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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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der Gegend gibt’s ’n nettes kleines Gewerbe. Mit ’nem bisschen Kleingeld können sich die braven Bürger Kriminelle in ihren Zellen ansehen«, erwiderte Dunham mit düsterer Stimme. »Die braven Bürger lieben es, arme Schlucker in Polizeihaft zu besichtigen. Das lässt sie noch ruhiger in ihren gemütlichen Betten schlafen. Ich steck dem Sergeant ein paar Schillinge zu und erzähl ihm, dass du der Sohn eines englischen Lords bist, der gerade in Edinburgh zu Besuch ist. Der wird dich mit Vergnügen zehn Minuten mit ihr alleinlassen, ohne Fragen zustellen.« Er sah Sherlocks schockierten Gesichtsausdruck und schnaubte verächtlich. »Was denn? Glaubst du etwa, die Polizei ist besser als die Verbrecher? Der einzige Unterschied ist, dass sie Uniformen haben und wir nicht.«
    Er marschierte in die Polizeistation und kam fünf Minuten später wieder heraus.
    »Am Empfangstresen erwartet dich ein Constable, der dich zu den Zellen bringt«, sagte er. »Sei in einer Viertelstunde wieder draußen, sonst wollen die noch einen Schilling.«
    Zweifelnd betrat Sherlock die Polizeistation. Drinnen roch es modrig und unangenehm. Tatsächlich erwartete ihn bereits ein uniformierter Constable hinter dem Türeingang. Er hatte Koteletten und einen buschigen Schnurrbart. »Hier lang«, sagte er mürrisch und mied den Augenkontakt. »Fünfzehn Minuten haste, sie dir anzugucken und mit ihr zu reden. Und keine Dummheiten, hörst du?«
    »Keine Dummheiten«, willigte Sherlock ein, ohne genau zu wissen, was damit eigentlich gemeint war.
    Über eine Treppe gelangte man zu den Zellen hinunter, deren Stufen von Generationen von Füßen ausgetreten waren. Auf unangenehme Weise erinnerten sie Sherlock an das Mal, als er Mycroft in einer Polizeistation in London besucht hatte; und er hoffte, dass sich der jetzige Besuch als ebenso erfolgreich herausstellen würde wie der damalige.
    Der Constable blieb vor einer Tür stehen und schloss sie mit einem der zahlreichen Schlüssel an seinem großen Schlüsselring auf, der an seinem Gürtel hing. Er stieß die Tür auf und bedeutete Sherlock hineinzugehen. »Fünfzehn Minuten«, warnte er. »Die meiste Zeit heult sie nur rum. Daher denke ich nicht, dass sie was Dummes anstellen wird, wie zum Beispiel dich anzugreifen. Aber bei dem Gesindel kann man nie wissen. Wenn sie dir zu nahe kommt, klopf einfach gegen die Tür. Ich warte gleich hier draußen.«
    Sherlock betrat die Zelle. Die Tür schloss sich hinter ihm, und er hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Er war allein – mit einer potentiellen Mörderin.
    Die lag auf einem Eisenbett, das offensichtlich mit Scharnieren und Ketten fest mit der Wand verbunden war. Sie blickte zu ihm hoch. Sie war ungefähr Mitte dreißig, hatte strohblondes Haar und blaue Augen. Etwas an ihren Gesichtszügen erinnerte Sherlock an ihren Bruder, auch wenn sie kleiner und zierlicher war. Ihr schmutziges Gesicht war tränenverschmiert und ihre Kleidung zerknittert, als hätte sie darin geschlafen – was wohl auch der Fall war.
    »Ich brauche keinen Priester«, sagte sie. Ihre Stimme klang schwach, aber entschlossen. »Ich bin noch nicht bereit, meinen Frieden mit Gott zu machen.«
    »Ich bin kein Priester«, erwiderte Sherlock. »Ihr Bruder hat mich geschickt.«
    »Gahan?« Sie richtete sich auf. Panik lag in ihren Augen. »Er darf sich nicht einmischen. Er darf es einfach nicht.« Sie blickte zur Tür, als hätte sie Furcht, der Constable draußen könnte lauschen. »Wenn die Polizei denkt, dass er etwas damit zu tun hat, werden sie ihm bis ans Ende der Welt nachjagen und erst ruhen, wenn sie ihn erledigt haben!«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte er sie. »Er ist nicht in die Sache involviert. Ich habe ihn nur gefragt, ob ich Sie sehen kann. Ich will nämlich herausfinden, was passiert ist.«
    »Was passiert ist?« Sie wandte den Blick ab, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. »Sir Benedict ist tot, und die Polizei glaubt, ich hab’s getan, Sir. Das ist passiert.«
    »Und, haben Sie’s?«
    Schockiert sah sie ihn wieder an. »Wie hätte ich so etwas tun können! Ich habe zwanzig Jahre für Sir Benedict gearbeitet. Er war wie ein Vater für mich, Sir!«
    Sherlock nickte. »In Ordnung, warum glaubt die Polizei dann, dass Sie ihn getötet haben?«
    Sie vergrub den Kopf in ihren Händen. »Weil ich seine Köchin bin. Oder zumindest seine Köchin
war
. Ich habe alle seine Speisen zubereitet. Und er wurde vergiftet, oder zumindest ist es

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