnen könnte er sich befinden. Er ist ein bedeutender Mann, der wichtigste nach dem Zaren. Nein, glaub mir, wir haben es schon versucht. Viele Male. Die einzige Lösung bestand darin, eine Situation zu schaffen, von der wir wussten, dass er zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein würde. Und zwar allein.«
    »Aber was hat er Ihnen getan?«
    »Er weiß von uns. Und missbilligt uns. Er will uns aufhalten.«
    »Und wer verbirgt sich hinter
›uns‹
?«
    »Wir sind die Paradol-Kammer«, hörte er eine Stimme hinter sich.
    Die Worte jagten ihm einen Schauder über den Rücken.
    Er drehte den Kopf. Mrs Loran, die Frau, die immer so nett zu ihm gewesen war, war von ihrem Tisch aufgestanden und zu ihnen herübergekommen. Dick in Kleidung eingemummelt, die sie wie ein russisches Großmütterchen aussehen ließ, zeigte sie immer noch ihr mitfühlendes Lächeln. Aber in ihren Augen lag ein hartes Funkeln, das ihm bis dahin nicht aufgefallen war.
    »Was ist die Paradol-Kammer?« Sherlocks Stimme schwankte vor Angst und Enttäuschung, dass – wieder einmal – ein Erwachsener, den er mochte und dem er vertraute, ihn hintergangen hatte.
    »Eine Organisation«, sagte sie. »Ein Club. Eine Gruppe von gleichgesinnten Individuen. Eine Weltanschauung. Vielleicht sogar eine Nation ohne Territorium. All das und noch mehr. Wir gehören zu denen, die erkennen, wie sich die Welt entwickelt, und zu dem Schluss gekommen sind, dass sie diese Entwicklung nicht mögen. Wir sind die, die beschlossen haben, den Lauf der Geschichte zu verändern.«
    »Die ganze Sache mit dem Verkauf von Alaska, die Möglichkeit, dass die Amerikaner ihre Schuld nicht bezahlen und die Spanier als Käufer einspringen – das war dann also alles fingiert?«
    Sie lachte. »Nein, das ist alles wahr. Wahr, aber zum großen Teil irrelevant. Der Köder in der Falle sozusagen. Die besten Lügen sind die, die zum großen Teil wahr sind. Wir haben lediglich Vorteil aus einer realen politischen Situation gezogen und diese zum Köder für deinen Bruder umfunktioniert. Das und das Verschwinden von Mr Wormersley hier.«
    »Und was ist mit Mycroft? Warum er?«
    »Er war einfach eine bequeme Wahl: ein Mann, den wir trotz seines jungen Alters als Angehörigen des inneren Zirkels der britischen Regierung ausgemacht haben. Es wird schwer für euren Premierminister werden, Mycroft als irgend so eine Art hitzköpfigen Idealisten darzustellen. Ich kann mir niemanden vorstellen, der weniger mit diesem Bild übereinstimmt als Mycroft Holmes. Nein, wenn Mycroft als Graf Schuwalows Attentäter entlarvt ist, wird jede Regierung der Welt wissen, dass Großbritannien ein staatlich sanktioniertes Attentat begangen hat. Großbritannien wird zur geächteten Nation werden. Niemand wird mehr auf euch hören. Euer Einfluss auf das Weltgeschehen wird dahinschwinden.«
    »Und das ist so wichtig für Sie? Genauso wichtig, wie Graf Schuwalow aus dem Weg zu räumen?«
    »Wir sind die Paradol-Kammer«, sagte Mrs Loran nur. »Wenn wir etwas unternehmen, dann nie aus nur einem einzigen Grund. Jede unserer Aktionen dient vielen unterschiedlichen Zwecken und Zielen. Das ist schließlich effektiver so.«
    Sherlock richtete wieder den Blick auf Wormersley und musterte ihn kritisch. »Aber warum Sie? Wie sind Sie in das Ganze hineingezogen