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Young Sherlock Holmes 4

Young Sherlock Holmes 4

Titel: Young Sherlock Holmes 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Lane
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wiederzusehen, und Verwirrung darüber, was für Gefühle er seinem Vater gegenüber empfand. Einem Mann, der Sherlock bis vor kurzem immer wie eine Naturgewalt vorgekommen war, mit seiner lauten Lache und seiner begeisterten Liebe zur Natur. Den er jetzt allerdings als jemanden wahrnahm, der sehr viel komplizierter war.
    Er konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob die
folie à double forme
, an der sein Vater litt, vererbbar war, etwa so wie ein Muttermal, oder einfach nur ansteckend wie eine Grippe, die man sich einfangen konnte.
    Als sie auf das kleine Cottage zuritten, bemerkte Sherlock, dass Virginias Pferd sich nicht draußen auf dem Feld befand. »Sandia ist weg«, sagte er. »Virginia ist nicht hier.«
    »Und? Willste los und sie suchen?«, rief Matty ihm zu.
    Sherlock starrte ihn wütend an. »Lass uns reingehen«, sagte er finster. »Ist ja schließlich schon ’ne ganze Stunde her, dass du was gegessen hast. Vermutlich hast du längst schon wieder Hunger.«
    »Vermutlich«, stimmte Matty unbeeindruckt zu.
    Sie stiegen von den Pferden und banden die Tiere an dem Zaun vor dem Cottage an. Irgendetwas störte Sherlock, als sie anschließend auf das Häuschen zugingen, und er brauchte einen Moment, bis er darauf kam. Das vor dem Cottage herrschende, übliche Durcheinander von herumliegenden Äxten, schlammbedeckten Stiefeln und dergleichen war verschwunden.
    Zudem war ungewöhnlicherweise die Tür geschlossen. Sherlock klopfte und wurde plötzlich von der ungewohnten Vorahnung durchdrungen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Er dachte an die Unterhaltung zurück, die er auf dem Markt aufgeschnappt hatte. Er hatte gedacht, dass die beiden Amerikaner Mr Crowes Hilfe wollten. Hatte er sich vielleicht geirrt?
    Von drinnen kam keine Reaktion.
    Wieder klopfte er. Immer noch nichts.
    Er schaute Matty an, der neben ihm stand. Matty starrte mit gerunzelter Stirn zurück.
    Sherlock schob die Tür auf.
    Der Raum war bar jedweder persönlichen Gegenstände. Amyus und Virginia Crowe waren nicht einfach nur nicht da. Vielmehr gab es auch keinerlei Zeichen dafür, dass sie jemals hier gelebt hatten.

6
    Schockiert stieß Sherlock die Tür ganz auf und betrat den Raum. Größe, Grundriss und das Mobiliar: Alles war vertraut, aber zugleich auch völlig anders. Das Fehlen des üblichen Durcheinanders ließ den Raum viel größer wirken, als er ihn in Erinnerung hatte.
    Die Masse an nackter Wandfläche wirkte beunruhigend, war er doch gewohnt, sie mit Karten und Zeichnungen bedeckt zu sehen. Lediglich die winzigen Löcher im Putz verrieten die Stellen, an denen einst Gegenstände an der Wand befestigt gewesen waren – was andererseits auch beruhigend war. Bedeutete es doch, dass er sich tatsächlich im richtigen Haus befand und Crowes Cottage nicht mit einem von denen verwechselt hatte, die sich etwas weiter die Straße hinunter befanden und die gleiche Größe und Form aufwiesen.
    »Die müssen in aller Eile die Biege gemacht haben«, stellte Matty fest und folgte Sherlock nach drinnen.
    »Vielleicht haben sie ja eine Nachricht hinterlassen«, überlegte Sherlock und wies auf den Raum vor ihnen. »Du schaust dich hier unten um, und ich gehe nach oben.«
    »Hier gibt’s nichts Besonderes«, wandte Matty ein. »Hätten sie ’ne Nachricht dagelassen, hätten sie sie irgendwo deutlich sichtbar hingelegt.«
    »Womöglich wollten sie nicht, dass sie von jedem x-Beliebigen, der hereinspaziert kommt, gefunden werden kann. Vielleicht haben sie sie versteckt.«
    Matty schaute ihn skeptisch an. »Du klammerst dich an einen Strohhalm«, sagte er. »Finde dich damit ab: Die sind abgehauen. Hab’ ich selbst schon so häufig gemacht, dass ich es gar nicht mehr zählen kann. Jemand ist wegen einer offenen Miete hinter dir her, also machst du um Mitternacht heimlich die Biege. Gibst alles auf, und lässt dich irgendwo nieder, wo niemand einen Schimmer hat, wer du bist.« Er runzelte die Stirn. »Hätte Mr Crowe allerdings nicht für einen gehalten, der so einfach die Fliege macht. Wer auch immer hinter ihm her ist, muss ziemlich furchterregend sein, dass er sich so Hals über Kopf verkrümelt.«
    »Du hast diese beiden Amerikaner auf dem Markt vergessen«, gab Sherlock zu bedenken. »Die sagten, dass sie Mr Crowe vor etwas warnen wollten.«
    »Vielleicht waren’s ja die, vor denen er getürmt ist.«
    »Aber so hätte er das nicht gemacht«, protestierte Sherlock. »Nicht, ohne uns etwas zu sagen.«
    Matty zuckte die Schultern.

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