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Young Sherlock Holmes 3

Young Sherlock Holmes 3

Titel: Young Sherlock Holmes 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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jemand anderes der Befragung beiwohnte, für den Fall, dass dabei diplomatische Geheimnisse enthüllt werden würden. Es würde auf ein freundliches Gespräch zwischen zwei Männern hinauslaufen, die sich irgendwann in der Vergangenheit kennengelernt hatten. Ein Gespräch, das in Schuwalows Büro stattfinden würde, weil das der Ort war, an dem er sich am wohlsten und sichersten fühlte. Und weil Mycroft ein wichtiger Mann war, dem ein gewisses Maß an Respekt gebührte. Die Wahrheit kam jäh auf Sherlock eingestürzt. So offensichtlich, so ungeheuerlich, dass es ihm vor Überraschung, das alles nicht bereits vorhergesehen zu haben, einen Moment den Atem verschlug. Das Ganze war von Anfang an arrangiert worden! Alles, was in London geschehen war, hatte darauf abgezielt, Mycroft nach Moskau zu locken! Ihm den Mord im Diogenes Club in die Schuhe zu schieben war kein Versuch gewesen, ihn davon abzuhalten, die Berichte in seinem Büro zu studieren. Nein, es war ein Mittel gewesen, um
sicherzustellen
, dass er sie sehen würde. Wenn er dachte, dass die Berichte so wichtig waren, dass jemand ihm sogar einen Mord in die Schuhe schob, um zu verhindern, dass er sie las, würde er ihnen bei seiner Rückkehr ins Büro definitiv seine volle Aufmerksamkeit widmen! Sie waren der Köder am Ende einer langen Angelleine, die sich den ganzen Weg bis nach Moskau erstreckte!
    Wormersley starrte Sherlock eindringlich an, aber die Gedanken in ihm wirbelten zu schnell, als dass er ein Wort hervorbringen konnte.
    Die Porzellanscherben fügten sich nun in seinem Kopf zusammen. Und die Details zeichneten sich von Sekunde zu Sekunde deutlicher ab.
    Schockiert erkannte Sherlock, dass das Theaterensemble selbst ein einziger Schwindel war. So musste es sein. Es war ein weiterer Bericht auf Mycrofts Schreibtisch gewesen – und er hatte es für Zufall gehalten, was es jedoch nicht war.
    Diese Geheimorganisation – wer immer sich dahinter auch verbarg – wollte ihn in Moskau haben, damit man ihn dort verhaftete. Also hatten sie ihm einen
Grund
und ein
Mittel
gegeben, dorthin zu fahren. Ein fix und fertig arrangierter Plan, bereit, in die Tat umgesetzt zu werden!
    Vor seinen Augen tauchten die Gesichter des Theaterensembles auf: Mr Kyte, Mr Malvin, Miss Dimmock, Mrs Loran und, nicht zu vergessen, Mr Eves und seine Musiker. Und was war mit den Bühnenarbeitern, mit Pauly, Henry, Judah und Rhydian? Gehörten sie etwa
alle
zu dieser Scharade? Spielten sie alle eine Rolle, selbst die, die eigentlich keine Schauspieler waren? Die Dimension dieses Unterfangens war unvorstellbar!
    Wenn man es jetzt so betrachtete, war die Sache nur allzu offensichtlich. Die Geheimorganisation hatte darauf gebaut, dass Mycroft nach seiner Verhaftung in London noch etwas verwirrt war und die erstbeste, sich bietende Gelegenheit ergriff, nach Moskau zu gelangen. Doch dann war auch Sherlock auf den Plan getreten, ebenso wie Amyus Crowe, und so musste die Organisation die beiden aus dem Weg räumen. Das erklärte den Angriff im Museum. Die Organisation reagierte rasch auf unvorhergesehene Ereignisse, und das war auch der Grund gewesen, warum ihre Pläne so schwer zu verstehen gewesen waren.
    Jetzt, da er spürte, wie die Erregung darüber, recht zu haben, seinen Körper durchströmte und jede Nervenfaser in ihm zum Vibrieren brachte, beschleunigte sich sein Atem.
    Alles – jedes kleine bisschen davon – war entworfen worden, damit Mycroft allein mit Graf Pjotr Schuwalow, dem Leiter der Dritten Abteilung, in dessen Büro zusammentraf. Alles führte auf diesen Augenblick hin. Doch warum? Als Sherlock alle Geschehnisse Revue passieren ließ, stand die Antwort auf einmal in blendender Klarheit vor ihm. Sie wollten Graf Schuwalow umbringen und sie wollten die Tat Mycroft unterschieben. Das war schließlich ihre Vorgehensweise – sie hängten Leuten etwas an, das sie nicht getan hatten. Sie hatten Mycroft einen Mord angehängt und Sherlock einen Diebstahl.
    Sherlock hob den Blick und schaute Wormersley in die Augen. »Und Sie gehören auch dazu, stimmt’s?« Die Worte kamen ihm urplötzlich über die Lippen, aber er wusste, dass sie stimmten. Sein Verstand hatte den Bruchteil einer Sekunde zuvor alle Beweise klar und deutlich vor sich ausgelegt.
    Wormersley sah ihn mit bewunderndem Ausdruck an. »Du bist wirklich deines Bruders Bruder. Bravo.«
    Schweigen senkte sich über das Café. Es war fast, als unterbrachen sämtliche Gäste einen Moment lang das Essen oder die

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