Ysobel – Das Herz aus Diamant
begann die Zöpfe zu lösen. Sie sah das Verlangen in seinem Blick aufglühen und machte sich nun am Gürtel zu schaffen. Die Schnalle fiel mit einem leisen Klappern gegen die Kaminumrandung, weil Ysobel nicht darauf achtete, was mit dem kostbaren Stück geschah.
Ihre Finger zitterten ein wenig, und die Verschnürung des Gewandes an der Seitennaht war fast zu kompliziert, um sie ohne hinzublicken aufzuziehen, aber am Ende konnte sie die schwere Seide über die Schultern nach unten schieben. Sie rutschte leise raschelnd zu Boden und bildete einen Kreis um ihre Füße. Jetzt trug sie nur noch ein hauchdünnes, fast durchsichtiges Hemd aus feinstem Leinen. Die schlanke Vollkommenheit ihrer Glieder schimmerte verheißungsvoll durch das Gewebe.
Die Kämpferin, die eben noch so heftig für ihr Glück mit ihm eingetreten war, hatte sich in eine Fee verwandelt. Sie reichte ihm die Hand und zog ihn zart, aber unwiderstehlich in ihr Reich. Er umfing sie mit einem heiseren Stöhnen, hob sie auf seine Arme und trug sie zum Alkoven.
Ysobel fühlte die Wärme seiner starken Hände und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Er roch nach der Lavendelseife, mit der er sich gewaschen hatte, und nach frischer Wäsche.
Es war ein geradezu übermächtiges Verlangen, das sich in ihrer ersten hastigen und stummen Vereinigung widerspiegelte, die etwas Wildes, Verzweifeltes enthielt. Sie sprachen nichts. Jeder wollte den anderen spüren, heftig und unmissverständlich. Ysobels Hemd zerriss, und Jos kam nicht einmal dazu, das seine auszuziehen. Der dramatische Höhepunkt traf sie wie ein viel zu schneller Blitz und ließ sie völlig erschöpft und schweißgebadet in die Kissen sinken.
Erst später ließen sie sich genug Zeit für all die Erkundungen, Liebesworte und die Zärtlichkeiten, die ihrer Liebe bisher versagt geblieben waren. Ysobel rekelte sich unter den kundigen Fingern ihres Liebsten und machte sich ebenfalls daran, seinen Körper erneut zu erkunden.
»Du hast magische Hände!«, raunte Jos und wurde nicht müde, die glänzenden Strähnen ihres wunderbaren Haares zu streicheln.
»Wenn Euch meine Hände so gefallen, Seigneur«, neckte sie ihn, »weshalb wolltet Ihr auf sie verzichten?«
»Du weißt es«, entgegnete er in unerwartetem Ernst und hob mit einer Hand ihr Kinn an, damit er in ihre Augen sehen konnte. »Ich wollte, dass du endlich all die Dinge erhältst, die man dir genommen hat. Du solltest dich nicht mit einem Manne verbinden, der nichts als sein Schwert besitzt. Ich wünschte dir das Leben bei Hofe, einen angesehenen Gatten und all die Ehren, die dir zustehen und die du dir verdient hast. Ich wollte dein Glück!«
»Mein Glück bist du!«, antwortete Ysobel schlicht. Sie kniete vor ihm auf der Matratze, nackt, von ihren prächtigen Haaren umflossen. In ihrem leuchtenden Blick las er alles, was sie empfand.
»Dann zeig es mir!«, forderte er heiser und zog sie über sich.
Ysobel seufzte entzückt, als sie sich in dieser aufregenden Position wieder fand. Seine Hände umfingen ihre Brüste, und er erregte gekonnt die empfindsamen Knospen. Der Versuch, das Drängen in ihrem Schoß zu lindern, indem sie sich ein wenig erhob, sandte Schauer der intensivsten Lust durch ihren Körper, und im Nu hatte sie den Rhythmus gefunden, der sie beide von neuem in stürmische Ekstase versetzte.
Ysobel hatte nicht gedacht, dass es noch eine Steigerung ihrer Gefühle geben konnte, aber sie sah sich getäuscht. Sie waren eins, und niemand würde sie je wieder trennen können. Kein Stolz, kein Fürst, kein Streit und keine Missverständnisse.
Sie spürte das Beben, das ihn durchlief, stürzte gleichzeitig mit ihm in den Taumel dieser Verzückung. Sie tauchte mit ihm in so glühende Wonne, dass sie im ersten Moment nicht mehr wusste, wo sie war, als sie die Augen aufschlug und in sein lächelndes Gesicht blickte.
In plötzlicher Scheu errötete sie und griff instinktiv nach der Decke, auf einmal scheu und verlegen wegen der eigenen Hemmungslosigkeit.
»Du raubst mir den Atem!«, raunte Jos und küsste sie mit einer Sanftheit, die ihr die Tränen in die Augen trieb. »Ich möchte nie wieder ohne dich sein! Ich liebe dich!«
Ysobel blinzelte gegen die Feuchtigkeit in ihren Augen an, als das Geräusch, das sie schon einige Male gehört hatte, nun endlich in ihr Bewusstsein drang. Jemand kratzte und klopfte ungeduldig an der Tür.
»Verdammt!« Jos sprang aus dem Alkoven. Er riss wütend die Tür auf, ohne sich um seine eigene
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