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Zaduks Schädel

Zaduks Schädel

Titel: Zaduks Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vorhang, der Falten bekam, die sich in einem bestimmten Rhythmus bewegten, so daß es aussah, als würde der dort aufgezeichnete Schwarze Tod sich schlangengleich bewegen.
    »Das Stück heißt ›Zaduks Schädel‹«, sagte Suko, »und nicht der Schwarze Tod. Ich frage dich, John, wo befindet sich der verdammte Totenschädel jetzt?«
    »Paris, Rom?«
    »Aber er wird kommen.«
    »Ohne Zuschauer läuft heute nichts.«
    »Dann spielt er eben für uns.« Suko drehte sich auf der Stelle. »Ich halte es hier nicht aus, John. Warte du auf der Bühne, ich schaue mich mal hinten um.«
    »Okay.«
    Suko hob kurz die Hand und ging nach links, wo sich eine schmale Gasse auftat.
    Aus ihr traten normalerweise die Schauspieler, wenn sie ihren Auftritt hatten.
    Ich blieb allein zurück. Schon sehr bald waren auch Sukos Schritte verklungen.
    Diese Momente waren mir nicht fremd. Allein irgendwo zu stehen und darauf zu warten, daß sich etwas ereignete. Zudem brauchte ich die Atmosphäre dicht vor der Explosion. Zumeist kündigt sich ein schreckliches Ereignis auf irgendeine Art und Weise an, und ich besaß dafür einen guten Indikator, eben mein Kreuz.
    Es verließ mich.
    Ich merkte keine Erwärmung, als ich mit den Fingerkuppen darüber hinwegstrich.
    Trotzdem lauerte es im Hintergrund. Nicht sichtbare Augen, das Beobachten aus dem Unsichtbaren, das Wissen darüber, daß bald etwas geschehen würde, ließ mich kribblig werden.
    Ein polterndes Geräusch aus dem Raum hinter der Bühne drang an meine Ohren.
    Ich schrak zusammen, wollte hinlaufen, als ich Sukos Fluch hörte.
    »Keine Panikjohn, da war nichts. Ich habe nur einen Karton umgeworfen, der etwas schief stand.«
    »Okay und sonst?«
    »Es läuft alles normal, aber ich habe noch nicht alles durchsucht. Wir müssen abwarten.«
    Seine Stimme hatte sich angehört, als wären die letzten Worte regelrecht verschluckt worden. Es lag wohl an der dumpfen, staubgeschwängerten Luft, die meines Erachtens vieles verzerrte und nichts normal bleiben ließ. Eine Bühne ohne Dekoration. Okay, das gab es, besonders bei sehr modernen Stücken, aber Zaduks Schädel war sicherlich nicht modern. Dieses Drama konnte durchaus in Atlantis geschrieben worden sein. Ich ging davon aus, daß ein Requisit besonders wichtig war, und zwar der Schädel.
    Mit den Blicken nahm ich die Maße der Bühne ab und dachte gleichzeitig daran, wie der Eiserne und ich vor dem Schädel in der Luft geschwebt hatten.
    Ja, von der Größe her mußte es passen. Der Schädel würde auch in der Höhe genügend Platz haben und nicht mit seiner bleichen Kopfplatte durch das Dach stoßen.
    Der Druck traf mich urplötzlich. Auf einmal peitschte etwas gegen meinen Kopf. Ich taumelte zur Seite und wäre fastvon der Bühne gefallen. Im letzten Augenblick konnte ich mich zur Seite werfen und blieb auch auf den Beinen.
    Ich sah Zaduk!
    Sein massiger, bleicher Schädel mit dem offenen Maul war aus dem Nichts gekommen und hatte sich mitten auf der Bühne materialisiert. Ein schrecklicher, unheimlicher Anblick, eine Orgie des Grauens, die selbst mich in ihren Bann zog.
    Ich war bis an den seitlichen Rand zurückgewichen, konnte schräg auf den Schädel schauen und dachte in diesen Augenblicken nicht daran, nach Suko zu rufen, denn der riesenhafte Totenkopf des Monsters Zaduk nahm meine Aufmerksamkeit gefangen.
    Er öffnete sein Maul…
    Dabei bewegte er nur den Oberkiefer, der wie eine Klappe in die Höhe gezogen wurde und mir freie Sicht auf den unheimlichen Schlund gab. In ihm waberte die rötliche Masse, die auf mich den Eindruck von blutigem Fleisch machte.
    Bisher hatte ich den Schädel nur leer erlebt. Das war nicht mehr der Fall. Im Maul Zaduks zeichneten sich drei Personen ab, die mir unbekannt waren.
    Eine Frau und zwei Männer!
    Die Frau hielt sich im Hintergrund auf. Sie trug ein schwarzes Partykleid, zitterte vor Furcht. Ihr Haar hatte sich gelöst. Teilweise hing es in fettigen Strähnen nach unten. Die Hände hielt die Frau zusammengekrampft, sie hielt sich bestimmt nicht freiwillig im Maul dieses Totenkopfs auf. Im Gegensatz zu den Männern.
    Wie gesagt, ich kannte sie nicht, ihren Gesichtern allerdings war anzusehen, daß sie sich als Sieger fühlten. Das kalte Grinsen auf den Lippen, der Triumph in den leuchtenden Augen. Wie sie sich bewegten, zeigte ebenfalls an, daß sie gewillt waren, mich als nächstes Opfer zu holen. Mit sehr sicheren Schritten verließen sie das Innere des Mauls. Nicht mehr als vier Schritte trennten

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