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Zaduks Schädel

Zaduks Schädel

Titel: Zaduks Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nach vorn geschoben. Sehr langsam richtete er sich auf.
    Aus dem Hintergrund lösten sich die Menschen, um näher an das Geschehen herangehen zu können. Sie waren perplex, den Schädel hatten sie vergessen, doch der wußte genau, was er zu tun hatte, denn er schwebte näher.
    Nicht übermäßig schnell, sehr bedächtig, als würde er vom Wind getragen.
    Der Mann und die Frau innerhalb des Mauls hatten sich zur Seite gedrückt, um einem Gegenstand nicht im Wege zu stehen, der wie ein aufgerolltes Stück Band im Maul des Totenkopfs lag. Noch hatte keiner der Zuschauer das Ding identifizieren können, erst als es sich löste und aus dem Maul schnellte, da wußten sie Bescheid. Eine breite Zunge, dunkelrot schimmernd, jagte der Plattform und ihnen entgegen.
    Schreiend wichen die ersten Menschen zurück. Für sie bedeutete die Zunge eine große Gefahr. Sie war so kraftvoll aus dem Maul hervorgejagt, daß sie Menschen durchaus erschlagen konnte. Als die Zunge auf die Plattform zupeitschte, hatte sich auch Yves Balzac gedreht. Und er tat das, was niemand für möglich gehalten hatte. Er stieß sich ab und sprang der Zunge entgegen.
    Mit sehr viel Schwung hatte ersieh waagerecht in die Luft katapultiert, damit er nicht sofort nach unten fiel. Als ihn der freie Fall in die Tiefe reißen wollte, war die Zunge da und wickelte sich gedankenschnell um seinen Körper.
    Er konnte nicht einmal die Arme bewegen, sie wurden gegen ihn gedrückt, und die Zunge hielt ihn auch.
    Tänzelnd schwang sie für einige Sekunden hin und her, bevor es ihr gelang, sich zu stabilisieren und sich auch zu drehen, denn Yves konnte hin zur Plattform und zu den dort Zurückgebliebenen schauen. Sie standen da wie künstliche Menschen.
    Der Schrecken zeichnete ihre Gesichter. Einige von ihnen weinten, andere hatten die Hände zu Fäusten geballt und holten keuchend Luft. Was sich vor ihren Augen abspielte, war unwahrscheinlich. Dieser Totenschädel, möglicherweise aus einer anderen Zeit stammend, machte mit ihnen, was er wollte.
    Und er hatte sein Opfer gefunden, das sich in der Umklammerung wohl zu fühlen schien, denn Balzac schickte ihnen sein scharfes, helles Lachen entgegen.
    »Ich werde es schaffen!« brüllte er. »Wir alle werden es schaffen. Die Magie des Zaduk wird uns reich machen, wartet es ab, wartet auf ihn, meine Freunde.«
    Er hatte die Worte kaum gesprochen, als sich die Zunge wieder bewegte. Diesmal jedoch dem Maul entgegen. Der Schädel zog sie an sich, als wäre er ein Magnet.
    Und das Maul stand offen. Im Innern waberte die rote, sumpfartige Masse, als würde sie immer wieder Nachschub bekommen, der alte Lücken auffüllte.
    Cabrini und Carlotta hatten von ihrem Platz aus alles sehen können. Als die Zunge das neue Opfer hereinbrachte, traten sie vor, um den Mann zu begrüßen.
    »Du auch?« fragte Cabrini.
    Die Zunge glitt nach unten. Schleim blieb nich an der Kleidung hängen, und Balzac wischte ihn an einigen Stellen ab. »Ja, auch ich, und die Zunge wird meine Freunde holen. Ich habe sie hergeführt. Sie alle sollen Zaduk zu Diensten sein. Aber was ist mit euch? Ich habe mich darauf verlassen, daß auch der Mann aus Rom viele Diener mitbringt, die Zaduk wohlgesonnen sind.«
    Cabrini sah aus, als würde permanent Wasser über sein Gesicht laufen, so sehr schwitzte er. Die Antwort gab er mit gehetzt klingender Stimme.
    »Es kam etwas dazwischen.«
    »Was?« fragte Yves.
    »Ich kannte es nicht. Es war stärker. Es bestand aus zwei Personen, wenn ihr versteht.«
    »Wirklich?«
    »Ja, aus einer Frau und einem…« Das Wort Mann wollte ihm nicht so recht über die Lippen. »Er war klein und mit einer grünlichen Haut versehen. Ich kannte ihn nicht. Die beiden haben es geschafft, den Schädel zu vertreiben. Zum Glück befanden wir uns bereits in seinem Maul, da ging dann alles gut.«
    Yves schaute auf Carlotta. »Gehört sie zu dir?«
    »Nein, sie ist so mitgekommen.«
    Balzac sagte nichts.
    Er spürte auch, daß Carlotta nicht ansprechbar war, weil sie litt. Sie wirkte wie ein Häufchen Elend, stand zwar auf den Beinen, aber hatte sich klein gemacht. Schutz-und hilflos war sie in diesen langen Augenblicken.
    Der Franzose lächelte. »Gut«, sagte er, »gut ist das nicht, aber wir haben hier die Chance, Diener zu Zaduk zu holen. Schau sie dir an, die ich mitgebracht habe.«
    »Ja, ich sah sie bereits.«
    »Die Zunge wird sie holen!« flüsterte Yves. Er trat im Maul ein Stück zur Seite, um dieser widerlichen Peitsche den nötigen Platz

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